Warum ihm der Rainer Winkel am Herzen liegt
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Johann Geier spricht in Unterschneitbach über Heimatliebe
Aichach Unterschneitbach „Leben leben: Mutig – bewusst – hoffnungsvoll“– so lautete der Titel der Auftaktveranstaltung. Die Katholische Landvolkgemeinschaft Aichach hat damit ihre ländliche Seminarreihe in diesem Jahr eröffnet. Referent Johann Geier aus Holzheim-Bergendorf (Landkreis Donau-Ries) referierte im Gasthof Bichlmeier in Aichach-Unterschneitbach.
Johann Geier („Schusterbeck“) ist seit mehr als 25 Jahren Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rainer Winkel. Offiziell gibt es die Gegend des Rainer Winkels nicht. Dennoch hat der Verein diesen Begriff gewählt, der Landschaften der Landkreise Donau-Ries, NeuburgSchrobenhausen, Aichach-Friedberg und Augsburg umfasst. Genau genommen ist das Gebiet des Rainer Winkels identisch mit dem früheren Landgerichtsbezirk Rain im 19. Jahrhundert. Johann Geier liegt das kulturelle Leben in ländlichen Gebieten am Herzen. Er war früher in der Landjugend und Kolpingsfamilie aktiv, war als Erster in seinem Dorf ein Kriegsdienst- beziehungsweise Wehrdienstverweigerer, liebte seine langen Haare und Rucksackreisen durch Asien. Hier begeisterte er sich für die asiatische Kultur. Als er aus der Ferne zurückkam, stellte er fest, dass er mit der bayerischen Kultur bisher überhaupt nichts am Hut hatte. Das war die Geburtsstunde des Rainer Winkels.
Seitdem steht Geier mit Leidenschaft für eine Idee von Heimat, die Tradition mit Moderne verbindet. Nicht von ungefähr stand der Referent mit Lederhose, „Leiberl“und Hut vor der Leinwand. „Die Tracht hat mich begeistert. Tracht ist nichts Statisches, sie ist was Lebendiges“, erklärte Johann Geier. Er zieht seine Tracht an, „weil sie schee ist und was her macht.“Dabei zitierte er mit Stolz auch Gottfried Keller: „Kleider machen Leute“. Der gelernte Bäcker kümmert sich heute beruflich mit viel Freude um Behinderte innerhalb der Stiftung St. Johannes. Er hat sich ein Haus, Baujahr 1924, gekauft. „So ein altes Haus hat eine Geschichte“. Mit seiner Tanja, eine gebürtige Hamburgerin, geht er gerne auf Märkte und verkauft Brot und Käse. Auch beim Elfenfestival in Blumenthal ist er präsent. Dabei steckt der IG-Vorsitzende voller Tatendrang. So organisiert er regelmäßig sommerliche Festivals mit heimischen Musikern und bekannten Künstlern. Auch das Erkunden der Landschaft gehört zu seinem Leben. Geier: „Es gibt schöne Dinge bei uns auf dem Land. Wir müssen das alles nur sehen.“
So hat sein Verein zur Wanderung „Querfeldein durch den Rainer Winkel“eingeladen. Ohne festen Tourenplan ist die Gruppe für eine Woche lang losgelaufen. Wichtig sei für ihn, vorhandene Werte in die neue Zeit einzubringen. „Wir müssen die eigenständige Kultur in Schwaben erhalten“, appellierte der Referent an die Anwesenden. Wichtig sei für ihn auch der Erhalt des Dialektes.
Johann Geier freut sich beispielsweise auch, wenn er ein Wirtshaus findet, „wo noch Kartler zusammenkommen“. Dennoch habe man auch die Weiterentwicklung der Kultur anzunehmen. So lautet der Leitspruch der IG Rainer Winkel auch: „Im Bewusstsein unserer Wurzeln Gegenwart und Zukunft mitgestalten“. Zum Vereinsleben bezog er unmissverständlich Stellung. Nicht das Vereinsvermögen soll die dominante Rolle spielen. „Es muss eine Herzensangelegenheit sein“, so Johann Geier. Zudem ging er auf die Familienharmonie ein: „Halten Sie in der Familie das gemeinsame Essen hoch.“ ● Nächster Termin Der nächste Abend im Rahmen des Ländlichen Seminars findet am Mittwoch, 17. Januar, um 19.45 Uhr in Unterschneitbach statt. Es spricht Sabine Slawik vom Katholischen Deutschen Frauenbund zum Thema „Das kommt mir nicht in die Tüte“.