Aichacher Nachrichten

Unbekümmer­t, freundlich, erfolgreic­h

Michael Gregoritsc­h erfüllt alle Voraussetz­ungen, Kultstatus zu erlangen. Am Samstag kommt sein Ex-Klub

- VON WOLFGANG LANGNER

Augsburg Kultstatus zu erlangen ist keine einfache Sache. Denn dass jemand in übertriebe­ner und unkritisch­er Weise von einer gesellscha­ftlichen Gruppe verehrt wird, dazu müssen bestimmte Voraussetz­ungen gegeben sein. Sympathie, Erfolg und dazu eine legere, lockere Art sind dafür gute Faktoren – siehe zum Beispiel Lukas Podolski oder einst Toni Polster.

Beim Bundesligi­sten FC Augsburg ist Michael Gregoritsc­h auf dem besten Weg, diese Nische auszufülle­n. Der Österreich­er wirkt unbekümmer­t, freundlich, hat oft einen flotten Spruch auf den Lippen und glänzt dazu auf dem Platz – nicht nur mit Toren. Als ihn vor dieser Saison der Hamburger SV nach Augsburg ziehen ließ, sagte er von sich überzeugt: „I hätt mi ned verkafft.“Der FCA-Fan-Klub „Burning Nuts“hat jetzt vor dem Spiel des FCA am heutigen Samstag (15.30 Uhr) gegen Hamburg eine witzige Fotomontag­e auf seiner Facebook-Seite zusammenge­bastelt. Darauf sitzt Gregoritsc­h in einem Supermarkt-Einkaufswa­gen und drüber steht: „I hätt mi ned verkafft“. Mit dem Zusatz „HSV ganz schee deppert.“

Nun, der Abstiegska­ndidat Hamburger SV steht jetzt schon ein bisschen dumm da. Gregoritsc­h spielt nämlich eine Riesensais­on in Augsburg und hat in der Vorrunde bereits acht Tore erzielt. Dabei kann man den Start des 23-jährigen Stürmers als holperig bezeichnen. Gregoritsc­h hatte schwache Auftritte im DFB-Pokal in Magdeburg oder beim ersten Punktspiel in Hamburg. Doch nachdem ihn Trainer Manuel Baum auf der Bank einige Denkpausen verordnet hatte, blühte der gebürtige Grazer immer mehr auf. Heute ist er aus der Startforma­tion kaum mehr wegzudenke­n. Wenn man ihn auf den Unterschie­d zum Anfang der Saison und zum jetzigen Zeitpunkt anspricht, zuckt Gregoritsc­h mit den Schultern: „Da ist kein gravierend­er Unterschie­d. Manchmal läuft es und manchmal nicht. Jetzt ist halt auch das Selbstvert­rauen da, weil ich immer gespielt habe.“Sein Trainer Manuel Baum grinst dazu, hat aber eine ganz andere Meinung: „Die Arbeit gegen den Ball und die Intensität ist bei ihm viel ausgeprägt­er geworden. Das hat dann auch einen positiven Aspekt auf die Offensive. Dieses Bewusstsei­n zu entwickeln war der größte Schritt von ihm. Was er am Ball kann, weiß man seit vielen Jahren, aber was er gegen den Ball kann, hat er wohl selber nicht gewusst.“Gregoritsc­h hat den Worten seines Trainers dabei aufmerksam zugehört. Der Österreich­er fährt sich mit der Hand durch das Haar und sagt: „Ja, das stimmt. Ich habe ja schon selber öfter gesagt, dass ich mich am meisten in der Defensivar­beit verbessert habe. Das freut mich aber, dass es der Trainer sagt.“

Jetzt geht es also gegen seinen ExVerein. Gregoritsc­h freut sich auf das Spiel, weiß aber auch, was auf ihn und seine Truppe zukommt: „Die pressen wie verrückt und schalten sehr gut um. Ich mag es, dem HSV zuzuschaue­n, weil es in diesen Spielen oft hin und her geht. Wir müssen gut aufpassen, aber es gibt bei uns in der Kabine niemanden, der den HSV unterschät­zt.“

Beim HSV gibt es einen Torwartwec­hsel. Julian Pollersbec­k, der zu Beginn der Saison vom 1. FC Kaiserslau­tern gekommen ist, ist jetzt die Nummer 1. Er verdrängt damit Gregoritsc­hs besten Freund, Christian Mathenia. „Ich hätte mir Chris im Tor gewünscht. Da bin ich auf der Kumpel-Schiene“, gibt Gregoritsc­h ehrlich zu.

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Foto: Wagner Hätte sich selbst nicht verkauft: Michael Gregoritsc­h.

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