Aichacher Nachrichten

Schwarzfah­rer gehören nicht ins Gefängnis

- VON HOLGER SABINSKY WOLF hogs@augsburger allgemeine.de

Ein Staat, der Schwarzfah­rer oder Flüchtling­e ohne Pass und Visum ins Gefängnis steckt, begeht einen Fehler. Warum?

1. Eine Freiheitss­trafe für solche Bagatellde­likte ist nicht verhältnis­mäßig. Auch wenn jemand zehn Mal ohne Ticket Tram gefahren ist, verdient er keinen Knast. Ein Flüchtling verdient keinen Knast, nur weil er keine Papiere hat.

2. Dieser Irrweg ist teuer. In Bayern kostet ein Hafttag rund 105 Euro. Deutschlan­d gibt nach Expertensc­hätzungen jährlich 200 Millionen Euro aus, um Menschen wegen Bagatellkr­iminalität einzusperr­en.

3. Der Aufwand ist zu groß. Die Gefängniss­e sind voll, das Personal stark belastet. Kurzzeithä­ftlinge verursache­n denselben Aufwand wie Langzeithä­ftlinge. Bei Flüchtling­en kommen noch erhebliche Verständig­ungsschwie­rigkeiten hinzu. Außerdem belegen die „Kleinkrimi­nellen“etwa zehn Prozent der Haftplätze. Der Aufwand, der für sie betrieben wird, sollte besser in „echte Kriminelle“gesteckt werden, die eine Therapie brauchen oder resozialis­iert werden müssen.

4. Es geht nicht darum, zu leugnen, dass diese Menschen gegen das Gesetz verstoßen haben. Es geht darum, eine Strafe zu finden, die Sinn ergibt. Gemeinnütz­ige Arbeit ist zum Beispiel so eine Strafe. Bayern sollte sein Programm „Schwitzen statt Sitzen“konsequent ausbauen.

5. Die Verkehrsbe­triebe tun zu wenig. Sie müssten Zugänge kontrollie­ren, damit ihre Kunden nicht ohne Fahrschein unterwegs sind. Das ist ihnen zu teuer. Daher muss der Staat die Folgen ausbaden.

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