„0,0“Anrufe für den lang geforderten Rufbus
Kein einziger Fahrgast aus den Ortsteilen in Baar und Thierhaupten nutzt seit Einführung im Mai das Angebot. Bürger forderten seit Jahren Anbindung zum Bahnhof Meitingen. Jetzt zieht der Kreisentwicklungsausschuss die Notbremse
Baar/Aichach Auf Bürgerwunsch hat der Kreis im Mai eine Rufbuslinie von Baar über die Ortsteile und Thierhaupten als Verbindung zum Bahnhof nach Meitingen eingerichtet, doch der Probebetrieb endet jetzt mit einem ernüchternden Ergebnis: Kein einziges Mal ist der Service bislang in Anspruch genommen worden. Der zuständige Abteilungsleiter im Landratsamt Georg Großhauser brachte in der Sitzung des Kreisentwicklungsausschusses die Bus-Anforderung so auf den Punkt: „0,0.“Weil das Wittelsbacher Land trotzdem für die Bereitstellung bezahlen muss, stoppten die Kreisräte jetzt das Experiment. Zum 31. März wird die Linie eingestellt. Eigentlich sollte der Versuch bis Ende des Jahres 2018 laufen.
Auch der Baarer Bürgermeister Leonhard Kandler (CSU), Mitglied im Ausschuss, stimmte dem Aus zu. „In jedem Hof stehen heute fünf Autos“, sagte er: Bevor man den Rufbus kommen lasse, fahre man schneller selbst. Auf Bürgerversammlungen sei die Verbindung dagegen gefordert worden, berichtete Kandler den Kollegen: „Aber Forderungen zu stellen gehört ja heute zu einem modernen Menschen, und dann nimmt es keiner an.“
Vor einem Jahr hatte der Ausschuss den Versuch auf den Weg gebracht (wir berichteten mehrmals). Nach einigen gescheiterten Projekten im nördlichen Teil des Wittelsbacher Landes (Adelzhausen– MVV-Anbindung in Odelzhausen oder Aindling–Bahnhof Langweid) in den vergangenen Jahren sollte mit der Verbindung nach Meitingen wieder ein Anlauf für eine Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu einem
Nachbarlandkreis genommen werden. Der Probebetrieb war angelegt auf 20 Monate. Zum einen geht es dabei um eine Verlängerung der bestehenden Buslinie 410 von Thierhaupten bis Unterbaar (Haltestelle Bräustüberl, ungefähr jede Stunde). Dieser Versuch wird übrigens zumindest bis Ende 2018 weitergeführt und dann anhand der Nachfrage über den Regelbetrieb entschieden. Zusätzlich wurde auch der stündliche Rufbus für die Ortsteile der beiden Kommunen eingeführt. Der Niederflurkleinbus sollte nur nach telefonischer Anmeldung fahren und die Ortsteile Weiden, Hözlarn (beide Markt Thierhaupten) sowie Heimpersdorf und Lechlingszell (beide Gemeinde Baar) anbinden. Diese neue Linie wurde mit den fahrplanmäßigen Fahrten der Regionallinie 410 an der Haltestelle Marktplatz in Thierhaupten abgestimmt, und die ist wiederum mit den Abfahrtzeiten der Züge am Bahnhof in Meitingen verknüpft.
Die Kosten für den kompletten Versuch zwischen Baar und Meitingen (100000 Euro im Jahr) teilen sich die Kreise Aichach-Friedberg und Augsburg (je 30 Prozent) und die Kommunen (je 20 Prozent). Für die Fahrgäste entstehen keine Mehrkosten, es kommen die AVVVerbundtarife zur Anwendung. Thierhaupten und Baar wünschten sich diese Verbesserung übrigens seit Langem. Die Gemeinderäte hatten dazu entsprechende Beschlüsse gefasst.