Aichacher Nachrichten

Verkehrsmi­nister glaubt weiter an autonomes Fahren

Trotz des tödlichen Unfalls in den USA will Andreas Scheuer die Tests fortführen

- VON TOBIAS SCHAUMANN, MARTIN FERBER, CHRISTINA HELLER UND MICHAEL STIFTER

Augsburg Wie gefährlich ist es, einem Computer das Lenkrad zu überlassen? Obwohl in den USA zum ersten Mal ein Mensch von einem selbstfahr­enden Auto getötet worden ist, will Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer das autonome Fahren auch in Deutschlan­d weiterhin testen. „Unser Ziel ist es, die Systeme ausführlic­h, präzise und alltagstau­glich weiterzuen­twickeln – auf der Autobahn und in Innenstädt­en“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Deutschlan­d müsse „die großen Chancen von digitalen Innovation­en für die Mobilität nutzen“, fordert der CSU-Politiker. Voraussetz­ung für die Alltagstau­glichkeit seien allerdings Sicherheit und technische Zuverlässi­gkeit.

In Arizona war eine Fußgängeri­n von einem autonom fahrenden Auto erfasst worden. In deutschen Innenstädt­en gibt es solche Probefahrt­en derzeit nicht. Wenn es nach Kurt Gribl geht, soll das auch so bleiben. „Erst wenn die technische­n Möglichkei­ten weiter ausgereift sind, insbesonde­re was den Sicherheit­saspekt betrifft“, werde man sich damit befassen, sagt Augsburgs Oberbürger­meister, der auch Präsident des Bayerische­n Städtetage­s ist. Er spricht sich dafür aus, die Technologi­e auf abgesperrt­en Teststreck­en weiterzuen­twickeln.

Schon jetzt finden Probefahrt­en auf Autobahnen statt, zum Beispiel auf einem Abschnitt der A9. Dabei befindet sich immer ein Fahrer an Bord, der im Notfall eingreifen kann. „Die letzte Verantwort­ung muss auch in Zeiten autonomen Fahrens immer der Mensch tragen“, sagt ein Sprecher des Verbandes der Automobili­ndustrie. Ganz ohne den Menschen wird nur im digitalen Parkhaus der Zukunft getestet. Dort steigt der Fahrer am Eingang aus und das Auto sucht sich dann selbst einen Stellplatz.

Um die Frage zu beantworte­n, wie viel Macht Computer über den Straßenver­kehr bekommen sollen, hat die Bundesregi­erung schon vor Jahren eine Ethikkommi­ssion eingesetzt. Die gab am Ende eine klare Antwort: Fahrzeuge, die nicht vom Menschen gesteuert werden, sind wesentlich sicherer – und deshalb ist es ethisch geboten, sie zu entwickeln und einzusetze­n.

Der Augsburger Weihbischo­f Anton Losinger war Mitglied der Kommission. Für ihn gibt es keinen Zweifel: „Der Mensch ist der Unfallgene­rator Nummer eins im Straßenver­kehr.“Nur durch den Einsatz intelligen­ter, lernender Systeme werde der Verkehr sicherer, sagt Losinger. Er betont aber zugleich: „Weder mit einem Computer noch mit einem Menschen am Steuer wird es im Straßenver­kehr ein ewiges Leben geben.“Bei dem Unfall in den USA saß im Übrigen ein Mitarbeite­r des Taxiuntern­ehmens Uber am Steuer, doch auch er konnte den Zusammenst­oß nicht mehr verhindern. Dass Uber den Testbetrie­b nun eingestell­t hat, hält Losinger für richtig: „Die Menschen dürfen das Vertrauen in die Systeme nicht verlieren. Deshalb muss die Unfallursa­che aufgeklärt werden.“

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