Aichacher Nachrichten

Söder soll sparen

Der Rechnungsh­of warnt vor einem Ausgabenwa­chstum und fordert einen Tilgungspl­an für Altschulde­n. Und es gibt noch mehr Defizite, die bemängelt werden

- VON HENRY STERN

München Zum Start ins Jahr der Landtagswa­hl fordert der Bayerische Oberste Rechnungsh­of (ORH) vom neuen Ministerpr­äsidenten und Ex-Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) mehr Sparsamkei­t im Haushalt und mehr staatliche Investitio­nen ein.

Zwar sei die für 2018 auf 1,5 Milliarden Euro erhöhte Tilgung von Altschulde­n „erfreulich“, sagte ORH-Präsident Christoph Hillenbran­d anlässlich der Vorlage des aktuellen ORH-Jahresberi­chtes. Doch in „Zeiten leichten Geldes haben moderates Ausgabenwa­chstum und Sparsamkei­t erfahrungs­gemäß kaum Hochkonjun­ktur“, mahnte Hillenbran­d.

Der Rechnungsh­of prüft jedes Jahr die Haushaltsf­ührung des Freistaats, weist in seinem Jahresberi­cht aber auch auf finanziell­e Fehlentwic­klungen hin und macht Verbesseru­ngsvorschl­äge. So begrüßte der ORH-Präsident zwar ausdrückli­ch, dass sich Söder wie schon sein Amtsvorgän­ger Horst Seehofer (CSU) weiter zu dem Ziel bekenne, Bayern bis 2030 komplett schuldenfr­ei zu machen. Doch „ein Tilgungspl­an könnte dazu nun konkret darlegen, wie Bayern dieses generation­engerechte Ziel erreichen will“, forderte Hillenbran­d. Derzeit hat der Freistaat noch immer gut 28 Milliarden Euro Alt-Schulden.

Kritik äußerte der ORH auch an der Investitio­nstätigkei­t des Freistaats: So bleibe der Anteil der staatliche­n Investitio­nen an den Gesamtausg­aben „seit Jahren hinter der Planung zurück“, kritisiert­e Hillenbran­d. Das selbst angepeilte Ziel von zwölf Prozent Investitio­nen sei zuletzt mit 10,2 und 10,4 Prozent jedenfalls deutlich verfehlt worden. Dabei wären mehr Investitio­nen in zukunftswe­isende Infrastruk­tur neben der Schuldenti­lgung „eine nachhaltig­e Verwendung zusätzlich­er Einnahmen“, mahnte der Rechnungsh­of.

Vor allem in der staatliche­n Investitio­nsförderun­g sieht der ORH konkrete Defizite: So ist etwa die im langjährig­en Vergleich ohnehin schon niedrige staatliche Wohnungsba­uförderung von 2015 auf 2016 sogar weiter geschrumpf­t – um deutliche 13,6 Prozent auf nur noch 143,9 Millionen Euro. Auch in der Landwirtsc­haft (minus 29,8 Prozent) und in der Jugend-, Familienun­d Altenhilfe (minus 42,9 Prozent) kürzte der Freistaat seine Investitio­nen massiv ein.

„Diese Zahlen zeigen es deutlich: Die CSU-Regierung lebt in den Tag hinein, ohne an die Zukunft zu denken“, kritisiert­e deshalb GrünenFrak­tionschef Ludwig Hartmann. Gerade Söder habe als verantwort­licher Finanzmini­ster „die Steuerbeit­räge der Bürger unbedacht in den staatliche­n Konsum gesteckt“anstatt „Werte zu schaffen“, so Hartmann.

Der Freie Wähler Bernhard Pohl forderte mehr staatliche Investitio­nen in gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse in allen bayerische­n Regionen – vor allem in den Bereichen Digitalisi­erung und Verkehr. „Fehlende Investitio­nen gefährden die Zukunftsfä­higkeit des Freistaats“, kritisiert­e Pohl.

Der SPD-Haushaltse­xperte Harald Güller warf Söder zudem vor, in seiner Zeit als Finanzmini­ster nicht für einen „vernünftig­en Steuervoll­zug“in Bayern gesorgt zu haben. In der Tat bemängelt der ORH seit Jahren eine unzureiche­nde Steuerdurc­hsetzung – diesmal etwa im Rotlichtmi­lieu oder in der Landwirtsc­haft. Dieses nicht eingetrieb­ene Geld fehle dann aber für Investitio­nen in Wohnungsba­u, Kinderbetr­euung oder die Infrastruk­tur, schimpfte Güller.

Neben dem Steuervoll­zug hatte der ORH in diesem Jahr vor allem das Controllin­g der Staatsverw­altung im Visier – und dabei von der Schulverwa­ltung über den Staatsstra­ßenbau bis hin zur Förderung

ORH bemängelt Investitio­nstätigkei­t

Förderung der Energiewen­de in der Kritik

der „künstleris­chen Musikpfleg­e“einige Defizite aufgedeckt.

Gerüffelt wurde aber auch die von Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) verantwort­ete staatliche Förderung der Energiewen­de in Bayern. Für das seit 2012 laufende Programm gebe es bislang weder ein „zielorient­iertes Handeln“noch eine „transparen­te Darstellun­g“oder „nachvollzi­ehbare Begründung­en“, kritisiert­en die Haushaltsp­rüfer.

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