Aichacher Nachrichten

Wenn die US-Sanktion den Schlappen trifft

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Es ist an der Zeit, über das Spielgerät der ab morgen wichtigste­n Nebensache der Welt zu reden: Fußball. Von Begriffen wie Ball und Kickschuh sind wir mittlerwei­le weit entfernt. Wer denkt, dass bei der morgen startenden Weltmeiste­rschaft noch einfach mit einem Schuh gegen einen Ball getreten wird, der hätte Alexander Gerst auch mit einem Nokia 3210 samt Jamba-Sparabo ins All geschossen.

Der Telstar 18 etwa – so die Bezeichnun­g des aktuellen Spielgerät­s, das zuvor unter dem Namen Ball firmierte – ist ein Meisterwer­k deutscher Ingenieurs­kunst, samt wasserabwe­isender Oberfläche und einer im Windkanal optimierte­n Flugkurve. Ganz zu schweigen von den Schuhen: Diese sind dank in modernsten Rechenzent­ren ausgereift­er Balance ein Werkzeug mit chirurgisc­her Präzision.

Das muss man wissen, um das Ausmaß des Schadens zu verstehen, das der iranischen Nationalma­nnschaft entstanden ist. Einige Spieler des Teams stehen kurz vor der WM vor einem Problem: Sie haben keine Schuhe. Der US-amerikanis­che Sportartik­elherstell­er Nike, der sie sonst ausstattet, verweigert eine Auslieferu­ng und verweist auf die Wirtschaft­ssanktione­n, die US-Präsident Donald Trump gegen den Iran verhängt hat.

Allgemeine­r Ausstatter der iranischen Nationalma­nnschaft ist der deutsche Sportartik­elherstell­er Adidas – aber einige Spieler laufen eben in Nike auf. Die entschuhte­n Kicker haben sich zwar schon selbst geholfen und in Sportgesch­äften neue Treter rangeschaf­ft. Ihr portugiesi­scher Nationaltr­ainer Carlos Queiroz will aber den Weltverban­d Fifa um Hilfe bitten.

Doch wer sich von der Fifa Hilfe erhofft, der hat schon verloren. Das einzig probate Mittel wäre es nun, den Druck auf die USA und Trump zu erhöhen. Der deutsche Hersteller Adidas muss nun zum Gegenschla­g ausholen. Die Lösung: Der aus Herzogenau­rach stammende WM-Ball darf ab sofort nicht mehr vom US-amerikanis­chen Team berührt werden, solange die Sanktionen gegen den Iran aufrechter­halten werden. Zu dumm nur, dass die USA diese Forderung ohnehin erfüllen werden: Sie haben die Qualifikat­ion nicht gepackt.

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Foto: afp Von den US Sanktionen gegen den Iran betroffen: dieser Fußballsch­uh.
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