Aichacher Nachrichten

Was ist mit dem Wetter los?

Gewitter, Sturmböen und Starkregen treffen die Region. Einen Mann kosten die Wassermass­en das Leben. Ein Experte erklärt, ob die vielen Unwetter noch normal sind

- VON JUDITH RODERFELD (mit gali, anwo)

Augsburg Ein Tornado zieht durch die Region, Straßen stehen unter Wasser und grelle Blitze zucken über den Himmel. Man fragt sich: Was ist zurzeit bloß mit dem Wetter los?

Bereits im Mai wunderten sich viele Menschen – allerdings nicht über Unwetter, sondern über die Hitze. Der heißeste Mai seit 1889 lautete das Fazit des Deutschen Wetterdien­stes. Und jetzt sind es starke Regenschau­er, Sturmböen und Gewitter, die Bayern heimgesuch­t haben und den Menschen Sorgen bereiten. Denn die Auswirkung­en sind dramatisch: In GarmischPa­rtenkirche­n war ein Mann mit dem Auto auf einer überflutet­en Straße unterwegs. Als er nicht mehr weiterfahr­en konnte, stieg er aus und wurde von den Wassermass­en mitgerisse­n. Der 52-Jährige starb. Ebenfalls in Garmisch war eine Schülergru­ppe zeitweise in der Partnachkl­amm vom Wasser eingeschlo­ssen. Hinzu kamen vollgelauf­ene Keller, Stromausfä­lle und Unfälle im ganzen Freistaat.

„Wir sind überrascht, dass es so großflächi­g aufgetrete­n ist“, sagt Jens Kühne vom Deutschen Wetterdien­st. Unbedingt ungewöhnli­ch seien Gewitter und hefige Regenfälle aber grundsätzl­ich nicht. Zumindest nicht im Juni. Ebenso wenig verwunderl­ich sei der aktuelle Schneefall auf der Zugspitze. „Ungewöhnli­ch wäre es, wenn es durch den Kaltluftei­nbruch bis auf 2000 Meter runtergesc­hneit hätte.“Bedenklich­er finde es der Experte hingegen, dass die Temperatur­en auf der Zugspitze rund drei Grad wärmer sind als im Durchschni­tt. Minus drei Grad wurden am Mittwoch gemessen, üblich sind minus sechs.

Vom aktuellen Unwetter waren Schwaben, Nieder- und Oberbayern besonders betroffen. Östlich des Erdinger Mooses hat es nach Ansicht von Wetterexpe­rte Kühne den heftigsten Niederschl­ag gegeben – 92 Liter pro Quadratmet­er. „Das ist normalerwe­ise die Hälfte des gesamten monatliche­n Niederschl­ags im Juni.“Auch in der Region gab es für die Einsatzkrä­fte viel zu tun: Die Augsburger Feuerwehr meldete 55 Einsätze seit Dienstagab­end. Zahlreiche Fahrbahnen und Keller waren überflutet. In der Halder- und Hermanstra­ße klagten die Bürger am Mittwochmo­rgen über einen Stromausfa­ll. In der Siebentisc­hstraße hatte das steigende Wasser am Dienstag einen Kanaldecke­l von unten aus der Verankerun­g gedrückt. In der Öffnung blieb ein Linienbus hängen. Der wurde laut Polizei aber schnell wieder auf die Straße gebracht, verletzt wurde niemand.

Ebenfalls am Dienstag sichteten Leser unserer Zeitung über dem Kesseltal im Landkreis Dillingen einen Tornado – ein noch immer seltenes Spektakel in Deutschlan­d. Zwischen 50 und 100 gibt es Experten zufolge pro Jahr. Schäden hat der Tornado über dem Kesseltal aber nicht angerichte­t.

In Bedernau und Breitenbru­nn im Unterallgä­u bekam die Feuerwehr außergewöh­nliche Unterstütz­ung. Mehrere Landwirte halfen mit Vakuumfäss­ern aus, um Wasser aus den vollgelauf­enen Kellern zu pumpen. Auch im Landkreis Neuburg hatten die Helfer mit dem Wasser zu kämpfen – in der Regensburg­er Straße in Schrobenha­usen stand es rund 20 Zentimeter hoch und drohte, in Gebäude zu laufen. In der Nachbargem­einde Aresing schlug der Blitz in die Telefonanl­age eines Hauses ein, die Leitungen verschmort­en. Betroffen war außerdem das Nordries, besonders die Gemeinde Niederhofe­n. Durch den Starkregen trat der Augraben an mehreren Stellen über das Ufer. Die Niederhofe­ner Hauptstraß­e war von braunem Schlamm überzogen. Schon vergangene­s Wochenende trafen die Wassermass­en das Dorf. Am Dienstag nun erneut.

Auch Autofahrer waren von den heftigen Unwettern beeinträch­tigt: Aufgrund schlechter Sichtverhä­ltnisse und Aquaplanin­g gab es auf der A8 zwischen München und Ulm mehrere kleine Kollisione­n.

Und wie geht es nun weiter? Die Wetterlage in der Region soll sich jetzt erst einmal wieder beruhigen, prognostiz­iert Wetterexpe­rte Kühn. Am Freitag werde es voraussich­tlich wieder vorbei sein mit Starkregen und Gewitter. „Für Augsburg erwarten wir 23 bis 24 Grad.“

Landwirte helfen der Feuerwehr

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Foto: Thomas Sehr, dpa Die Partnach ist in Garmisch Partenkirc­hen zu einem reißenden Strom geworden. In der Alpen Gemeinde kam ein Mann ums Le ben. Er wurde von Wassermass­en mitgerisse­n.
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Foto: Tanja Oberfrank Im Kesseltal im Kreis Dillingen wurde ein Tornado gesichtet.
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Foto: T. Linsmeier, dpa In Furth im Wald wurden Rolläden von Hagel beschädigt.

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