Rega Planar 2
Ob die Neuauflage des Rega Planar 2 die Lücke zwischen Einstiegsgerät und High-end-plattendreher wirklich schließen kann? Wir haben den Engländer auf Herz und Nieren, nein, Plattenteller und Nadel geprüft.
Plattenspieler machen es uns oft nicht einfach, denn viele Exemplare müssen erst aufwendig aufgebaut werden. Der Rega Planar 2 ist da glücklicherweise eine Ausnahme. Wirklich schnell haben wir ihn montiert und auf unserem Regal im Hörraum positioniert. Dabei steht der Plattenspieler auf entkoppelten Akustik-füßen. Erschütterungen und Vibrationen werden dadurch wirkungsvoll minimiert. Die Hochglanzoptik des Gerätes macht viel her. Allerdings besteht er mehr oder weniger nur aus Plastik, was den Eindruck dann wieder ein wenig trübt. Der Plattenteller ist hingegen aus „Optiwhite“Floatglas hergestellt und wird zusammen mit einer Filzmatte geliefert. Er ruht auf einem selbstsichernden Tellerlager. Darauf ist Rega so stolz, dass sie es gleich zum Patent anmeldeten. Es soll mit optimierter Passgenauigkeit und geringer Lagerbeanspruchung aufwarten. Generell gefällt uns die für Rega typische Optik des Gerätes. Solch schlichte Eleganz zu einem Preis von 500 Euro bekommen wir selten zu Gesicht. Die Farbauswahl hält sich hingegen in Grenzen. Hier gibt es nur schwarz oder weiß. Was wir von früher noch kennen, ist die Notwendigkeit, den Plattenteller hochheben zu müssen, um die Abspielgeschwindigkeit zu ändern. Wir mussten nämlich unter dem Plattenteller den Riemen auf das größere bzw. kleine Antriebsrad legen. Beim Planar 3 gibt es wenigstens einen Anschluss für das externe Netzteil Rega TTPSU-R. Damit kann die Drehzahl elektronisch geregelt werden. Beim Planar 2 kommen wir um das Anheben des Glastellers nicht herum.
Abdeckhaube als Resonator
Wo wir bei Kritikpunkten sind, noch ein Wort zur Abdeckhaube. Generell finden wir den Staubschutz gut, denn wird die LP auf dem Drehteller vergessen, gibt es keine staubige Überraschung. Auch wenn der Sprössling seinen Ball im Wohnzimmer gegen die Wand werfen muss, ist die Gefahr den Plattendreher zu verletzen, dank der Haube gering. Doch weshalb muss sie genau auf die Resonanzfrequenz des Motors abgestimmt sein? Rega wirbt für seinen neu entwickelten 24V-motor und die Ansteuerbaugruppe. Sie sollen für höchste Laufruhe und Vibrationsarmut stehen. Das stimmt auch, solange die Abdeckhaube nicht montiert ist. Die
schafft es, den wirklich leisen Antrieb hörbar zu machen. Deshalb sollte sie im Betrieb lieber nicht genutzt werden. Eine akustische Entkopplung bei künftigen Modellen ist wünschenswert.
Antiskating mit an Bord
Die Debatten über Antiskating werden in der Analog-gemeinde sicher nie ein Ende finden. Rega hat beim Planar 2 die Sache elegant gelöst. Das Antiskating reguliert sich dank des Rega RB220 Tonarms von allein. Der ist übrigens mit neu entwickelten spielfreien Kugellagern ausgestattet, die nach Herstellerangaben mit geringster Reibung aufwarten. Das können wir bestätigen. Der Tonarm ist ein Leichtgewicht, das mühelos hinund hergleitet. Das merken wir besonders, als wir das Gegengewicht einstellen, welches übrigens mit einer Markierung versehen ist. So wissen wir immer genau, welchen Druck der Tonabnehmer ausüben wird. Wir erwähnen das nur, weil wir schon wesentlich teurere Plattendreher im Testraum hatten, die über keinerlei Markierung am Gegengewicht verfügten. Das Einstellen der Auflagekraft war dort nur mit Waage möglich. Montiert ist am Tonarm werksseitig der Mm-tonabnehmer Carbon. Er ist der preiswerteste Nadelträger im Rega-sortiment und wird auch beim Planar 1 genutzt.
Power on
Der Anschluss des Rega Planar 2 an unseren Phonoverstärker ist schnell vollzogen. Nur fällt uns dabei die fehlende Erdung am Anschlusskabel auf. Ist damit nicht Brummen vorprogrammiert? Nein, sie wird über die Außenseite der Chinchstecker vollzogen. Von Brummtönen keine Spur. Angeschaltet wird der Rega über den Kippschalter auf der linken Unterseite des Gerätes. Und wenn sich der Plattenteller schon mal dreht, können wir ja auch gleich die erste Testplatte auflegen.
Grüße aus den 1980ern
Wir beginnen den Testlauf des Engländers mit einer LP aus Großbritannien. „Into The Dragon“ erschien 1980 und ist das erste Album des britischen Musikprojekts Bomb the Bass. Der Plattenteller beginnt sich zu drehen, geschmeidig und ruhig. Gleichlaufschwankungen oder Rumpeln? Nein, nicht mit dem Rega Planar 2. Der Tonarm folgt wie ein gut erzogenes Hündchen dem Lauf der Rille. Es ist unbestreitbar, in Laufwerk und Tonarm stecken jede Menge Erfahrung und Können. Was hingegen aus den Lautsprechern kommt, ist weniger überzeugend. Der Tonabnehmer scheint geizig zu sein. Er hält die Töne zurück, lässt sie nicht in den Raum. Alles klingt irgendwie entfernt. Es fehlt einfach die Präsenz. Doch der kluge Tester weiß, einige Tonabnehmer brauchen Einspielzeit, also sei sie ihm gegönnt.
Später wird’s besser
Tatsächlich nimmt der Klang nach einiger Zeit Fahrt auf. Der Planar gibt sich wesentlich spielfreudiger als am Anfang unserer Hörsession. Wobei der Sound nach wie vor ein wenig mehr Druck vertragen könnte. Wir wechseln die Platte und versuchen es mit Klassik. Wir lauschen in Wagners Oper „Der fliegende Holländer“hinein. Auch hier können wir über den Klang nicht meckern. Bei „Steuermann, lass die Wacht“präsentieren sich die Mitten ausgewogen und die Höhen fein abgestimmt. Das Fundament in den Tiefen stimmt ebenfalls. Trotzdem will sich auch hier die richtige Hörfreude, wie wir sie von anderen Plattendrehern kennen, nicht einstellen. Der Tonabnehmer bleibt immer an der Oberfläche der Musik. Das ist Schade, denn der Rest des mittleren Rega-kindes weiß durchaus zu überzeugen.