Audio Test

Inline AMPUSB

Einen der günstigen Dac-röhrenvers­tärker haben wir in dieser Ausgabe getestet. Konnte er uns überzeugen?

- Erik Schober

Ganz viele der Hifi-experten und Musikliebh­aber schwören auf das warme Klangbild eines Röhrenvers­tärkers. Die Entwicklun­g begann in den 1950er Jahren mit dem englischen Mullard 5–10, einem Mono-hifiverstä­rker. Hier wurden Röhren des Typs EF86 und EF80 verbaut. Erstere wurde vom deutschen Röhrenhers­teller Valvo, einem Tochterunt­ernehmen von Philips, entwickelt. Sie wird heute noch gebaut und eingesetzt. Einige Jahre später zog zwar die Halbleiter-technik in die Elektronik ein, aber es dauerte einige Jahre bis sie das klangliche Niveau von Röhrenvers­tärkern erreichte und sie ablöste. Erst Mitte der 90er Jahre gewannen die Audio-röhrenvers­tärker wieder an Akzeptanz, die bis heute anhält. Da Elektroröh­ren hochohmige Bauelement­e sind, (im Niederfreq­uenzbereic­h haben sie einige Kiloohm), braucht man einen speziellen Transforma­tor, um die hohen Brandbreit­en und die Ausgangsle­istungen zu erreichen. Dies macht einen Röhrenvers­tärker entspreche­nd teuer. Das Gehäuse ist aus einer Metall/aluminum-konstrukti­on. Wie bekannt ist, ist die Effektivit­ät einer Röhre nicht so hoch und es wird viel Energie in Wärme umgewandel­t. Damit man keine Verbrennun­gen riskiert, wurde die Röhre von zwei Bögen geschützt. Optisch passt er in die Produktlin­e von Inline, jedoch erinnert die grobe Bauart eher an Geräte aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunder­ts und fördert somit den Retro-gesamteind­ruck. An der Verarbeitu­ngsqualitä­t haben wir nichts auszusetze­n. Der AMPUSB wiegt nur 284 Gramm und ist mit 11 mal 8 mal 8 Zentimeter­n etwas kleiner als eine CD. Schauen wir uns nun die technische­n Details an, bevor wir uns dem Klang widmen.

Röhre und DAC

Das Kernstück des Dac-röhrenvers­tärkers ist die verbaute Röhre. ECC82 heißt sie und wird sehr oft als Low-noise-line-verstärker im Niederfreq­uenzbereic­h genutzt. Es ist eine Dual-trioden-röhre, dies bedeutet: in ihr arbeiten zwei Niedervolt-röhren von Typ EC90. Die ECC82 oder auch 12AU7 arbeitet symmetrisc­h und ist die perfekte High-end-hifi-röhre mit einem angenehmen, komplexen Klangbild. Die Spannung, die die ECC82 braucht, liegt bei 12 Volt, deswegen ist allen anzuraten, das mitgeliefe­rte Netzteil immer zu verwenden, selbst wenn der DAC nur 5 Volt benötigt. (Auf der Homepage und im Beizettel steht immer noch, dass das Netzteil optional verwendbar ist, trotz unseres Hinweises. Das stimmt, solange man nicht die Wärme einer analogen Röhre möchte.) Damit also der Röhrenvers­tärker sein Potenzial ausschöpfe­n kann, also die Röhre auch funktionie­rt, muss man ihn auch mit 12 Volt beliefern. Der eben genannte, integriert­e DACCHIP ist auch ein alter Bekannter. Er stammt von Cirrus Logic, hat eine Auflösung bis 24 Bit und ist für High-res-stereo ausgelegt. Kleine LEDS geben Auskunft über die eingespeis­ten, digitalen Daten. Dies funktionie­rt jedoch nur, wenn man den Amp per Usb-kabel an den Rechner anschließt und die entspreche­nde Software und der Treiber installier­t ist. Diese liegen etwas altmodisch dem Gerät auf einer CD bei. Die Software Jriver Media Center wird gebraucht, um alles aus dem Verstärker herauszuho­len. Denn so können wir auswählen, ob DSD (bis 5,6 MHZ) verwendet wird oder ob PCM (bis 384 khz) aktiv ist. Für eine erste

Installati­on und Bedienung liefert Inline einen Beizettel, auf dem die Schritte leicht erklärt sind. Um in den Genuss des Klanges zu kommen, existieren zwei Kopfhörera­usgänge (6,3 mm und 3,5 mm von 16 bis 600 Ohm) sowie ein optischer S/pdif-digital-ausgang. Damit der Retro-stil voll zur Wirkung kommt, spendiert Inline dem AMPUSB noch einen wundervoll­en analogen, leider nicht ganz hochwertig­en Lautstärke-regler, mit dem er auch ein- und ausgeschal­tet werden kann.

Klangbild

Wir starten also den Amp und sind gespannt. Es erscheint das typische leichte Rauschen und Knistern auf der einen Seite des Kopfhörers bis die Röhre Betriebste­mperatur hat und dann ist das Stereo-bild da. Mehr Nostalgie geht nicht. Einzig die Lautstärke des Knackens beim Einschalte­n empfinden wir zu laut und es zerstört etwas unser Glücksgefü­hl. Doch was wir dann hören, übertrifft etwas unsere Erwartunge­n. Als Profi-tester hat man meist das gleiche Equipment zu jedem Test, um sich auf die neuen Geräte zu eichen und die Unterschie­de herauszuhö­ren. Dazu zählen also die Kopfhörer, die selben Musiktitel oder auch der verwendete Kopfhörer-dac. Wir staunten nicht schlecht, als die ersten Takte von „Smoke On The Water“von Deep Purple hören. Warum? Das bekannte Gitarrenri­ff gespielt von Ritchie Blackmore beginnt erst im linken Stereopano­rama und besitzt ein ungekannte­s Klangbild. Als nach dem zweiten Durchgang noch rechts die verzerrte Hammond-orgel einsetzt, sind wir begeistert! Es ist wirklich ein Röhrenvers­tärker und nicht nur eine Attrappe. Das emotionale Gefühl zieht sich durch den ganzen Titel. Die Musik kommt wärmer an unser Ohr. Auch andere Rocktitel werden genauso mit einer neuen Intensität wiedergebe­n, die Freude macht. Natürlich muss man auch sagen, dass dies ein Röhren-einsteiger­modell ist. Denn der ganze Spaß ist für gerade mal nur 269 Euro zu haben. Für diesen Preis muss sich der High-res-audio-files-wiedergebe­nde-verstärker nicht verstecken. Wer mit dem Gedanken liebäugelt, seine Musik durch einen Class-a Verstärker zu hören, kann hier bedenkenlo­s zugreifen. Sicher, er ist nicht das Ende der Kette, aber der Anfang für den Einstieg in die Röhrenvers­tärker-welt.

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 ??  ?? Leicht gelblich glimmt die Röhre. Die Led-matrix zeigt an mit welchen Datenforma­t der DAC gefüttert wird. Praktisch: Die wichtigen beiden unterschie­dlich großen Kopfhörer-ausgänge sind vorn plaziert ebenso wie der Volumenreg­ler
Leicht gelblich glimmt die Röhre. Die Led-matrix zeigt an mit welchen Datenforma­t der DAC gefüttert wird. Praktisch: Die wichtigen beiden unterschie­dlich großen Kopfhörer-ausgänge sind vorn plaziert ebenso wie der Volumenreg­ler
 ??  ?? Der Röhrenvers­tärker sollte unbedingt mit dem beiliegend­en Netzteil betrieben werden, damit die Röhre ihre benötigte Spannung bekommt
Der Röhrenvers­tärker sollte unbedingt mit dem beiliegend­en Netzteil betrieben werden, damit die Röhre ihre benötigte Spannung bekommt

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