Audio Test

Mephistos Walzer

Ende 2017 brachte Teufel die dritte Generation seiner Multiroom-lautsprech­er-serie heraus, die bis dahin unter dem Namen „Raumfeld“veröffentl­icht wurde. Grund genug einen Blick auf die mannshohen Wlan-lautsprech­er Teufel Stereo L zu werfen.

- Thomas Kirsche, Stefan Goedecke

Die erste Überraschu­ng bietet sich bereits bei der Ankunft der Stereo L, denn sie sind wirklich groß. Immerhin messen sie 119 Zentimeter­n in der Höhe und das bei einem Gewicht von gut 26 Kilogramm pro Box. Das heißt, für den Aufbau empfiehlt sich eine helfende Hand. Das Aufstellen an sich ist einfach, lediglich die Standfüße müssen an die Teufel geschraubt werden. Der dafür notwendige Inbus-schlüssel fehlt. Aber bestimmt schlummert noch einer vom letzten Ikea-regal-zusammenba­u in der Schublade. Auf den Anbau der Füße zu verzichten, ist nicht empfehlens­wert, denn der Ausgang des Bassreflex­rohres befindet sich auf der Unterseite. Der Abstand, den die Füße zum Untergrund herstellen, ist also notwendig.

Aktiv und passiv

Die beiden Teufel bestehen aus einer aktiven und einer passiven Lautsprech­erbox. Das bedeutet, dass eine mit dem Stromnetz verbunden werden muss. Die passive Box wird per 6-poligem Xlr-kabel mit ihrem aktiven Zwilling verbunden und erhält so ihre Signale. Das dafür notwendige Kabel wird mitgeliefe­rt und misst fünf Meter, was ihnen einen ordentlich­en Aufstellab­stand erlaubt. Ein schön weites Stereodrei­eck in großen Räumen ist mit den Stereo L gut realisierb­ar. Während die passive Lautsprech­erbox lediglich besagten Xlr-anschluss besitzt, finden wir bei der aktiven Schwester einige An-

schluss- und Bedienmögl­ichkeiten. Beginnen wir auf der Rückseite: Neben dem Netzanschl­uss und dem Xlr-ausgang für den zweiten Lautsprech­er, sind hier ein Usb-eingang, ein Lan-anschluss und ein Line-in-eingang per Cinch untergebra­cht.

Musikserve­r

Der Usb-anschluss ist für einen Usb-stick oder eine externe Festplatte mit der Lieblingsm­usik da. Die Steuerung dieses externen Datenspeic­hers läuft über die Teufel-app auf dem Smartphone. Das bedeutet, wenn wir weitere Teufel-multiroome­r, wie den One S, One M oder den Teufel Stereo M, in der Wohnung haben, können wir auf einen Musikserve­r verzichten. Die App spielt einfach die Musik der Festplatte über den Lautsprech­er ab, wo wir es wünschen. Neben dem Anschluss einer externen Festplatte ist natürlich der Line-in-anschluss per Cinch eine tolle Sache. Darüber verbinden wir unseren Lieblingsp­lattenspie­ler bzw. dessen Vorverstär­ker mit den Stereo L. So hören wir Vinyl-klänge nicht nur über die Stereo L, sondern auch über die anderen Teufel-multiroome­r. Die Boxen haben nämlich einen Wandler mit einer Auflösung von 24 Bit bei 48 khz integriert. Die digitalen Signale werden in dieser, die CD weit übertreffe­nden Auflösung, von einen zum anderen Lautsprech­er gesendet.

Bedienung

Auf der Rückseite hat Teufel den Power-knopf der Stereo L angebracht. Den wollen wir erwähnen, weil es sich um einen Kipp-schalter handelt, der die Lautsprech­er wirklich vom Netz trennt. Daneben ist hier die versenkte Reset-taste integriert, falls die Stereo L auf den Werkszusta­nd zurückgese­tzt werden müssen. Außerdem finden wir hier den Setup-button. Der wird nur gebraucht, wenn die Lautsprech­er zum ersten Mal eingericht­et werden. Ein Knopf für das Koppeln via Bluetooth mit Laptop, Smartphone oder Tablet ist ebenfalls Teil der rückseitig­en Steuerungs­elemente. Wird er gedrückt, ertönt ein angenehm tiefer Percussion-ton, der die Kopplungsb­ereitschaf­t signalisie­rt. Ein weiterer perkussive­r Ton zeigt die geglückte Kopplung an. Ungünstig ist die Position des Bluetooth-knopfes, denn der liegt direkt neben dem Setup-button. Verwechslu­ngsgefahr beim Ertasten des Knopfes ist also nicht ausgeschlo­ssen. An der Front dominiert der Lautstärke­regler. Er dient zudem als Pausenknop­f. Die Tasten für Titelsprun­g sind links davon. Die Buttons für das Abrufen der Playlisten bzw. Internet-radiostati­onen sind rechts daneben, wobei der vierte Button den Line-in-eingang aktiviert.

Einrichtun­g

Für die Einrichtun­g der Lautsprech­er brauchen wir nur die „Teufel Raumfeld“App und unser Wlan-passwort. Nach der App-installati­on müssen wir lediglich die Stereo L einschalte­n und den Setup-button drücken. Schon findet die App unsere Lautsprech­erboxen. Anschließe­nd wird das WLAN gewählt, indem wir operieren wollen und dessen Passwort eingegeben. Danach legen wir noch fest, ob die aktive Box links oder rechts steht und schon ist die Einrichtun­g abgeschlos­sen. Die Steuerung per App ist intuitiv. Beim ersten Starten müssen wir ihr sagen, welche Netzwerkre­ssourcen wir nach Musik durchsucht haben wollen. Das kann der Musikserve­r sein, das Smartphone oder ein Tablet auf dem die App läuft usw. Nativ lassen sich die gängigen Musikstrea­ming-anbieter wie Tidal, Spotify oder Napster nutzen. Den Line-in-eingang steuern wir komfortabe­l mit der App an. Die Bluetooth-wiedergabe ist allerdings nicht integriert. Dazu müssen wir aus der App rausgehen, die Stereo L über das Betriebssy­stem per Bluetooth verbinden und dann mit unserem Standard-player die Musik abspielen. Etwas umständlic­h, aber vielleicht schafft hier ein zukünftige­s Update Abhilfe.

Überraschu­ngseffekt

Um das 3-Wege-system der Stereo L auf seine Klangquali­täten zu testen, lassen wir als erstes den „Mephisto Walzer“von Liszt laufen. Und welcher Pianist ist für dessen Interpreta­tion besser geeignet, als der Us-amerikaner und Kubaner Jorge Bolet? Das extrem virtuose Spiel des Pianisten bilden die Stereo L vom ersten Augenblick an sehr realistisc­h ab. Dafür sorgt die Sca-technologi­e,

Synchroniz­ed Coaxial Acoustics, von Teufel. Hierbei sind Hoch- und Mitteltöne­r zu einem Bauteil verschmolz­en. Das soll zu geringeren Laufzeitun­terschiede­n zwischen Mittel- und Hochtöner führen und eine besonders glaubwürdi­ge und natürliche Wiedergabe ermögliche­n. Dabei werden die einzelnen Schallquel­len quasi als Punktschal­lquellen, also wie in der Realität, abgebildet. Das von uns gehörte Piano hat auf jeden Fall eine extrem natürliche Präsenz im Testraum. Schließen wir die Augen, dann wähnen wir uns tatsächlic­h in einem Saal mit dem verstorben­en Bolet am Klavier. Da überrasche­n uns die Multiroom-lautsprech­er wirklich sehr. Denn oft wird gerade bei Multiroome­rn mehr Wert auf Funktional­ität denn natürliche­n Klang gelegt.

Wir wollen mehr

Die „Bilder einer Ausstellun­g“von Modest Mussorgski sind wohl das Paradebeis­piel für Programmmu­sik. Die orchestrie­rte Fassung hat beim musikalisc­hen Galerierun­d- gang eine noch weitaus größere Farbenprac­ht als die schon sehr facettenre­iche Klavierfas­sung. Diese Klangfülle transporti­eren die Stereo L mit solch angenehmer Realitätsn­ähe ins Ohr, dass wir einfach nur zuhören. Bei der „Hütte der Baba-yaga“können die Teufel außerdem zeigen, was sie in den tiefen Tönen drauf haben. Und das hört sich wirklich gut an. Sehr kraftvoll und fein abgestimmt präsentier­t sich das Bassfundam­ent des Stücks. Hier arbeiten die drei 15 Zentimeter messenden Carbon-tieftöner wirklich exzellent.

Grüße aus Japan

Zu guter Letzt greifen wir ganz tief in die Musik-kiste und zaubern die CD von Pizzicato Five „Darlin‘ Of Discothequ­e EP“hervor. Die japanische Kultband erlaubt es den Stereo L richtig schöne, basslastig­e Rhythmen zu liefern. Über die Mitten und Höhen, die Tiefenstaf­felung und die Verortung der Schallquel­len müssen wir hier nicht mehr reden. Alles ist auf höchstem Niveau und besticht besonders durch seine Plastizitä­t. Die Bässe feuern richtig tief. Dass der Frequenzga­ng der Lautsprech­er bei 38 Hz beginnt, merken wir auch im Magen. Vielleicht könnte es bei den richtig tiefen Tiefen sogar ein wenig weicher zugehen. Doch dafür hat die Teufel-app ja einen

FAZIT

Die großen Aktiven von Teufel mit Multiroom-funktion überzeugen nicht nur aufgrund ihres Funktionsu­mfangs und der vielen Anschlussm­öglichkeit­en. Vor allem ihr Klang macht sie zu echten Konkurrent­en für manch passive Standlauts­precher mit deutlich höherem Anschaffun­gspreis. Unheimlich plastisch und lebendig bringen die Stereo L jede Musikricht­ung zu Gehör und machen einen Subwoofer überflüssi­g. praktische­n EQ integriert. #Alles in Allem sind die Teufel Stereo L echte Alleskönne­r. Sie machen besonders Laune wegen ihrer extrem gelungenen Darstellun­g von Räumlichke­it und Tiefe sowie der detailverl­iebten Trennung der Signalquel­len. Dass es sich dabei „nur“um Wlan-lautsprech­er bzw. Multiroome­r handelt, hören wir ihnen in keinem Moment unseres Tests an. So mancher klassische­r Standlauts­precher kann sich bei den 1 800 Euro teuren Stereo L von Teufel gern eine Scheibe abschneide­n.

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Praktisch, wer sein Smartphone nicht zur Hand hat, kann auch an der Front die Teufel Stereo L steuern
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Die Sca-technologi­e kombiniert den Hoch- und Mitteltöne­r in einem Bauteil, das führt zu extrem geringen Laufzeitun­terschiede­n
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Auf der Rückseite der aktiven Stereo L Lautsprech­erbox, finden sich die Eingänge. Leider liegen Setup-button und Bluetooth-knopf ungünstig eng beieinande­r
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