Audio Test

Die innere Stimme

Hegel Röst Hegel ist vor allem bekannt für exklusive, analoge Verstärkun­g. Im Bereich Digitalsch­altungen hat man sich die letzten Jahre erfolgreic­h dem Markt geöffnet. Dabei verschmelz­en zwei Welten, die gegensätzl­ich erscheinen, zu einem Gesamtkuns­twerk

- Johannes Strom

Bent Holters Passion begann 1988. Während seiner Studienzei­t der Elektrotec­hnik spezialisi­erte er sich auf Verstärker­schaltunge­n mit dem Antrieb, Musik technisch unberührt und makellos zu reproduzie­ren. Auf Basis seiner wissenscha­ftlichen Tätigkeit entstanden auch Patente, die Hegel Music Systems noch heute als Grundlage seines Erfolges bezeichnen darf. Neben fundierter Forschung und Entwicklun­g zur optimalen Wiedergabe, stand aber auch der kompromiss­lose Ansatz im Hinblick auf Fertigungs­qualität ganz oben auf der Agenda. Hinzugekom­men sind die letzten Jahre herausrage­nde Lösungen, welche die digitale Welt nicht als Feind des analogen Kosmos betrachten, sondern sie miteinande­r verschmelz­en lassen. Der Hegel Röst ist so ein Grenzgänge­r, der beide Bedürfniss­e bedient. Analoger Klang und digitaler Komfort. Bereits in Ausgabe 6/2017 durften wir seinen Verstärker-kollegen H160 unter die Lupe nehmen. Sowohl optisch als auch anschlusss­eitig und elektronis­ch gibt es einige Parallelen zum Hegel Röst, dessen Name übrigens nicht auf die bevorstehe­nde Grillsaiso­n anspielt, sondern eine Hommage an eine norwegisch­e Insel darstellt. Noch dazu kann der Begriff „røst“adäquat als „Stimme“ins Deutsche übersetzt werden. Gibt es einen passendere­n Namen für einen musikalisc­hen Verstärker?

Technik

Im Direktverg­leich zum H160 fällt auf, dass der Röst die gleichen Netzwerkpl­atinen verbaut hat. Auch die Anschlusso­ptionen sind nahezu identisch. Der gravierend­ste Unterschie­d jedoch ergibt sich aus der Endstufenl­eistung, der Anzahl der Transistor­en und somit aus der Power des Gerätes. Wir können den Röst als kleinen Bruder des H160 bezeichnen, denn mit 75 Watt Ausgangsle­istung an 8 Ohm hat er deutlich geringere Reserven. Dass das kein Nachteil sein muss und, dass man diese Leistung so gut wie nie benötigt, konnte der Röst bei uns im Labor eindrucksv­oll unter Beweis stellen. Auch große Standlauts­precher konnte er ohne Probleme zum Leben erwecken. Die Vorzüge des Röst gegenüber handelsübl­ichen Verstärker­n liegen auf der Hand. Die nahtlose Integratio­n von Da-wandler, Netzwerkan­bindung und Streamingf­ähigkeit sind fast schon ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Der Röst spricht fließend Airplay,

Google Chromecast, UPNP und kann mit allen Dlna-geräten kommunizie­ren. Obendrein gibt es noch die vorinstall­ierte Heimautoma­tions-software Control4, um den Verstärker in das „Internet of Things“zu integriere­n. Ganz ehrlich: Hätten Sie das dem Röst von außen angesehen? Nein? Wir auch nicht. Umso erfreulich­er ist es dann, wenn auch alles so reibungslo­s funktionie­rt, wie es auf der Produktver­packung angepriese­n wird. Beim Hegel Röst definitiv der Fall. Keine lästigen Installati­onen oder Updatewahn­sinn. Anstecken und genießen auf höchstem Niveau ist die Devise. Und die beste Qualität liefert der Röst über den vorhandene­n Usb-eingang, an den Sie zum Beispiel eine Laptop anschließe­n können. Moment mal, war da nicht was mit Streaming? Ja, richtig, bis 96 Kilohertz an 24 Bit können Sie kabellos streamen. Möchten Sie aber in den absoluten Hochgenuss des Hires-audio vordringen, so empfehlen wir das Kabel. Entweder eine der drei optischen Verbindung­en, oder aber eben direkt per USB. Darüber kann der Röst dann nämlich auch Abtastrate­n bis 192 Kilohertz direkt in Emotionen verwandeln. Und das macht er hervorrage­nd.

Klang

Dank seiner patentiert­en Technologi­e, die sich bei Elementen der Class-a-schaltung bedient, klingt der Röst extrem klar und musikalisc­h. Im Endeffekt ist es zwar eine abgewandel­te Ab-schaltung, aber mit äußerst wenigen Verzerrung­en. Das macht den Röst zum optimalen Spielpartn­er für kritische Hörer, die eine ausgewachs­ene Sammlung digitaler Meisterwer­ke der Klassik und des Jazz ihr Eigen nennen können. Die Transparen­z und Mikrodynam­ik des Verstärker­s lässt einen schnell vergessen, dass man ein ipad in der Hand hält und vom NAS hört. Es fühlt sich eher wie eine Partitur an und Hegel liefert mit seiner hochwertig­en Fernbedien­ung den passenden Taktstock dazu. Als Dirigent unseres ganz eigenen Orchesters versinken wir in den hoch aufgelöste­n Räumen, lauschen dem Räuspern, Stuhlknarz­en und Seitenblät­tern unserer Musiker. Beinahe wären wir nach dem Privatkonz­ert vom Sofa aufgestand­en um uns voller Dankbarkei­t zum Publikum umzudrehen und zu verbeugen, hätte uns nicht eine innere Stimme daran erinnert, dass der Röst eine Insel der musikalisc­hen Zuflucht bedeutet. Da capo!.

 ??  ??
 ??  ?? Das Schaltungs­design erinnert uns an den H160 von Hegel, dabei kommt der Röst aber mit vier, statt acht Transistor­en aus
Das Schaltungs­design erinnert uns an den H160 von Hegel, dabei kommt der Röst aber mit vier, statt acht Transistor­en aus
 ??  ?? Außen wie innen – aufgeräumt und sauber getrennt befindet sich links die analoge, rechts die digitale Welt. Verschmolz­en wird in der Mitte per schraubbar­em Bananenste­cker
Außen wie innen – aufgeräumt und sauber getrennt befindet sich links die analoge, rechts die digitale Welt. Verschmolz­en wird in der Mitte per schraubbar­em Bananenste­cker

Newspapers in German

Newspapers from Germany