Die innere Stimme
Hegel Röst Hegel ist vor allem bekannt für exklusive, analoge Verstärkung. Im Bereich Digitalschaltungen hat man sich die letzten Jahre erfolgreich dem Markt geöffnet. Dabei verschmelzen zwei Welten, die gegensätzlich erscheinen, zu einem Gesamtkunstwerk
Bent Holters Passion begann 1988. Während seiner Studienzeit der Elektrotechnik spezialisierte er sich auf Verstärkerschaltungen mit dem Antrieb, Musik technisch unberührt und makellos zu reproduzieren. Auf Basis seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entstanden auch Patente, die Hegel Music Systems noch heute als Grundlage seines Erfolges bezeichnen darf. Neben fundierter Forschung und Entwicklung zur optimalen Wiedergabe, stand aber auch der kompromisslose Ansatz im Hinblick auf Fertigungsqualität ganz oben auf der Agenda. Hinzugekommen sind die letzten Jahre herausragende Lösungen, welche die digitale Welt nicht als Feind des analogen Kosmos betrachten, sondern sie miteinander verschmelzen lassen. Der Hegel Röst ist so ein Grenzgänger, der beide Bedürfnisse bedient. Analoger Klang und digitaler Komfort. Bereits in Ausgabe 6/2017 durften wir seinen Verstärker-kollegen H160 unter die Lupe nehmen. Sowohl optisch als auch anschlussseitig und elektronisch gibt es einige Parallelen zum Hegel Röst, dessen Name übrigens nicht auf die bevorstehende Grillsaison anspielt, sondern eine Hommage an eine norwegische Insel darstellt. Noch dazu kann der Begriff „røst“adäquat als „Stimme“ins Deutsche übersetzt werden. Gibt es einen passenderen Namen für einen musikalischen Verstärker?
Technik
Im Direktvergleich zum H160 fällt auf, dass der Röst die gleichen Netzwerkplatinen verbaut hat. Auch die Anschlussoptionen sind nahezu identisch. Der gravierendste Unterschied jedoch ergibt sich aus der Endstufenleistung, der Anzahl der Transistoren und somit aus der Power des Gerätes. Wir können den Röst als kleinen Bruder des H160 bezeichnen, denn mit 75 Watt Ausgangsleistung an 8 Ohm hat er deutlich geringere Reserven. Dass das kein Nachteil sein muss und, dass man diese Leistung so gut wie nie benötigt, konnte der Röst bei uns im Labor eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch große Standlautsprecher konnte er ohne Probleme zum Leben erwecken. Die Vorzüge des Röst gegenüber handelsüblichen Verstärkern liegen auf der Hand. Die nahtlose Integration von Da-wandler, Netzwerkanbindung und Streamingfähigkeit sind fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Der Röst spricht fließend Airplay,
Google Chromecast, UPNP und kann mit allen Dlna-geräten kommunizieren. Obendrein gibt es noch die vorinstallierte Heimautomations-software Control4, um den Verstärker in das „Internet of Things“zu integrieren. Ganz ehrlich: Hätten Sie das dem Röst von außen angesehen? Nein? Wir auch nicht. Umso erfreulicher ist es dann, wenn auch alles so reibungslos funktioniert, wie es auf der Produktverpackung angepriesen wird. Beim Hegel Röst definitiv der Fall. Keine lästigen Installationen oder Updatewahnsinn. Anstecken und genießen auf höchstem Niveau ist die Devise. Und die beste Qualität liefert der Röst über den vorhandenen Usb-eingang, an den Sie zum Beispiel eine Laptop anschließen können. Moment mal, war da nicht was mit Streaming? Ja, richtig, bis 96 Kilohertz an 24 Bit können Sie kabellos streamen. Möchten Sie aber in den absoluten Hochgenuss des Hires-audio vordringen, so empfehlen wir das Kabel. Entweder eine der drei optischen Verbindungen, oder aber eben direkt per USB. Darüber kann der Röst dann nämlich auch Abtastraten bis 192 Kilohertz direkt in Emotionen verwandeln. Und das macht er hervorragend.
Klang
Dank seiner patentierten Technologie, die sich bei Elementen der Class-a-schaltung bedient, klingt der Röst extrem klar und musikalisch. Im Endeffekt ist es zwar eine abgewandelte Ab-schaltung, aber mit äußerst wenigen Verzerrungen. Das macht den Röst zum optimalen Spielpartner für kritische Hörer, die eine ausgewachsene Sammlung digitaler Meisterwerke der Klassik und des Jazz ihr Eigen nennen können. Die Transparenz und Mikrodynamik des Verstärkers lässt einen schnell vergessen, dass man ein ipad in der Hand hält und vom NAS hört. Es fühlt sich eher wie eine Partitur an und Hegel liefert mit seiner hochwertigen Fernbedienung den passenden Taktstock dazu. Als Dirigent unseres ganz eigenen Orchesters versinken wir in den hoch aufgelösten Räumen, lauschen dem Räuspern, Stuhlknarzen und Seitenblättern unserer Musiker. Beinahe wären wir nach dem Privatkonzert vom Sofa aufgestanden um uns voller Dankbarkeit zum Publikum umzudrehen und zu verbeugen, hätte uns nicht eine innere Stimme daran erinnert, dass der Röst eine Insel der musikalischen Zuflucht bedeutet. Da capo!.