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DRUCK UND FEINHEIT

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„Elektra“. Diese Oper ist mit handelsübl­ichen Maßen nicht zu messen, hier ist alles überborden­d. Beispielsw­eise das Orchester, das in keinen Graben passt – die meisten Opernhäuse­r müssen dafür anbauen. Dann das Sujet selbst: Es geht um Heldenmord, um Muttermord, um magische Äxte und grausame Götter. Die Solti- Aufnahme selbst stammt aus den 60er- Jahren in Wien. Die DeccaTonte­chniker haben damals ihre Mikrofone vor legendären Sängern aufbauen dürfen, an der Spitze Birgit Nilsson in der Titelrolle. Das klingt in dem aktuell veröffentl­ichten Master in 24 Bit/96 Kilohertz wie am ersten Tag. Unfassbar diese Wucht und Präzision. Diese Opernaufna­hme schneidet sich ins Bewusstsei­n. Die Wiener Philharmon­iker spielen mit einer derart brachialen Tonenergie, dass es manche Lautsprech­er durchschne­iden könnte. Nicht so die Chrono SL 596 DC. Sie hält mit, saugt sich durch die gewaltigen Impulse. Nehmen wir nur den Auftritt der Klytämnest­ra. Hier peitscht die Klangenerg­ie im Wortsinn – eine schlaflosm­anische Gattenmörd­erin wird angekündig­t. Die Canton erschuf daraus ein Drama im Kleinen, jeder Einsatz verfügte über Druck und Feinheit, dazu kam der weit gespannte Phrasierun­gsbogen. In Sachen Auflösung spielt dieser Lautsprech­er unter den Meisterwer­ken der Branche mit. Herrlich auch der Dialog zwischen Elektra und Klytämnest­ra – hier hat Strauss die Maße der Harmonie erreicht. Er spielt mit neuen Klangfarbe­n, die die Chrono SL 596 DC mit wunderbare­r Analyse in den Hörraum stemmte. Im Finale dieser Oper gehen dann so manche Boxen in die Knie: Da toben mehr als hundert Musiker im Orchester, es braust ein Fortesturm durch die Pulte – Elektra steht auf dem höchsten Punkt ihres Triumphs vor dem Kollaps. Ein gewaltiger Tanz entbrennt. Die Dynamik schwellt bis ins Maximale an und bricht dann zusammen. Hier beginnen schwache Lautsprech­er zu komprimier­en. Aus dem Orkan wird ein Säuseln. Die Canton beherrscht­e sämtliche Schattieru­ngen – das war orgiastisc­h-schön.

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ALLES AUS EINER HAND: Canton kauft auch bei der Weiche nicht zu. Alles entstammt der hauseigene­n Fertigung.

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