Freiräume
AUDIO-Mitarbeiter Winfried Dulisch hört ein Bebop-Streichquartett, Afro-Punk-Jazz und noch weitere Schlager-Alternativen
Zwischen Afro- Beat, Schlager, FolkJazz und World- Pop hat Veronika Stalder ihren Freiraum gefunden. Mit ihrem Ensemble Veronika’s Ndiigo singt die Schweizerin auf „Fly“so unschuldig zart wie stilistisch unverschämt. Die klangliche Anmut der Aufnahme zwingt immer wieder zum Hinhören und kaschiert behutsam alle Ungereimtheiten der Singer- Songwriterin. Kann eine Trommel singen, Geschichten erzählen und Gefühle ausdrücken? Durchaus. Glen Velez, Zohar Fresco, Andrea Piccioni und Murat Coskun lassen Rahmentrommeln und andere Percussion- Instrumente gerdezu singen. Doch Vorsicht: Die Masters of Frame Drums treiben das HiFi- Equipment an die Grenzen der Impuls- Belastbarkeit. So richtig hemmungslos stellt das 14-köpfige Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp alle Hörgewohnheiten auf die Probe. Dieses dadaistisch avantgardistische Improvistationskollektiv lässt sich weder beim Punk- Jazz noch in einer Weltmusik- Ecke verorten und baut mit „Sauvage Formes“zwischen allen Stilen ständig neue Brücken, um sie sofort wieder einzureißen. Das Turtle Island Quartet hat schon Tributes für John Coltrane und Jimi Hendrix eingespielt. Auf „Bird’s Eye View” huldigt das klassisch besetzte Streichquartett aus San Francisco nun dem BebopSaxofonisten Charlie Parker. Zwei Geigen, die Bratsche und das Cello klingen zunächst recht spröde, wenn sie Kompositionen von Parker und dessen Weggefährten interpretieren. Doch die Ehrfurcht verwandelt sich von Track zu Track in allerbeste Swing- Laune.