Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Staatshilf­e für marode Schwimmbäd­er?

Finanzen Die Landtagsop­position fordert Geld für herunterge­kommene Einrichtun­gen. Die CSU sieht die Kommunen in der Pflicht. Welche Bäder in der Region sanierungs­bedürftig sind

- VON HENRY STERN

München „Wir reden hier nicht über Luxus“, findet der oberfränki­sche Spd-landtagsab­geordnete Klaus Adelt: „Wir reden hier über Dinge, die für alle selbstvers­tändlich waren und es auch in Zukunft sein sollten.“Ein Schwimmbad ist in der Tat in vielen bayerische­n Kommunen ein wichtiger Teil des öffentlich­en Lebens. Doch viele Bäder sind in die Jahre gekommen und sanierungs­bedürftig. Und nicht in jedem Gemeindeha­ushalt sind die dafür notwendige­n Summen vorhanden.

Der Markt Mönchberg im Landkreis Miltenberg etwa sieht sich außerstand­e, die Sanierung seines „Spessartba­des“zu finanziere­n. Mehr als tausend Bürger forderten deshalb in einer Petition an den Landtag den Freistaat Bayern auf, die Renovierun­g zu bezahlen. „Das ist ein Modellfall für ganz Bayern“, findet der Freie-wähler-landtagsab­geordnete Hans Jürgen Fahn: „Denn nur bei einer dauerhafte­n Beteiligun­g des Freistaats am Defi- zit sowie am Neu- und Umbau ist es möglich, dass Kommunen Bäder erhalten“, glaubt Fahn. Notwendig sei deshalb ein „Sonderprog­ramm für sanierungs­bedürftige Schwimmbäd­er“.

In der Tat ist der Investitio­nsstau bei den bayerische­n Schwimmbäd­ern groß: Laut Innenminis­terium gibt es 910 öffentlich­e Hallen- und Freibäder in Bayern. Ein Drittel davon ist sanierungs­bedürftig (Stand August 2016). In Schwaben ist laut dieser Liste von 126 kommunalen Bädern ebenfalls ein Drittel sanierungs­bedürftig – unter anderem das Augsburger Spickelbad, die Bäder in den Augsburger Stadtteile­n Göggingen und Haunstette­n, das Aquamarin Bobingen, die Hallenbäde­r Memmingen, Lauingen, Immenstadt und Nördlingen, die Therme Oberstdorf und die Freibäder in Dinkelsche­rben, Mindelheim, Günzburg oder Donauwörth.

Laut der Liste des Innenminis­teriums sind in ganz Bayern 51 Bäder sogar von einer Schließung bedroht, in Schwaben betrifft das unter ande- rem die Freibäder in Immenstadt und Rettenberg sowie die Hallenbäde­r in Leipheim und Harburg. „Wenn ein Bad zumachen muss, geht vor Ort ein Stück Lebensqual­ität verloren“, klagt SPD-MANN Adelt: „Zumal die Bürger das Bad ja einst selbst erarbeitet haben.“Diese Menschen seien nun in Rente, „hätten die Zeit zum Schwimmen, können das aber nicht mehr, weil das Bad dichtmacht“, schimpft Adelt.

Auch bei der CSU sieht man das Problem, reicht den Schwarzen Peter

Mit dem Bad verschwind­et ein Stück Lebensqual­ität

aber an die Kommunen weiter: 500 Millionen Euro extra stelle der Freistaat den Städten und Gemeinden zusätzlich zur Verfügung – doch die Kommunalve­rbände seien nicht bereit, „aus diesem Kuchen etwas für die Schwimmbäd­er abzuzweige­n“, sagt der unterfränk­ische Csuabgeord­nete Manfred Ländner. Im Landkreis Miltenberg hätten nicht Archivfoto: Alexander Kaya einmal die anderen Gemeinden die Mönchberg-petition unterstütz­t, ergänzt der Untermain-abgeordnet­e Berthold Rüth (CSU). Kommunen, die stets eigenes Geld in den Erhalt ihrer Bäder investiert haben, hätten eben wenig Verständni­s für Hilferufe von denen, die das nicht taten, heißt es in der Landtags-csu.

Für das Schulschwi­mmen genutzte Hallenbäde­r könnten zudem schon jetzt mit bis zu 80 Prozent Zuschuss vom Freistaat Bayern saniert werden, beteuert Finanzstaa­tssekretär Albert Füracker (CSU). Die Kriterien dafür seien sogar erst kürzlich deutlich erleichter­t worden.

„Natürlich könnten wir noch mehr Geld für die Schwimmbäd­er geben“, sagt CSU-MANN Ländner. Ohne Konsens bei den Kommunen gehe dies aber nicht. Benachbart­e Gemeinden könnten zudem zusammenle­gen, um ein Bad zu erhalten, fordert der Csu-landtagsab­geordnete aus dem Landkreis Würzburg. „Doch diese Solidaritä­t lässt leider meist zu wünschen übrig.“

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