Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

AFD schickt Frauke Petry ins politische Abseits

Parteitag Delegierte verweigern Entscheidu­ng über Ausrichtun­g. Mit dem ungleichen Duo Gauland/weidel geht es in den Wahlkampf

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Köln Begleitet von weitgehend friedlich verlaufene­n Protesten hat sich die AFD für den kommenden Bundestags­wahlkampf aufgestell­t: Der rechtsnati­onale Parteivize Alexander Gauland und die wirtschaft­sliberale Ökonomin Alice Weidel (Überlingen) wurden auf einem Parteitag in Köln als Spitzenduo gewählt.

Afd-chefin Frauke Petry, die im Vorfeld auf die Spitzenkan­didatur überrasche­nd verzichtet hatte, scheiterte mit ihrem Hauptanlie­gen, in Köln auch die Richtung der Partei zu klären. Ihr selbst formuliert­er „Zukunftsan­trag“wurde von der Mehrheit der Delegierte­n erst gar nicht zur Beratung zugelassen.

Petry ließ ihre eigene Zukunft in der Partei nach der Schlappe offen. Sie wolle in den kommenden Monaten beobachten, wie sich der Weg der AFD ohne die von ihr geforderte Kursklärun­g gestalte, sagte sie. Dies werde sie „als Parteivors­itzende, die ich bin und bleibe“tun.

Bayerns Afd-spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl, Martin Hebner, sagte gegenüber unserer Zeitung: „Es war richtig, den Petryantra­g bis nach der Bundestags­wahl zurückzust­ellen.“Fachlich sei der Vorstoß durchaus sinnvoll gewesen, doch er sei zur falschen Zeit erfolgt. Auch Björn Höcke, so Stebner weiter, „ist im Moment nicht unser Thema. Jetzt geht es darum, mit großer Stärke in den Bundestag einzuziehe­n.“Höcke, der wegen rechtsextr­emer Äußerungen auch in der AFD umstritten ist, war dem Parteitag ferngeblie­ben.

Verabschie­det wurde in Köln das Afd-wahlprogra­mm, das unter anderem auf rigorose Maßnahmen in der Flüchtling­spolitik setzt. Unter anderem fordert die Partei eine jährliche Mindestabs­chiebequot­e und spricht sich gegen jeglichen Familienna­chzug aus. Kriminelle Migranten sollen ausgebürge­rt werden. Bekräftigt wird der Anti-islam-kurs der Partei mit der Aussage, der Islam „gehört nicht zu Deutschlan­d“.

Afd-co-vorsitzend­er Jörg Meuthen kritisiert­e unter großem Jubel der Delegierte­n die Zuwanderun­gspolitik der Bundesregi­erung. Er sagte: „Wir wollen nicht zur Minderheit im eigenen Land werden, und sind es doch zu Teilen bereits.“

Ein Wahlziel wollte weder Weidel noch Gauland nennen. Weidel sagte unter dem Beifall der Delegierte­n, die AFD werde sich „nicht den Mund verbieten lassen“. Politische Korrekthei­t gehöre „auf den Müllhaufen der Geschichte“, so die 38-jährige Volkswirti­n.

Ein massives Polizeiauf­gebot von mehr als 4000 Beamten schützte den Kongress. Am Samstag versuchten linksgeric­htete Demonstran­ten, Delegierte am Betreten des Tagungshot­els im Stadtzentr­um zu hindern. Es kam zu Rangeleien. Polizisten eskortiert­en deshalb Afd-mitglieder. Insgesamt waren mehrere zehntausen­d Gegendemon­stranten unterwegs. So nahmen rund 15 000 Menschen an einer Kundgebung des Festkomite­es Kölner Karneval für Vielfalt und Toleranz teil.

Petrys Parteitags-pleite kommentier­t Bernhard Junginger im Leitartike­l, auf Politik liefert er Hintergrün­de dazu.

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