Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Paul Auster: Die Brooklyn Revue (3)
EDeutsche Übersetzung von Werner Schmitz; Copyright (C) 2005 Paul Auster; 2006 Rowohlt Verlag Gmbh, Reinbek bei Hamburg
r rief bei der Fluggesellschaft an und bat darum, man möchte seine Mutter in New York in Empfang nehmen, ihr erklären, dass er in letzter Minute fortgerufen worden sei, und sie in ein Taxi nach Manhattan setzen. Er werde einen Schlüssel beim Portier deponieren, und sie solle schon in seine Wohnung gehen und dort auf ihn warten. Frau Weinberg hörte sich das alles an und stieg in ein Taxi. Der Fahrer raste los, und zehn Minuten später auf dem Weg in die Stadt verlor er die Kontrolle über den Wagen und stieß frontal mit einem anderen zusammen. Er und seine Passagierin wurden schwer verletzt.
Unterdessen war Dr. Weinberg bereits im Krankenhaus und operierte. Der Eingriff dauerte etwas über eine Stunde, und als der junge Arzt fertig war, wusch er sich die Hände, zog sich um und eilte aus dem Umkleidezimmer, um zum verspäteten Wiedersehen mit seiner Mutter nach Hause zu fahren. Als er auf den Flur trat, wurde gerade der
nächste Patient in den Operationssaal geschoben.
Es war seine Mutter. Nach dem, was Jonas Weinberg mir erzählte, ist sie gestorben, ohne noch einmal das Bewusstsein zu erlangen.
Eine unerwartete Begegnung