Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Weitere Streiks, erste Gespräche
Tarifstreit In Bayern weitete die IG Metall ihre Aktionen nochmals aus. Währenddessen wurde im Nachbar-bundesland zaghaft verhandelt
Nürnberg/münchen Bis zum Donnerstagnachmittag haben in Bayern fast 20000 Metaller die Arbeit niedergelegt, um den Forderungen der IG Metall Nachdruck zu verleihen. Alleine in Nürnberg traten rund 5000 Beschäftigte befristet in den Ausstand, zu weiteren Aktionen bei Bosch in Bamberg und BMW in Regensburg wurden am Abend nochmals tausende Teilnehmer erwartet.
In München bekräftigte Ig-metall-chef Jörg Hofmann bei einer Protestaktion im Forschungs- und Innovationszentrum von BMW noch einmal die Forderungen und rief die Arbeitgeber dazu auf, sich im Tarifstreit zu bewegen. „Kommt endlich in Trab, lehnt Euch nicht weiter zurück!“, sagte der Gewerkschaftschef vor mehreren hundert Beschäftigten des Autobauers.
Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und das Recht für jeden Beschäftigten, seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen, mit teilweisem Lohnausgleich. Die Konjunkturaussichten und die Ertragssituation der Unternehmen seien glänzend, deshalb passe die Entgeltforderung in die Zeit.
Die Arbeitgeber haben bisher eine Einmalzahlung für drei Monate, danach zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Außerdem wollen sie die Arbeitszeit verlängern können. Der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall-arbeitgeberverbände, Bertram Brossardt, sagte: „Wir stehen für Lösungen am Verhandlungstisch bereit. Das umfasst aber nicht den rechtswidrigen Teillohnausgleich, der ist nicht verhandelbar.“
In Böblingen nahe Stuttgart kamen Arbeitgeber und IG Metall am Nachmittag zur dritten Verhandlungsrunde für die Branche in Baden-württemberg zusammen. Dabei sind Arbeitgeber und Gewerkschaft zumindest etwas aufeinander zugegangen. Erstmals wurden in kleinerer Besetzung Details besprochen, wie beide Seiten im Anschluss mitteilten. Bisher hatten sie nur ihre Forderungen ausgetauscht – und die der Gegenseite jeweils kategorisch zurückgewiesen.
Bei den wesentlichen Punkten, insbesondere beim Thema Arbeitszeit, lägen die Vorstellungen aber weiter sehr weit auseinander, hieß es. Eine Expertengruppe solle nun Lösungen zu diesem Thema erarbeiten, bevor am 24. Januar weiter verhandelt wird. Die Warnstreiks sollen unvermindert weitergehen.
Die bayerischen Tarifparteien verhandeln am Montag in Nürnberg weiter. In der bayerischen Metallund Elektroindustrie arbeiten etwa 835 000 Beschäftigte – gut die Hälfte davon in tarifgebundenen Betrieben. Am heutigen Freitag sollen die Aktionen auch in der Region fortgesetzt werden, ein Schwerpunkt wird dann aber das BMW-WERK in Dingolfing sein, wie ein Ig-metallsprecher sagte.