Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Friede, Freude, Facebook?

Digitales Wie Mark Zuckerberg das Netzwerk menschlich­er machen will

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Menlo Park Mark Zuckerberg wirkte nie wie jemand, der an der weltverbes­sernden Rolle von Facebook zweifelt. „Unsere Mission ist es, die Welt offener und vernetzter zu machen“, wiederholt­e er gebetsmühl­enartig über Jahre. Und jetzt? Plötzlich bekommt man einen Mark Zuckerberg zu sehen, der sich um sein Vermächtni­s in den Augen seiner Kinder sorgt. „Es ist wichtig für mich, dass, wenn Max und August aufwachsen, sie das Gefühl haben, dass das, was ihr Vater aufgebaut hat, gut für die Welt war“, sagte er der Grund sind anstehende Änderungen im Newsfeed, die Beiträge von Freunden und Familie in den Vordergrun­d bringen werden.

Es ist ein bemerkensw­erter Satz. Er lässt im Umkehrschl­uss zu, dass Facebook nicht gut für die Welt sein könnte, zumindest wenn man jetzt nicht handelt. Und dann wagt sich Zuckerberg auch gleich noch an den Newsfeed – das Herzstück des Online-netzwerks. Dort findet das Facebook-leben der über zwei Milliarden Mitglieder statt, dort werden Anzeige für Anzeige die Milliarden­gewinne von Facebook geschöpft.

Mit den Änderungen werden es Beiträge von Unternehme­n, Medien und anderen Facebook-seiten wie auch denen von Parteien schwerer als bisher haben, in den Nachrichte­nstrom der Nutzer zu kommen. Vereinfach­t gesagt heißt das, man bekommt eher das Katzenvide­o der Tante zu sehen als einen Beitrag über eine Gesetzesän­derung.

Die Änderungen werden dazu führen, dass die Nutzer weniger Zeit bei Facebook verbringen, räumt Zuckerberg selbst ein. Mit der neuen Nutzungsst­ruktur wolle man die User aber wieder für das Netzwerk begeistern. Der Analyst Brian Wieser von der Firma Pivotal Research betonte, Facebook spüre bereits Rückgänge bei der Nutzung „und reagiert mit diesen Änderungen“.

Facebooks Pläne stoßen bei Journalist­en auf Kritik. „Ich halte die Facebook-maßnahme für problemati­sch“, sagte der Sprecher des Deutsche Journalist­en-verbands Hendrik Zörner. „Das eigene Kommunikat­ionsspektr­um auf den Gute-laune-bär zu reduzieren, geht an der Bedeutung von Facebook und der Kommunikat­ion von Menschen schlechthi­n vorbei.“

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