Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Mann der Extreme

Biografie Ein italienisc­her Zeichner hat aus Reinhold Messners Leben einen Comic-roman gemacht. Wie der berühmte Bergsteige­r das Ergebnis bewertet

- VON LILO SOLCHER

Augsburg Reinhold Messner hat so ziemlich alles geschafft, was ein Bergsteige­r schaffen kann: Der Sohn eines Dorfschull­ehrers aus dem Villnössta­l in Südtirol hat alle 14 Achttausen­der dieser Welt bestiegen, er war – zusammen mit Peter Habeler – der erste Mensch, der den Mount Everest ohne Flaschensa­uerstoff bezwang. Er hat in Begleitung von Arved Fuchs die Antarktis durchquert und im Alleingang die Wüste Gobi. Doch nicht genug damit, der lange ungeliebte Sohn Südtirols hat seiner Heimat eine Reihe von Bergmuseen beschert, hat als Europa-politiker

Für Petrucci ist Messner ein Suchender

die Positionen der Grünen vertreten und Berge von Büchern veröffentl­icht. Kein Wunder, dass dieser Mann zur lebenden Legende wurde. Filme wurden mit und über ihn gedreht – und nun hat er es auch in einen Comic geschafft.

Der italienisc­he Zeichner und Buchautor Michele Petrucci hat sich daran gemacht, Messners „komplexes Leben“als einen Comic in drei Kapiteln zu erzählen: „Der Berg“, „Die Leere“, „Der Phönix“. Wobei Petrucci nicht linear erzählt, sondern leitmotivi­sch den Mann porträtier­t, der immer neue Herausford­erungen sucht, dessen Gedanken aber immer um die eine Tragödie kreisen, die sein Leben verändert hat: um den Tod seines Bruders am Nanga Parbat. Petrucci zeichnet die beiden Messner-brüder als Seelenverw­andte, die unter der Knute des strengen Vaters litten Repro: Az/knesebeck Verlag

und sich ihre Freiheit auf den Bergen erkämpften. Er erzählt von einer harten Kindheit in einer engen Welt, von Albträumen und Halluzigün­ther nationen. Der Held wird als ein Suchender gezeichnet, als einer, der sich nie zufrieden geben kann mit dem Erreichten, der Grenzen sprengen und sich selbst immer wieder beweisen will – ganz so, als wolle er den Tod des Bruders durch seine eigenen Erfolge auf eine höhere Ebene erheben. Oder das Verlustgef­ühl in Höchstleis­tungen umwandeln.

Es ist ein extremes, ein egozentris­ches Leben, das Petrucci skizziert, und das sich in den Gesichtszü­gen seines alternden Helden einprägt. Es ist ein Leben am Limit, wie Messner einmal schrieb. Seine Weggefährt­en kommen und gehen wie die Lebensabsc­hnitte. 74 Jahre alt wird Reinhold

Messner sieht sich als Geschichte­nerzähler

Messner in diesem Jahr. Nach seinen eigenen Aussagen ist er in seinem siebten Leben angekommen – als Dokumentar­filmer nämlich.

Im Vorwort zum Comic würdigt Messner den Zeichner. „Ich merkte, dass sich unsere Visionen ähneln“, schreibt er. Petrucci verstehe den Alpinismus als eine Art Extremperf­ormance und den Bergsteige­r als Künstler. „Ich selbst sehe mich auch als Geschichte­nerzähler.“Die Geschichte, die der Comic aus Messners Leben macht, findet dieser „ausgezeich­net gelungen“.

Michele Petrucci: Reinhold Messner. Das Leben eines Extremberg­steigers – Die Comic Biografie. Knesebeck, 88 Sei ten, 22 Euro.

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Michele Petrucci zeichnet Reinhold Berg“, „Die Leere“, „Der Phönix“. Messners Leben in drei Kapiteln nach: „Der

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