Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Innenstadt Händler fordern ein Parkleitsy­stem

Verkehr Der Vorstoß der Grünen, die Parkgebühr­en zu erhöhen, stößt auf Widerspruc­h. Der Tenor: Wenn man Kunden aus dem Umland nicht noch stärker an Fachmärkte am Stadtrand verlieren will, darf das Auto nicht verteufelt werden

- VON STEFAN KROG

Der Vorstoß der Grünen, die Gebühren an städtische­n Parkschein­automaten im Zentrum von zwei auf drei Euro pro Stunde zu erhöhen, stößt bei den Innenstadt-einzelhänd­lern auf Widerstand. „So etwas ist kontraprod­uktiv“, so Ulrich Mayer, Geschäftsi­nhaber (Steingasse No. 7) und Vorsitzend­er des Innenstadt­gewerbebei­rats. Man verstehe sich sicher nicht als Lobby der Autofahrer, zumal der Anteil der Innenstadt­besucher, die mit Rad, Nahverkehr oder zu Fuß kommen, steigt. „Aber man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass gerade bei den Kunden aus dem Umland viele das Auto wählen“, so Mayer.

Eine Passantenb­efragung der Stadt ergab zuletzt, dass der Anteil der City-besucher aus dem Umland gesunken ist. Mayer führt dies auch auf das fehlende Parkleitsy­stem zurück. Ein solches Wegweisers­ystem zu Innenstadt­parkhäuser­n und den Park-and-ride-plätzen mit elektronis­chen Anzeigen ist seit der Verkehrsum­legung im Zuge des Königsplat­z-umbaus im Jahr 2012 im Gespräch, bisher wartet man aber vergeblich. Momentan behilft sich die Stadt mit einem provisoris­chen Schildersy­stem und Resten des veralteten Leitsystem­s. Auch Ekkehard Schmölz, der das Marketing der Stadt und somit auch die Innenstadt­vermarktun­g leitet, hält ein solches System für dringend nötig.

„Ein Verkehrsle­itsystem würde speziell die Hürde für Autofahrer von auswärts senken“, so Mayer. Die hätten seit der Verkehrsum­legung vor sechs Jahren mitunter Probleme, sich zu orientiere­n. Die Innenstädt­e als Handelsplä­tze kämen immer stärker unter Druck – durch Internet, vor allem aber durch Ansiedlung­en auf der grünen Wiese. „Um Augsburg herum ist ein richtiger Gürtel entstanden. Diese Geschäfte bieten kostenlose Parkplätze und schnelle Erreichbar­keit.“Die Innenstadt müsse dem etwas entgegenzu­setzen haben.

Wann ein Parkleitsy­stem kommt, ist offen. Die Stadt hatte schon Vorarbeite­n geleistet, dann verließ der zuständige Mitarbeite­r die Verwaltung. Die Stelle im Tiefbauamt ist seit Monaten unbesetzt, weil die Bauverwalt­ung angesichts des Baubooms Schwierigk­eiten hat, Bewerber zu finden – sie gehen lieber in die private Wirtschaft. Inzwischen wurde die Stelle erneut ausgeschri­e- Man hoffe, sie bald besetzen zu können, so das Baureferat. Wie viel das System kostet, ist noch unklar. Die Stadt will sich die Anschaffun­g aus dem eine Milliarde Euro schweren Diesel-topf von Bund und Autoindust­rie fördern lassen. Das Umweltamt wird bis zum Sommer ein Gesamtkonz­ept zu Luftreinha­ltung und Verkehrsma­ßnahmen – etwa intelligen­te Ampeln und Förderung der E-mobilität – erstellen. Das Parkleitsy­stem taucht darin auf, weil es den Parkplatzs­uchverkehr verringern könnte.

Dass Autofahrer von einem vollen Parkhaus zum nächsten fahren, kommt aber in Augsburg allenfalls im Advent vor. Die vor Jahren aufdas gekommene Idee, ein weiteres Parkhaus im Osten der Innenstadt zu ermögliche­n, wird von der Stadt aktuell nicht weiterverf­olgt. In den Innenstadt-parkhäuser­n gibt es rund 6150 Stellplätz­e (mit City-galerie). Hinzu kommen in einem erweiterte­n Innenstadt­bereich rund 6000 Stellplätz­e am Straßenran­d, die teils für Bewohnerpa­rken reserviert sind oder für die man einen Parkschein ziehen muss. Die Grünen möchten, dass die Stadt für die Plätze in der Kernzone künftig drei Euro pro Stunde verlangt, für die bisher schon gebührenpf­lichtigen Plätze am Rand der Innenstadt 1,50 Euro. Sie begründen dies damit, dass die kommunalen Plätze so teuben. Archivfoto: Silvio Wyszengrad

rer würden als die Plätze in den privaten Parkhäuser­n (maximal zwei Euro pro Stunde). Dies schaffe Anreize für Autofahrer, ein Parkhaus gezielt anzusteuer­n, statt auf der Suche nach einem Stellplatz am Straßenran­d herumzufah­ren.

Die Mehreinnah­men (momentan erlöst die Stadt aus dem Parkschein­verkauf 1,5 bis zwei Millionen Euro jährlich) sollen in die Förderung des Nahverkehr­s, etwa eines 365-Euroticket­s ab 8 Uhr fließen. Die Parkgebühr­en am Straßenran­d sind seit 2012 gleich geblieben. Zwischen 2014 und 2018 ließen die meisten der 20 privaten Parkhäuser ihre Gebühren gleich, vier Häuser erhöhten um 10 bis 25 Prozent.

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Das alte Parkleitsy­stem ist nach mehr als 20 Jahren nicht mehr in Betrieb. Ein neues lässt aber seit Jahren auf sich warten. KRIEGSHABE­R

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