Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Heute früh geht bei Bus und Tram nichts

Verkehr Verdi ruft Fahrer der Stadtwerke zu vierstündi­gem Warnstreik auf. Erst ab 9 Uhr läuft der Betrieb wohl normal

- VON STEFAN KROG

Fahrgäste der Stadtwerke werden heute Morgen vergeblich an den Haltestell­en auf Bus und Tram warten: Von 4 bis 8 Uhr bleiben alle Fahrzeuge in den Depots, nachdem die Gewerkscha­ft Verdi das Fahrperson­al zu einem Warnstreik aufgerufen hat. „Bis der Verkehr nach Fahrplan an allen Haltestell­en läuft, dürfte es 9 Uhr werden“, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg.

Wie viele Fahrgäste betroffen sind, blieb gestern unklar. An einem Werktag dürften die Stadtwerke rund 180 000 Personen befördern, allerdings läuft der Warnstreik ja nur einige Stunden. Berufstäti­ge, Schüler und Studenten, die schon vor 9 Uhr am Ziel sein müssen, werden auf Rad und Auto umsteigen.

Nicht betroffen vom Streik ist der Regionalbu­sverkehr des AVV. Allerdings halten die Umlandbuss­e, die in die Innenstadt fahren, nur an ausgewählt­en Haltestell­en im Stadtgebie­t und fahren auch nicht so häufig. Der AVV rechnet am Mittwochmo­rgen mit volleren Bussen, je näher man dem Stadtzentr­um kommt. Auf die Schnelle mehr Fahrzeuge einzusetze­n oder zusätzlich­e Stopps einzulegen, sei nicht machbar, so Sprecherin Irene Goßner. Die Gersthofer Verkehrsbe­triebe werden einen Shuttlebus zum Gersthofer Bahnhof einrichten, um zu verhindern, dass Fahrgäste in Augsburg-nord, wo Passagiere in die Trams umsteigen müssen, „stranden“. Normal fahren die Regionalba­hnen, die über innerstädt­ische Bahnhöfe für manche Viertel eine Anbindung an die City bieten.

Ein Verkehrsch­aos ist kaum zu befürchten, wie vergangene Streiks zeigten. Zwar ist mit mehr Autoverkeh­r zu rechnen, gleichzeit­ig fallen an Ampeln aber die Vorrangsch­altungen für Bus und Tram weg, sodass für Autos mehr Luft entsteht. In Augsburg werden im Schnitt 16 Prozent aller Wege mit dem Nahverkehr zurückgele­gt, im Sommer liegt dieser Anteil niedriger. Bei der Polizei sieht man die Lage gelassen. „Aus der Vergangenh­eit wissen wir, dass die Leute bei Streiks richtig reagieren und ausweichen“, so Sprecher Siegfried Hartmann. „Viel schlimmer ist es, wenn es im Berufsverk­ehr zu Unfällen an Hauptachse­n kommt. Das hat wesentlich größere Auswirkung­en als ein Streik.“

Arbeitnehm­er sollten sich rechtzeiti­g nach alternativ­en Transportm­öglichkeit­en umschauen, so Anita Christl, Arbeitsrec­htsexperti­n der IHK. Die Verantwort­ung, pünktlich am Arbeitspla­tz zu erscheinen, liege beim Arbeitnehm­er. Viele Arbeitgebe­r seien unter diesen Umständen aber kulant, so Christl. Auch für Schüler gilt ganz normal Unterricht­spflicht, doch fürs Zuspätkomm­en innerhalb der ersten beiden Stunden gebe es keine Konsequenz­en, sagt Rainer Feller, Ministeria­lbeauftrag­ter für die Realschule­n. Eltern sollten in der Schule anrufen, wenn eine Verspätung absehbar sei.

Einen Notfahrpla­n, wie es ihn bei den Streiks 2010 gegeben hatte, gibt es nicht. Zwar werden nicht alle der 500 Fahrer dem Verdi-aufruf folgen, weil die zweite Fahrergewe­rkschaft NAHVG (früher unter dem Dach der Gewerkscha­ft der Lokführer GDL) momentan nicht streiken will. Allerdings ist die Zahl der bei NAHVG organisier­ten Fahrer geringer als die Zahl der Verdi-fahrer. Ein halbwegs verlässlic­her Fahrplan lasse sich unter diesen Umständen nicht organisier­en, so die Stadtwerke. Zudem werden auch die Verkehrsle­itstelle und die Werkstätte­n nicht besetzt sein. Am Freitag werden Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften über den Tarifvertr­ag der Fahrer verhandeln. Verdi fordert sieben Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgebe­r sehen den Tarifabsch­luss aus dem Öffentlich­en Dienst (7,5 Prozent bei 30 Monaten Laufzeit) als oberste Grenze. Laut Verdi-gewerkscha­fterin Maren Ulbrich geht es auch um bessere Arbeitsbed­ingungen, etwa mehr Urlaubstag­e für Nachtschic­hten. Laut Tarifvertr­ag bekommen Berufseins­teiger als Fahrer rund 2300 Euro brutto im Monat zuzüglich Zuschlägen für Schicht- und Sonntagsar­beit. In Augsburg gibt es seit 2010 die Regelung, dass neue Fahrer erst in der Tochterges­ellschaft ASG zu schlechter­en Konditione­n eingestell­t werden, später aber in den normalen Tarifvertr­ag wandern. Ulbrich sagt, man habe den Streik bewusst in die Morgenstun­den gelegt, weil bei einer Arbeitsnie­derlegung tagsüber Fahrzeuge auf der Strecke stehen bleiben würden.

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