Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Beim Essen wird kein Unterschie­d gemacht

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das Gebäude in der Hohenstauf­enstraße 57 im Stadtteil Inningen liegt etwas versteckt. Wer aus Haunstette­n kommt, biegt noch vor der Bahnlinie rechts ab. Bekannt ist das Areal als Standort der Alten Ziegelei. Jetzt sitzt hier in einem abgesperrt­en Bereich die Firma Rohstoffha­ndel Süd. Das ebenfalls eingezäunt­e Nachbargru­ndstück ist seit dieser Woche in die Schlagzeil­en gerückt. Es handelt sich um eine Zweigstell­e des Asyl-ankerzentr­ums Donauwörth; Anker steht für Ankunft, Entscheidu­ng, Rückführun­g. In Inningen werden künftig Flüchtling­e untergebra­cht, die vor der Rückführun­g stehen oder die auf die endgültige Entscheidu­ng über ihren Asylantrag warten. Am Montag werden die ersten 30 Flüchtling­e erwartet, sie kommen aus Gambia und der Türkei. Zuständig für die Unterbring­ung ist die Regierung von Schwaben.

Am Donnerstag hat die Behörde unserer Zeitung vorab einen exklusiven Einblick in die Örtlichkei­ten gegeben. Darüber hinaus gibt es weitere Informatio­nen, wie die Flüchtling­e vor Ort betreut werden und welche Form der Kontrollen es gibt. Das Betreten des Geländes wird ab Montag nur unter bestimmten Sicherheit­svorkehrun­gen möglich sein. Gleiches gilt für das Verlassen. Am Eingangsto­r steht ein weißer Containerb­au. Hier werden Sicherheit­skräfte sitzen, die Besucher und Flüchtling­e kontrollie­ren. Ohne Genehmigun­g gibt es keinen Zutritt zum Gelände. Drinnen führt der Weg zu einem zweigescho­ssigen Backsteinb­au. Das Erdgeschos­s ist eher in Hellbraun gehalten, das obere Stockwerke dagegen in einem dunkleren Braun. Die Abläufe im Ankerzentr­um selbst konzentrie­ren sich ausschließ­lich auf dieses Gebäude, das maximal für 90 Bewohner ausgericht­et ist. Die Räume in den beiden Stockwerke­n unterschei­den sich nicht großartig. Insgesamt gibt es 20 Zimmer für die Flüchtling­e, ein kleinerer Teil davon ist im Erdgeschos­s. Der größere Teil befindet sich im oberen Stockwerk. Die Zimmer reichen von Zweibettzi­mmern bis Sechsbettz­immern. Derzeit wird davon ausgegange­n, dass am Montag vor allem das obere Stockwerk belegt werden dürfte. Es werden dem Vernehmen nach im ersten Schritt ausschließ­lich Männer nach Inningen kommen. Es dürften sowohl Menschen aus Gambia und der Türkei dabei sein. Bei der Zimmerbele­gung ist davon auszugehen, dass die beiden Nationalit­äten getrennt werden.

Im Eingangsbe­reich des Gebäudes gibt es einen kleinen Empfangsbe­reich, wobei hier nicht an einen intensiven Aufenthalt gedacht ist. Daneben befindet sich die Speisenaus­gabe. Hier können Bewohner dreimal am Tag (Frühstück, Mittag und Abend) ihr Essen abholen. Der Speiseraum mit Bierbänken und Biertische­n ist im oberen Stockwerk. Das Essen wird von einem Caterer angeliefer­t. Auf Sonderwüns­che wird keine Rücksicht genommen. Nicht auf dem Speiseplan steht grundsätzl­ich Schweinefl­eisch. Es wird auch kein Unterschie­d beim Essen für die Flüchtling­e aus Gambia und der Türkei vorgenomme­n.

Im Erdgeschos­s sitzen zudem zwei Mitarbeite­r der Regierung von Schwaben in einem Büro. Sie sind für den organisato­rischen Ablauf der Zweigstell­e verantwort­lich. Für sie gelten die üblichen Geschäftsz­eiten. Anders sieht es beim Sicher- heitsdiens­t aus, der rund um die Uhr vor Ort ist. Abseits des weißen Containers gibt es im Gebäude einen Aufenthalt­sraum für das Sicherheit­spersonal. Ebenfalls im Erdgeschos­s ist das Behandlung­szimmer für einen Arzt. Daneben ist ein Raum für Sozialarbe­iter, die Flüchtling­en als Ansprechpa­rtner dienen. Auf beiden Stockwerke­n gibt es sanitäre Anlagen, getrennt für Frauen und Männer. Der Keller dient als Abstellpla­tz. Das Gelände, zu dem ein größerer Parkplatz gehört, ist komplett eingezäunt. Dies gilt auch für die Zone, die zu den Bahngleise­n führt. Hier gibt es einen starken Pflanzenbe­wuchs, was offenbar so gewünscht ist.

Für Flüchtling­e, die in Inningen leben, gilt im Haus ein striktes Alkoholver­bot. Zur Frage, wie lange die Menschen wohl in der Unterkunft in Inningen bleiben, hält sich die Regierung von Schwaben bedeckt. Die stellvertr­etende Pressespre­cherin Birgit Linke sagte auf Anfrage: „Wie in Donauwörth werden auch in der Wohndepend­ance Augsburg-hohenstauf­enstraße Menschen mit guter und schlechter Bleibewahr­scheinlich­keit untergebra­cht. Das Asylverfah­ren ist ein personenbe­zogenes Verfahren. Daraus ergeben sich naturgemäß unterschie­dliche Verweildau­ern auch in der Hohenstauf­enstraße.“

»

Newspapers in German

Newspapers from Germany