Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Beim Essen wird kein Unterschied gemacht
Das Gebäude in der Hohenstaufenstraße 57 im Stadtteil Inningen liegt etwas versteckt. Wer aus Haunstetten kommt, biegt noch vor der Bahnlinie rechts ab. Bekannt ist das Areal als Standort der Alten Ziegelei. Jetzt sitzt hier in einem abgesperrten Bereich die Firma Rohstoffhandel Süd. Das ebenfalls eingezäunte Nachbargrundstück ist seit dieser Woche in die Schlagzeilen gerückt. Es handelt sich um eine Zweigstelle des Asyl-ankerzentrums Donauwörth; Anker steht für Ankunft, Entscheidung, Rückführung. In Inningen werden künftig Flüchtlinge untergebracht, die vor der Rückführung stehen oder die auf die endgültige Entscheidung über ihren Asylantrag warten. Am Montag werden die ersten 30 Flüchtlinge erwartet, sie kommen aus Gambia und der Türkei. Zuständig für die Unterbringung ist die Regierung von Schwaben.
Am Donnerstag hat die Behörde unserer Zeitung vorab einen exklusiven Einblick in die Örtlichkeiten gegeben. Darüber hinaus gibt es weitere Informationen, wie die Flüchtlinge vor Ort betreut werden und welche Form der Kontrollen es gibt. Das Betreten des Geländes wird ab Montag nur unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen möglich sein. Gleiches gilt für das Verlassen. Am Eingangstor steht ein weißer Containerbau. Hier werden Sicherheitskräfte sitzen, die Besucher und Flüchtlinge kontrollieren. Ohne Genehmigung gibt es keinen Zutritt zum Gelände. Drinnen führt der Weg zu einem zweigeschossigen Backsteinbau. Das Erdgeschoss ist eher in Hellbraun gehalten, das obere Stockwerke dagegen in einem dunkleren Braun. Die Abläufe im Ankerzentrum selbst konzentrieren sich ausschließlich auf dieses Gebäude, das maximal für 90 Bewohner ausgerichtet ist. Die Räume in den beiden Stockwerken unterscheiden sich nicht großartig. Insgesamt gibt es 20 Zimmer für die Flüchtlinge, ein kleinerer Teil davon ist im Erdgeschoss. Der größere Teil befindet sich im oberen Stockwerk. Die Zimmer reichen von Zweibettzimmern bis Sechsbettzimmern. Derzeit wird davon ausgegangen, dass am Montag vor allem das obere Stockwerk belegt werden dürfte. Es werden dem Vernehmen nach im ersten Schritt ausschließlich Männer nach Inningen kommen. Es dürften sowohl Menschen aus Gambia und der Türkei dabei sein. Bei der Zimmerbelegung ist davon auszugehen, dass die beiden Nationalitäten getrennt werden.
Im Eingangsbereich des Gebäudes gibt es einen kleinen Empfangsbereich, wobei hier nicht an einen intensiven Aufenthalt gedacht ist. Daneben befindet sich die Speisenausgabe. Hier können Bewohner dreimal am Tag (Frühstück, Mittag und Abend) ihr Essen abholen. Der Speiseraum mit Bierbänken und Biertischen ist im oberen Stockwerk. Das Essen wird von einem Caterer angeliefert. Auf Sonderwünsche wird keine Rücksicht genommen. Nicht auf dem Speiseplan steht grundsätzlich Schweinefleisch. Es wird auch kein Unterschied beim Essen für die Flüchtlinge aus Gambia und der Türkei vorgenommen.
Im Erdgeschoss sitzen zudem zwei Mitarbeiter der Regierung von Schwaben in einem Büro. Sie sind für den organisatorischen Ablauf der Zweigstelle verantwortlich. Für sie gelten die üblichen Geschäftszeiten. Anders sieht es beim Sicher- heitsdienst aus, der rund um die Uhr vor Ort ist. Abseits des weißen Containers gibt es im Gebäude einen Aufenthaltsraum für das Sicherheitspersonal. Ebenfalls im Erdgeschoss ist das Behandlungszimmer für einen Arzt. Daneben ist ein Raum für Sozialarbeiter, die Flüchtlingen als Ansprechpartner dienen. Auf beiden Stockwerken gibt es sanitäre Anlagen, getrennt für Frauen und Männer. Der Keller dient als Abstellplatz. Das Gelände, zu dem ein größerer Parkplatz gehört, ist komplett eingezäunt. Dies gilt auch für die Zone, die zu den Bahngleisen führt. Hier gibt es einen starken Pflanzenbewuchs, was offenbar so gewünscht ist.
Für Flüchtlinge, die in Inningen leben, gilt im Haus ein striktes Alkoholverbot. Zur Frage, wie lange die Menschen wohl in der Unterkunft in Inningen bleiben, hält sich die Regierung von Schwaben bedeckt. Die stellvertretende Pressesprecherin Birgit Linke sagte auf Anfrage: „Wie in Donauwörth werden auch in der Wohndependance Augsburg-hohenstaufenstraße Menschen mit guter und schlechter Bleibewahrscheinlichkeit untergebracht. Das Asylverfahren ist ein personenbezogenes Verfahren. Daraus ergeben sich naturgemäß unterschiedliche Verweildauern auch in der Hohenstaufenstraße.“
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