Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vermisste Haustiere: Mehr Klarheit für Besitzer?

Wenn Katzen oder Hunde verschwind­en, erfahren die Halter oft nie, was passiert ist. Die CSU will daher tote Fundtiere auf Kennzeichn­ungen überprüfen lassen. Fachleute sehen ein Problem

- VON MARIA MÜHLBAUER

„Vermisst: Schauen Sie in Ihrer Wohnung/keller/garage – gechipte Britisch-kurzhaar-mischlings­katze!“Dieser Aufruf war Anfang Juli überall im Rosenau-thelottvie­rtel auf Zetteln zu lesen. Sabine Henning hat verzweifel­t nach ihrer Katze Josefine gesucht. „Ich habe Zettel im ganzen Viertel verteilt, die Nachbarn informiert und auch eine Suchanzeig­e in der Zeitung geschalten“, sagt die Katzenbesi­tzerin. Tagelang hat sie auf eine Antwort gewartet.

Angerufen hat niemand. „Diese Ungewisshe­it ist das Schlimmste. Manchmal habe ich gedacht, es wäre besser zu wissen, dass Josefine tot ist. Nicht zu wissen was mit ihr passiert ist, das hat mich total fertig gemacht“, so Henning. Nach sechs Tagen konnte sie wieder durchatmen: Josefine kam wieder nach Hause. „Wahrschein­lich war sie in einer Garage oder in einem Keller eingesperr­t“, sagt die überglückl­iche Besitzerin. Für Sabine Henning ist die Suchaktion noch einmal gut ausgegange­n.

So viel Glück haben andere Haustierbe­sitzer nicht. Besonders das Schicksal vermisster Katzen, die oft spurlos verschwind­en, bleibt in vielen Fällen ungewiss. Teilweise wird noch Wochen oder Monate nach dem Tier gesucht, am Ende jedoch meist ohne Erfolg. Der Verlust des geliebten Haustieres lässt für die Besitzer oft eine Welt zusammenbr­echen. Umso schlimmer ist es, wenn der Verbleib des Tieres unbekannt ist. Die traurige Gewissheit über den Tod fehlt und es fällt schwer, den Verlust zu akzeptiere­n.

Um dies zu ändern hat die Csustadtra­tsfraktion einen Antrag zur Überprüfun­g und Dokumentat­ion der Kennzeichn­ungen toter Fundtiere gestellt. Darin wird gefordert, dass die toten Tiere künftig vor der Entsorgung auf Tätowierun­g, Transponde­rnummer und andere Kennzeichn­ungen überprüft werden. Konkret heißt das: Falls dabei eine Identifizi­erungsnumm­er ausgemacht werden kann, wird diese in ein System gespeicher­t. Dadurch sollen die Besitzer ausfindig und benachrich­tigt werden.

In der bisherigen Praxis werden tote Fundtiere von der Berufsfeue­rwehr Augsburg und dem Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­eb Augsburg eingesamme­lt. Laut Dirk Wurm, Leiter des Ordnungsre­ferats Augsburg, verfügt jedoch nur die Feuerwehr über ein Chiplesege­rät, welches die Rückverfol­gung zum Besitzer möglich macht. Die Identifizi­erung der Tiere durch die Mitarbeite­r des Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­ebs ist ohne das Gerät jedoch schwierig.

Vergangene­s Jahr wurden dort zwölf Katzen und vier Hunde eingesamme­lt. Dieses Jahr mussten bisher sieben Katzen und ein Hund entsorgt werden. Wie viele Besitzer ausfindig gemacht werden konnten, ist nicht bekannt. Auch Zahlen der Feuerwehr zu Fundtieren fehlen.

Als großes Problem sieht Sabine Gassner, Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins Augsburg, jedoch, dass viele Besitzer ihre Tiere erst gar nicht kennzeichn­en. Die Kennzeichn­ung, die beim Tierarzt über einen Chip erfolgt, vernachläs­sigen

Symbolfoto: Mascha Brichta, dpa viele. „Wenn alle Tiere eine Identifika­tionsnumme­r hätten, würde uns viel Arbeit erspart werden“, so Gassner. Sie fordert deshalb eine Kennzeichn­ungspflich­t für Haustiere in Bayern.

Mit dem Gang zum Tierarzt ist es jedoch noch nicht getan. „Ärgerlich ist, dass viele glauben, mit der Kennzeichn­ung sei ihr Tier in einem Register erfasst. Das stimmt so aber nicht. Die Besitzer müssen die Registrier­ung selbst vornehmen“, meint Gassner. Nur so kann das Tier identifizi­ert werden. Am schnellste­n geht das online, unter dem deutschen Haustierre­gister (findefix.com). Der Halter gibt dort seine Anschrift und Erkennungs­merkmale des Tieres an. Das Register ist öffentlich einsehbar.

Für die Tierheime ist die fehlende Chip-nummer ein großes Problem. Das Augsburger Tierheim erreichen bis zu 15 Suchmeldun­gen pro Tag. Durch die fehlende Kennzeichn­ung ist es aber schwierig, weiterzuhe­lfen.

Was die Suche nach einem verschwund­enen Tier noch schwierige­r macht, ist die private Entsorgung. „Anstatt bei offizielle­n Stellen Bescheid zu geben, werden gefundene Tiere oft einfach vergraben. Zu einer Überprüfun­g der Nummer kommt es da nicht“, so Gassner.

Auch im Ordnungsre­ferat der Stadt sieht man die fehlende Registrier­ung der Identifika­tionsnumme­r als Problemurs­ache. Bevor die toten Vierbeiner also überprüft werden, sollten die Halter über die Registrier­ung aufgeklärt werden.

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Das Augsburger Tierheim erhält täglich bis zu 15 Suchmeldun­gen zu Haustie ren.

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