Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vermisste Haustiere: Mehr Klarheit für Besitzer?
Wenn Katzen oder Hunde verschwinden, erfahren die Halter oft nie, was passiert ist. Die CSU will daher tote Fundtiere auf Kennzeichnungen überprüfen lassen. Fachleute sehen ein Problem
„Vermisst: Schauen Sie in Ihrer Wohnung/keller/garage – gechipte Britisch-kurzhaar-mischlingskatze!“Dieser Aufruf war Anfang Juli überall im Rosenau-thelottviertel auf Zetteln zu lesen. Sabine Henning hat verzweifelt nach ihrer Katze Josefine gesucht. „Ich habe Zettel im ganzen Viertel verteilt, die Nachbarn informiert und auch eine Suchanzeige in der Zeitung geschalten“, sagt die Katzenbesitzerin. Tagelang hat sie auf eine Antwort gewartet.
Angerufen hat niemand. „Diese Ungewissheit ist das Schlimmste. Manchmal habe ich gedacht, es wäre besser zu wissen, dass Josefine tot ist. Nicht zu wissen was mit ihr passiert ist, das hat mich total fertig gemacht“, so Henning. Nach sechs Tagen konnte sie wieder durchatmen: Josefine kam wieder nach Hause. „Wahrscheinlich war sie in einer Garage oder in einem Keller eingesperrt“, sagt die überglückliche Besitzerin. Für Sabine Henning ist die Suchaktion noch einmal gut ausgegangen.
So viel Glück haben andere Haustierbesitzer nicht. Besonders das Schicksal vermisster Katzen, die oft spurlos verschwinden, bleibt in vielen Fällen ungewiss. Teilweise wird noch Wochen oder Monate nach dem Tier gesucht, am Ende jedoch meist ohne Erfolg. Der Verlust des geliebten Haustieres lässt für die Besitzer oft eine Welt zusammenbrechen. Umso schlimmer ist es, wenn der Verbleib des Tieres unbekannt ist. Die traurige Gewissheit über den Tod fehlt und es fällt schwer, den Verlust zu akzeptieren.
Um dies zu ändern hat die Csustadtratsfraktion einen Antrag zur Überprüfung und Dokumentation der Kennzeichnungen toter Fundtiere gestellt. Darin wird gefordert, dass die toten Tiere künftig vor der Entsorgung auf Tätowierung, Transpondernummer und andere Kennzeichnungen überprüft werden. Konkret heißt das: Falls dabei eine Identifizierungsnummer ausgemacht werden kann, wird diese in ein System gespeichert. Dadurch sollen die Besitzer ausfindig und benachrichtigt werden.
In der bisherigen Praxis werden tote Fundtiere von der Berufsfeuerwehr Augsburg und dem Abfallwirtschaftsund Stadtreinigungsbetrieb Augsburg eingesammelt. Laut Dirk Wurm, Leiter des Ordnungsreferats Augsburg, verfügt jedoch nur die Feuerwehr über ein Chiplesegerät, welches die Rückverfolgung zum Besitzer möglich macht. Die Identifizierung der Tiere durch die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsund Stadtreinigungsbetriebs ist ohne das Gerät jedoch schwierig.
Vergangenes Jahr wurden dort zwölf Katzen und vier Hunde eingesammelt. Dieses Jahr mussten bisher sieben Katzen und ein Hund entsorgt werden. Wie viele Besitzer ausfindig gemacht werden konnten, ist nicht bekannt. Auch Zahlen der Feuerwehr zu Fundtieren fehlen.
Als großes Problem sieht Sabine Gassner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg, jedoch, dass viele Besitzer ihre Tiere erst gar nicht kennzeichnen. Die Kennzeichnung, die beim Tierarzt über einen Chip erfolgt, vernachlässigen
Symbolfoto: Mascha Brichta, dpa viele. „Wenn alle Tiere eine Identifikationsnummer hätten, würde uns viel Arbeit erspart werden“, so Gassner. Sie fordert deshalb eine Kennzeichnungspflicht für Haustiere in Bayern.
Mit dem Gang zum Tierarzt ist es jedoch noch nicht getan. „Ärgerlich ist, dass viele glauben, mit der Kennzeichnung sei ihr Tier in einem Register erfasst. Das stimmt so aber nicht. Die Besitzer müssen die Registrierung selbst vornehmen“, meint Gassner. Nur so kann das Tier identifiziert werden. Am schnellsten geht das online, unter dem deutschen Haustierregister (findefix.com). Der Halter gibt dort seine Anschrift und Erkennungsmerkmale des Tieres an. Das Register ist öffentlich einsehbar.
Für die Tierheime ist die fehlende Chip-nummer ein großes Problem. Das Augsburger Tierheim erreichen bis zu 15 Suchmeldungen pro Tag. Durch die fehlende Kennzeichnung ist es aber schwierig, weiterzuhelfen.
Was die Suche nach einem verschwundenen Tier noch schwieriger macht, ist die private Entsorgung. „Anstatt bei offiziellen Stellen Bescheid zu geben, werden gefundene Tiere oft einfach vergraben. Zu einer Überprüfung der Nummer kommt es da nicht“, so Gassner.
Auch im Ordnungsreferat der Stadt sieht man die fehlende Registrierung der Identifikationsnummer als Problemursache. Bevor die toten Vierbeiner also überprüft werden, sollten die Halter über die Registrierung aufgeklärt werden.