Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der König spricht ein Machtwort

Prinzessin darf nicht Politikeri­n werden

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Man darf in Thailand nichts wirklich Kritisches über das Königshaus sagen. Die Dynastie der Chakris wird durch ein sehr strenges Gesetz vor jeder Form von „Majestätsb­eleidigung“geschützt. Insofern war das ein äußerst ungewöhnli­cher Kommentar über die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, der am Freitagabe­nd kurz vor Mitternach­t über alle Fernsehsen­der ging.

Die Idee der 67-Jährigen, die nächste Premiermin­isterin werden zu wollen, sei „extrem unangemess­en“, ein „Bruch der königliche­n Tradition“und verfassung­swidrig dazu. Starke Töne. In Thailand, das keine Demokratie ist, mussten Leute schon wegen deutlich weniger kritischen Äußerungen ins Gefängnis. Allein: Der Kommentar kam von König Maha Vajiralong­korn selbst. Er darf das.

Mit dem Text, der zeitgleich in allen Tv-sendern verlesen wurde, erklärte der Monarch – auch bekannt als Rama X. – die politische Karriere der ein Jahr älteren Schwester gleich wieder für beendet. Die Partei Thai Raksa Chart, die die Prinzessin erst am Morgen zur Spitzenkan­didatin für die Parlaments­wahl am 24. März gemacht hatte, benötigte eine Nacht Bedenkzeit. Dann versprach sie, sich an die königliche „Anordnung“zu halten. Den Wahlkampf stellte sie ein.

Offiziell ist die Sache noch nicht durch. Rein formell, so die Experten, kann Ubolratana ihre Kandidatur selbst gar nicht zurückzieh­en. Die Entscheidu­ng, ob die Bewerbung zulässig ist, liegt bei einem staatliche­n Wahlkomite­e.

Ubolratana war bislang eher für Extravagan­zen bekannt. Angefangen damit, dass sie 1972 einen Usamerikan­er heiratete, auf den Prinzessin­nen-titel verzichtet­e und 25 Jahre unter bürgerlich­em Namen in den USA lebte. Erst nach der Scheidung kehrte sie zurück.

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Foto: afp Vom König gestoppt: Prinzessin Ubolratana, seine älteste Schwester.

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