Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

In 26 Minuten von Augsburg nach Ulm

Seit Jahren wird über den Ausbau der wichtigen Zugstrecke gestritten. Nun gibt es erste Pläne für mögliche Trassen

- VON JOSEF KARG UND JÖRG HEINZLE

Augsburg/ulm Die Lage ist ein wenig verzwickt. Bei kaum einem aktuellen Schienenve­rkehrsproj­ekt in Bayern gehen die Meinungen so auseinande­r wie beim Ausbau der 160 Jahre alten Bahnstreck­e zwischen Augsburg und Ulm.

Manche Kommunalpo­litiker wie der Augsburger Landrat Martin Sailer warnen davor, dass durch den Ausbau zu einer Hochgeschw­indigkeits­strecke die Regionalba­hnen verdrängt werden könnten. Verkehrspo­litiker dagegen plädieren für die schnellstm­ögliche Trasse zugunsten eines modernen Fernverkeh­rs. Sailer und Co. hätten darum gerne einen Ausbau der bestehende­n Strecke. Die anderen befürworte­n den Bau einer weitgehend neuen Strecke parallel zur A8. So weit die politische­n Linienführ­ungen.

Der bayerische Db-konzernbev­ollmächtig­te Klaus-dieter Josel präsentier­te nun am Freitag in Augsburg vier Trassenräu­me zwiLech und Iller, innerhalb derer eine Linienführ­ung gesucht wird. Er sagte, die Bahn müsse in diesem Zusammenha­ng die vom Bund vorgegeben­en Anforderun­gen erfüllen. Das heißt: Auf der Strecke muss eine Fahrzeitve­rkürzung um rund eine Viertelstu­nde auf 26 Minuten möglich sein. Das hätte den Vorteil, dass Reisende im Rahmen des künftigen Deutschlan­dtaktes in beiden Städten bessere Anschlüsse vorfinden würden. Außerdem soll die künftige Strecke gleicherma­ßen tauglich sein für Hochgeschw­indigkeits­züge mit Tempo 300 und deutlich langsamere Gütertrans­porte.

Die vier ins Auge gefassten „Trassierun­gsräume“, wie die Bahn diese Geländestr­eifen nennt, sind 500 Meter breit. Sie ziehen sich auf rund 70 Kilometer Länge zwischen Ulm und Augsburg entlang. Und sie bestehen jeweils aus unterschie­dlich langen Ausbau- und Neubaustre­ckenteilen. Teilweise verlaufen sie parallel zur Autobahn, teilweise entlang der aktuellen Bahntrasse. Es sind noch vage Pläne, einiges steht aber bereits jetzt fest. Die neue Fernverkeh­rsstrecke wird demnach nicht über Günzburg führen – weil sonst die 26 Minuten Fahrzeit nicht zu schaffen wären. Es werde aber weiter Fernzüge geben, die in Günzburg halten, versichert­e Josel. Mit dem Deutschlan­dtakt sogar mehr als bisher. Fest steht auch: Es wird auch keinen reinen Ausbau der bestehende­n Bahnstreck­e geben. Die Planungen werden nun im nächsten Schritt in den kommenden Monaten konkretisi­ert. Dann sollen die Trassenvar­ianten auf kaum mehr als 20 Meter Breite zusammensc­hrumpfen.

Josel machte bereits klar: „Viele Schutzgebi­ete lassen nur wenig Platz für die neue Strecke. Vermutlich werden wir in vielen Fällen auch Tunnelabsc­hnitte zu untersuche­n haben.“Der Bahnmanage­r warb für das Projekt: „Ein schneller und moschen derner Schienenve­rkehr kommt nicht nur Bayerisch-schwaben zugute“, sagte er. Die derzeit 85 Kilometer lange Strecke von Ulm nach Augsburg sei Teil der wichtigen Verbindung von Köln nach München. Im vergangene­n Jahrzehnt hat die Bahn bereits die Strecke Augsburg–münchen auf vier Gleise ausgebaut. Derzeit ist die neue Hochgeschw­indigkeits­trasse Ulm–stuttgart im Bau. Es fehlt also nur mehr das Zwischenst­ück Augsburg–ulm.

Bis das jedoch fertig wird, dürften noch Jahre vergehen. Zumal sich die regionale Politik einigen muss. Insbesonde­re das Thema mit den Regionalzü­gen wird dabei noch diskutiert werden. Denn derzeit muss sich der Regioverke­hr zwischen Ulm und Augsburg zwei Gleise auf der Strecke mit den Ice-zügen teilen. Dies hat zur Folge, dass die Regionalzü­ge oft in den Bahnhöfen warten müssen, um einen verspätete­n ICE vorbeizula­ssen. Damit dies in Zukunft besser wird, fordern die anliegende­n Städte und Gemeinden, dass einerseits die bisherige Trasse modernisie­rt wird und zudem ein drittes Gleis für die regionalen Bahnen von Augsburg bis nach Gessertsha­usen (Kreis Augsburg) gebaut wird. Ein drittes Gleis spielt in den Planungen der Bahn aber keine Rolle mehr. Bahnmanage­r Josel sagte, die neue Fernverkeh­rsstrecke solle durchgehen­d zweigleisi­g werden – egal, wo sie verlaufe. Für Regionalzü­ge sei dann auf der bestehende­n Strecke viel mehr Platz.

Als nächsten Schritt will die Bahn die Planungen so weit voranbring­en, dass Ende 2022 ein Raumordnun­gsverfahre­n begonnen werden kann. Josel betont, dass der Ausbau weiter im Dialog mit der Bevölkerun­g und der Politik erfolgen soll. Der Bahnmanage­r hat, da die Planungen sich noch in einem frühen Stadium befinden, bisher weder genaue Kosten, noch einen Termin für den Baubeginn, geschweige denn für die Fertigstel­lung genannt. Aber eines ist klar: Je schneller man sich auf eine Trassenvar­iante einigen wird, umso schneller rollen die Züge.

Am Ende sollen Fern‰ und Regionalve­rkehr profitiere­n

Newspapers in German

Newspapers from Germany