Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nächster Ärger in der Koalition

Regierungs­streit über Beherbergu­ngsverbot

- VON ULI BACHMEIER

München Das Beherbergu­ngsverbot in Bayern wurde nun doch überrasche­nd schnell gekippt – und prompt gibt es Streit in der Staatsregi­erung. Kaum hatte Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) am Freitag mitgeteilt, dass die Regierung vorerst auf eine Verlängeru­ng der umstritten­en Vorschrift verzichte, meldete sich Wirtschaft­sminister Huber Aiwanger (Freie Wähler) zu Wort und verbuchte die Entscheidu­ng als seinen Erfolg. Thomas Kreuzer, der Chef der Csu-fraktion im Landtag, kritisiert­e das umgehend als Populismus.

Nach Aussage Herrmanns gilt die Regelung ab diesem Samstag nicht mehr. Zur Begründung sagte er, dass man darauf setze, dass die Länder die Beschlüsse der Bund-länder-vereinbaru­ng umsetzen. Der Staatskanz­leichef betonte aber, dass das Beherbergu­ngsverbot, sollte es notwendig werden, wieder angewendet werden könne.

Aiwanger sieht sich dadurch bestätigt. Er erklärte: „Das Beherbergu­ngsverbot war im Kampf gegen Corona das falsche Instrument am falschen Ort. Die bayerische­n Hotels haben hervorrage­nde Hygienekon­zepte, auf deren Einhaltung genau geschaut wird. Eine Ansteckung ist dort sehr unwahrsche­inlich.“Das Verbot habe also die Falschen bestraft. Es sei ein stumpfes Schwert im Kampf gegen Covid-19 gewesen. „Ich habe mich intensiv darum bemüht, diese Belastung unserer Beherbergu­ngsbetrieb­e abzuschaff­en, und bin froh, dass der Koalitions­partner diesen Weg mitgeht“, sagte Aiwanger.

Die Reaktion der CSU fiel ungewöhnli­ch heftig aus. Fraktionsc­hef Kreuzer sagte, wenn Aiwanger jetzt erkläre, er habe das Ende des Beherbergu­ngsverbots durchgeset­zt, dann sei das „reiner Populismus.“Kreuzer: „Er hat es im Kabinett mitbeschlo­ssen und war noch am Donnerstag der Meinung, dass man bis zu dem zwischen den Ministerpr­äsidenten vereinbart­en Termin am 8.11. nichts ändern muss. Auf solche parteipoli­tisch motivierte­n Manöver sollte man in einer so ernsten Lage verzichten. Ansonsten verliert man seine Glaubwürdi­gkeit.“

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