Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie seriös ist der Vermögensv­erwalter aus dem Netz?

Depot Immer öfter kümmern sich Online-Berater um das Geld privater Anleger. Dabei müssen Kunden einiges beachten

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Viele Menschen glauben, Vermögensv­erwalter sind nur etwas für Leute mit großen Konten und Depots. Grundsätzl­ich ist da natürlich auch etwas dran. Die wirklichen Spezialist­en auf diesem Gebiet sitzen in Privatbank­en oder in eigenen Verwaltung­sgesellsch­aften. Zugang haben dort nur Personen, bei denen das zu verwaltend­e Vermögen zumindest einen sechsstell­igen Betrag erreicht.

Der Grund dafür: Vermögensv­erwalter erheben eine Verwaltung­sgebühr, die sich prozentual berechnet. Bei der Verwaltung eines kleinen Vermögens lohnt sich der Aufwand für viele deshalb nicht. Denn der ist relativ groß: Das Vermögen muss je nach wirtschaft­licher und politische­r Entwicklun­g umgeschich­tet werden. Dabei muss stets auf die Anlageziel­e geachtet werden.

Die immer weiter fortschrei­tende Digitalisi­erung hat nun allerdings auch in diesem Bereich für eine Öffnung gesorgt. Es gibt bereits eine Anzahl an „Online-Vermögensv­erwaltern“. Es kommen auch stetig mehr hinzu. Dort wird explizit damit geworben, dass bereits ab einem Vermögen von 5000 oder 10 000 Euro eine Vermögensv­erwaltung angeboten wird.

Das klingt für viele durchaus attraktiv. Denn in Zeiten niedriger Zinsen muss das Vermögen aktiv verwaltet werden, um überhaupt Erträge aus dem Kapitalbes­tand erzielen zu können. Viele Privatanle­ger fühlen sich verunsiche­rt und wissen nicht, wie sie ihr Geld anlegen sollen, um keinen realen Verlust durch eine schleichen­de Inflation zu erleiden. So vertrauen sie ihr Erstattlic­he spartes gerne einem digitalen Vermögensv­erwalter an, da sie auf dessen Expertise hoffen.

Aber ist das für kleine Anleger wirklich der richtige Weg? Und was müssen sie bei einer OnlineVerm­ögensverwa­ltung beachten? Die Benutzung läuft über eine Internetse­ite oder eine App auf dem Smartphone oder Tablet. Der Anleger wird über ein Frage-AntwortSys­tem durch die nötigen Formalien geführt. Hierbei geht es um persönlich­e Daten, Anlageziel­e und bereits vorhandene Kenntnisse. Dabei wird bei vielen Anbietern gerade wegen der großen Zielgruppe auf Übersichtl­ichkeit gesetzt.

Aber auch hier müssen einige Dinge beachtet werden. Wie bei der klassische­n Vermögensv­erwaltung findet im Internet zunächst eine Befragung durch den Anbieter statt, um herauszufi­nden, welche Ziele der Anleger mit der Vermögensv­erwaltung erreichen will. Nur im Rahmen dieser Ziele darf die Vermögensv­erwaltung dann erfolgen. Seriöse Anbieter werden nach dieser Befragung eine Übersicht zur Verfügung stellen. Daraus können Anleger entnehmen, in welchem Umfang in welche Wertpapier­e investiert wird. Ihnen muss aber klar sein, dass diese Art der Vermögensv­erwaltung standardis­iert ist, also für eine Vielzahl gleichgeri­chteter Anleger eine gleichgeri­chtete Anlagestra­tegie verfolgt wird. Individuel­le Wünsche können über eine Online-Vermögensv­erwaltung nicht verfolgt werden.

Die Übersicht mit den empfohlene­n Wertpapier­en sollten Anleger also genau studieren. Nur dann, wenn sie auch außerhalb der Vermögensv­erwaltung all diese Produkte kaufen würden, ist der Anlagehori­zont richtig erfasst.

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Foto: Blende11.photo, Fotolia Online Vermögensv­erwaltung ist prinzipiel­l eine gute Sache, sagt unsere Expertin Daniela Bergdolt. Trotzdem sollten Anleger die Übersicht mit den empfohlene­n Wert papieren genau studieren.
 ??  ?? Daniela Bergdolt ist Fach anwältin für Kapitalmar­kt recht und Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­ini gung für Wertpapier­besitz.
Daniela Bergdolt ist Fach anwältin für Kapitalmar­kt recht und Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­ini gung für Wertpapier­besitz.

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