Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diese Lagerhalle wird bald zum Theater

Sanierung Mit dem Start der neuen Spielzeit im September soll es endlich wieder eine feste Spielstätt­e geben. Es ist ein Fabrikraum im Textilvier­tel. Warum die Zeit des Tingelns für Besucher und Ensemble dennoch nicht vorbei ist

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Die Sanierung des Theaters ist neben dem Umbau des Hauptbahnh­ofes das zweite große Bauprojekt in Augsburg. Beide dauern mehrere Jahre und kosten einen dreistelli­gen Millionenb­etrag. Wie es beim Großen Haus und den Ausweichsp­ielstätten weitergeht? Die Details: ● Im letzten Sommer fiel am Kennedypla­tz zum vorerst letzten Mal der Vorhang für eine öffentlich­e Theaterins­zenierung. Die Stadt hatte das Große Haus nach einer Warnung der Feuerwehr schließen lassen: Der Brandschut­z sei nicht gegeben, das Haus könnte zur Feuerfalle werden. Leer steht das Gebäude am Kennedypla­tz dennoch nicht: Musiktheat­er und Ballett proben weiterhin dort – wenn auch unter strengen Auflagen. „Die Brandmelde­anlage muss scharf gestellt und alle Flucht- und Rettungswe­ge müssen frei begehbar sein. Zudem dürfen sich nur ortskundig­e Mitarbeite­r des Theaters im Gebäude aufhalten“, sagt Norbert Reinfuss, Projektlei­ter Theatersan­ierung. Der „Eiserne Vorhang“zum Zuschauerh­aus ist permanent geschlosse­n.

Derzeit stimmt die Stadt mit dem Theater den Umzug aufs Martinigel­ände ab. Nach jetzigem Stand soll das Große Haus Anfang September 2017 komplett geräumt sein, sodass die Schadstoff­sanierung und erste Demontagen beginnen können. Aktuell laufen noch Untersuchu­ngen zur Bausubstan­z und der Schadstoff­belastung im Gebäude. Wegen der denkmalges­chützten Bereiche (Foyer, Zuschauerh­aus, Garderobe) ist auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege eingebunde­n.

Die Werkstätte­n, Büros und Probebühne­n im Areal der nördlichen Kasernstra­ße können noch bis Mitte 2018 genutzt werden, da mit den Abbrucharb­eiten hier ein Jahr später begonnen wird. 2023 sollen die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen sein. Der Erweiterun­gsneubau (dafür muss die Brechtbühn­e beseitigt werden) soll 2025 fertig sein. ● Im Textilvier­tel sind die Handwerker schon zugange, damit zwei miteinande­r verbundene Hallen ab September vom Theater genutzt werden können. Der mit der Intendanz des Theaters abgestimmt­e Plan sieht vor, dass dort am 1. Oktober die Saison mit der ersten Opernpremi­ere des Stückes „Freischütz“eröffnet werden kann.

Bis vor Kurzem hatte die Firma Freudenber­g, die unter anderem Vileda-Haushaltsp­rodukte herstellt, die Halle angemietet. „Wir freuen uns, dass ein reibungslo­ser Übergang zum nächsten Mieter gelingt“, sagt Wolfgang Geisler, Geschäftsf­ührer der Firma MartiniPar­k. Das Dach der 7,50 Meter hohen Industrieh­alle wurde bereits isoliert, der Rückbau ist weit fortgeschr­itten. Heizung und Lüftung werden eingebaut. Die ausstehend­en Arbeiten bis September zu schaffen, sei „sportlich aber machbar“.

Gespielt wird künftig in einer rund 1500 Quadratmet­er großen, länglichen Halle. Darin wird eine speziell für die räumlichen Gegebenhei­ten angepasste Bühne für 620 Besucher gebaut. Der Auftrag ist bereits vergeben. Abgetrennt wird in der Halle zudem ein Bereich, der als Foyer dient. In der angrenzend­en 3000 Quadratmet­er großen Halle sind Proberäume, der Chorsaal, ein Lager, Sanitärein­richtungen und Büros vorgesehen.

Der Martinipar­k bietet Oper und Ballett für die Zeit des Umbaus eine Spielstätt­e. Der Mietvertra­g ist zunächst auf fünf Jahre abgeschlos­sen. Laut Geisler können die beiden Hallen bei Bauverzöge­rungen aber auch länger genutzt werden. Damit falle für die Beschäftig­ten nicht nur das Pendeln zwischen den Spielorten weg, es erhöhe sich auch die Flexibilit­ät: „Einzelne Vorstellun­gen können wieder öfter gespielt werden, und das Theater kann längerfris­tig planen. Zudem wird nicht mehr ein Stück mehrere Wochen lang aufgeführt, sondern es kann wieder mehr aus dem Repertoire gezeigt werden. Für das Publikum bedeutet das einen bunteren und deutlich attraktive­ren Spielplan“, sagt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel. ● Die Interimssp­ielstätte für Schauspiel und kleinere Tanzproduk­tionen ist das Ofenhaus auf dem Gaskesselg­elände in Oberhausen. Seit Anfang des Jahres laufen die Arbeiten für den Aus- und Anbau. Letzterer erhält einen Keller. Das bestehende denkmalges­chützte Gebäude wurde mit Betonbohrp­fählen gesichert. Im Ofenhaus selbst beginnen ab kommender Woche die Vorarbeite­n für die Haus-inHaus-Bauweise. Dort entsteht in der östlichen Hälfte die Bühne mit Zuschauerr­aum und in der westlichen der Restaurant­bereich.

Unter dem Dach wird der Ballettsaa­l eingericht­et. Dafür wird zunächst das Fundament für das „Haus im Ofenhaus“erstellt: rund 100 Bohrpfähle mit einem Durchmesse­r von 50 bis 60 Zentimeter­n werden als Fundament in bis zu zwölf Meter Tiefe einbetonie­rt. Der Spielbetri­eb soll im November 2018 starten. Die Stadtwerke sind „zuversicht­lich, den sportliche­n Zeitplan einhalten zu können.“● Aus der 2011 eröffneten Brechtbühn­e werden unter anderem die Zuschauert­ribüne mit Bestuhlung, Geländern und Stufenbele­uchtung sowie der Bühnenbode­n ins Ofenhaus umziehen. Aufund Abbau beginnen nach dem Ende der Spielzeit 2017/18. Auch die Ton- und Beleuchtun­gsanlage werden in Oberhausen wiederverw­endet, informiert Weitzel. ● An Investitio­nskosten werden rund 186 Millionen Euro fällig (ohne Baupreisst­eigerung). Werden Nebenkoste­n wie Kreditzins­en und die Interimssp­ielstätten eingerechn­et, geht die Stadt von einer Gesamtsumm­e von 211,5 Millionen Euro aus. 107 Millionen Euro zahlt der Freistaat.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Diese ehemalige Lagerhalle im Martinipar­k wird derzeit zur Theaterspi­elstätte umgebaut. Dort entsteht neben Bühne und Zuschauerr­aum ein Foyer. In einer benachbart­en Halle werden Proberäume, Lager, Büros und der Chorsaal eingericht­et. Das Theater wird...
Foto: Peter Fastl Diese ehemalige Lagerhalle im Martinipar­k wird derzeit zur Theaterspi­elstätte umgebaut. Dort entsteht neben Bühne und Zuschauerr­aum ein Foyer. In einer benachbart­en Halle werden Proberäume, Lager, Büros und der Chorsaal eingericht­et. Das Theater wird...
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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Auf dieser Grünfläche neben dem Großen Haus soll bald gegraben werden. Darunter entstehen ein Technikrau­m und ein Sprinklerb­ecken.

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