Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nepomuk ist zurück

Heimatgesc­hichte Der 200 Jahre alte Schutzpatr­on der Schmutterb­rücke von Ottmarshau­sen wurde restaurier­t und neu aufgestell­t. Wie er mit seinen Blicken die Frauen beeindruck­t

- VON REGINE KAHL

Ein Schmied und ein Maler erhielten damals jeweils sechs Gulden für die Arbeit an einem Nepomuk

Die Bürger von Ottmarshau­sen haben ihren Nepomuk zurück. Der Schutzpatr­on der Schmutterb­rücke war über Jahre verscholle­n gewesen. Jetzt wurde er aufwendig restaurier­t und neu in einem Glashäusch­en in dem Neusässer Stadtteil aufgestell­t. Am Wochenende gibt es daher ein Brückenfes­t in Ottmarshau­sen.

Die Mitglieder des Ortsgeschi­chtlichen Arbeitskre­ises Ottmarshau­sen-Hammel haben sich immer wieder an den heiligen Nepomuk neben der alten Schmutterb­rücke erinnert. Sie gaben die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages wieder aufgefunde­n wird. Die Figur des Nepomuk stand ursprüngli­ch auf dem Gelände des Biergarten­s des Gasthauses Karl Saule. Daher stammt der im Ort bekannte Ausspruch: „Der Nepomuk steht beim Saule an der Schmutterb­ruck.“

Die Freude war groß, als KarlHans Christa den schon fast verloren geglaubten Nepomuk zufällig beim Aufräumen auf dem Gelände des alten Gasthauses Saule-Christa wiederfand. Jahrzehnte­lang schlummert­e der Schutzpatr­on der Schmutterb­rücke gut verpackt auf dem Dachboden. Es wird vermutet, dass Christas inzwischen gestorbene­r Vater beim Neubau der Schmutterb­rücke die Figur aufbewahrt hatte. Sein Sohn übergab die eiserne Figur im Frühjahr 2015 dem Arbeitskre­is. Mitglied Josef Löflath sprach von einem Sensations­fund. Die Brückenfig­ur ist etwa 200 Jahre alt.

Der Zustand des etwa 140 Zentimeter großen Nepomuk sei überrasche­nd gut gewesen, erinnert sich Christine Kießling. Im äußeren Schulterbe­reich waren zwei Halterunge­n für den typischen Sternenkra­nz erkennbar, doch leider fehlte dieser. Nepomuk ist ja der einzige Heilige neben Maria, der mit einem Sternenkra­nz dargestell­t wird. Blessuren hat die Figur auch erlitten, kleine rostige Löcher deuten auf eventuelle Einschüsse hin.

Die Ortshistor­iker forschten weiter und fanden im Gemeindebu­ch weitere Hinweise auf das Alter. „Auf einer Rechnung aus dem Jahre 1815 wurde einem Schmied und einem Maler je sechs Gulden für die Arbeit an einem Nepomuk bezahlt“, erzählt Christine Kießling. Die Kosten übernahmen seinerzeit die Gutsherren von Langenmant­el. Sie kassierten allerdings auch die Zollgebühr­en, die für die Überquerun­g der Schmutterb­rücke fällig war.

Der Ortsgeschi­chtliche Arbeitskre­is beschloss, dass der Brückenhei­lige neu hergericht­et und wieder an der Schmutter aufgestell­t werden sollte. Vier Restaurato­ren wurden um ihre Meinung gefragt, auch zu den Kosten einer Restaurier­ung. Übereinsti­mmend kamen alle Fachleute zu dem Urteil, dass die Wiederhers­tellung viele Stunden in Anspruch nehmen wird. Zudem empfahlen sie, die Figur vor Regen, Kälte und Sonnenbest­rahlung zu schützen.

Es wurde für die empfindlic­he Figur eine Einhausung aus Metall und UV-Glas geplant, um sie vor Witte- und Vandalismu­s zu schützen. Robert Sailer von der Alten Schmiede Batzenhofe­n und Restaurato­r Andreas Goetzke aus Oberottmar­shausen übernahmen die Arbeiten. Mit der Stadt Neusäß wurde die Umgestaltu­ng des Platzes neben der Schmutterb­rücke abgesproch­en. Der Bauhof Neusäß fertigte dann das Fundament, ebnete und begrünte den Platz. Der Restaurato­r hielt die Ottmarshau­ser mittels Bildern über den Fortgang seiner Arbeit auf dem Laufenden. Mitte der Woche wurde der Nepomuk in das verglaste Gehäuse eingesetzt.

Als sie den fertig restaurier­ten Nepomuk erstmals sah, war Christine Kießling vom Ortsgeschi­chtlichen Arbeitskre­is von seinem Gesichtsau­sdruck, beeindruck­t. „Ich bin speziell von seinen Augen total angetan“, schwärmt sie. Die Figur schaue dem Betrachter direkt ins Gesicht. Um diesen Blickkonta­kt zu ermögliche­n, soll der Heilige im Gehäuse auch nicht zu hoch oben stehen. Der Brückenhei­lige hat auf der dem ursprüngli­chen Standort gerungsein­flüssen genüberlie­genden Flussseite seinen Platz gefunden. Das Grundstück hat Familie Christa zur Verfügung gestellt.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? In Ottmarshau­sen bauen Anton Riegel (links) und Robert Sailer an der Schmutterb­rücke die Nepomuk Figur auf. Anton Riegel ist für die Verglasung verantwort­lich, Sailer für die Metallarbe­iten. Das Fundament hatte der Bauhof Neusäß bereits zuvor gebaut.
Foto: Andreas Lode In Ottmarshau­sen bauen Anton Riegel (links) und Robert Sailer an der Schmutterb­rücke die Nepomuk Figur auf. Anton Riegel ist für die Verglasung verantwort­lich, Sailer für die Metallarbe­iten. Das Fundament hatte der Bauhof Neusäß bereits zuvor gebaut.
 ?? Foto: Sigrid Wagner ?? So sah der hl. Nepomuk aus, als er im Jahr 2015 in Ottmarshau­sen gefunden wurde.
Foto: Sigrid Wagner So sah der hl. Nepomuk aus, als er im Jahr 2015 in Ottmarshau­sen gefunden wurde.

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