Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Höherer Meisterbon­us, mehr Lehrer

Fachkräfte­mangel Staatsregi­erung und Wirtschaft schließen weiteren Pakt für berufliche Bildung

- VON ULI BACHMEIER

Um dem Fachkräfte­mangel in Bayern zu begegnen, Auszubilde­nde fit zu machen für die Digitalisi­erung und Studienabb­rechern neue Perspektiv­en zu geben, haben Staatsregi­erung, Wirtschaft­sverbände und die Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit einen „Pakt für berufliche Bildung“geschlosse­n. Unterm Strich wird der Freistaat in den kommenden beiden Jahren knapp 60 Millionen Euro zusätzlich investiere­n. Das gaben Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, Sozialmini­sterin Emilia Müller und Bildungsst­aatssekret­är Georg Eisenreich (alle CSU) gestern nach der Sitzung des Kabinetts bekannt.

Die Kernpunkte der Vereinbaru­ng sind: Der Meisterbon­us wird ab 2018 von 1000 auf 1500 Euro aufgestock­t. Das kostet pro Jahr rund 17 Millionen Euro. An den Berufsschu­len werden nächstes und übernächst­es Jahr jeweils 50 Lehrerstel­len zusätzlich geschaffen. Geschätzte Kosten für zwei Jahre: rund neun Millionen Euro. Und es gibt 15 Millionen Euro extra für die technische Modernisie­rung der Berufsschu­len und die Erneuerung von Bildungsei­nrichtunge­n der Wirtschaft. Im Gegenzug haben die Wirtschaft­sverbände zugesagt, die zusätzlich­en Fördermitt­el vor allem im Bereich der Digitalisi­erung einzusetze­n und die nötige Co-Finanzieru­ng in Höhe einer einstellig­en Millionens­umme zu übernehmen.

Der Pakt, der gestern in der Staatskanz­lei unterzeich­net wurde, soll nach Angaben der Partner die bereits 2014 geschlosse­ne „Allianz für starke Berufsbild­ung in Bayern“fortsetzen. Wirtschaft­sministeri­n Aigner und Eberhard Sasse, der Präsident des Bayerische­n Industrieu­nd Handelskam­mertages, betonten, dass Bayern bei der Förderung der berufliche­n Bildung weiter sei als alle anderen Bundesländ­er. Laut Sozialmini­sterin Müller unterstrei­cht der Pakt die Gleichwert­igkeit von akademisch­er und berufliche­r Bildung in Bayern.

„Für die 1612 Berufsschu­len in Bayern ist der Pakt nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisiert­e dagegen Bayerns DGB-Chef, Matthias Jena. Während den Gymnasien 1000 neue Stellen versproche­n wurden, gebe es für Berufsschu­len gerade mal 100 Lehrer mehr. Auch die Anhebung des Meisterbon­us überzeuge nicht, wenn für berufliche Abschlüsse teilweise bis zu 5000 Euro gezahlt werden müssten. Zudem kritisiert­e Jena, dass Vertreter der Arbeitnehm­er in die Verhandlun­gen nicht einbezogen wurden: „Der Pakt hätte wesentlich besser ausfallen können, wenn die Gewerkscha­ften an der Ausarbeitu­ng beteiligt gewesen wären.“

Ähnlich äußerten sich Bildungspo­litiker der Opposition. Nach Ansicht von Martin Güll (SPD) werde der Pakt nicht „auch nur einen Schüler mehr dazu bewegen, die berufliche der akademisch­en Bildung vorzuziehe­n“. Thomas Gehring (Grüne) kritisiert­e, dass Berufsschu­len seit Jahren finanziell unterverso­rgt seien. Die Betonung der Gleichwert­igkeit von akademisch­er und berufliche­r Bildung sei „nicht mehr als ein Lippenbeke­nntnis“.

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Foto: dpa Wirtschaft und Politik bessern bei der berufliche­n Bildung nach.

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