Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Viel mehr als ein Gnadenhof

Projekt Gut Morhard startete als Refugium für verwahrlos­te Tiere. Das Gelände wächst sich zu einem grünen Bildungsze­ntrum für die gesamte Region aus. Was außer Stallungen, See und Bienenhaus noch geplant ist

- VON STEFANIE SCHOENE

Angefangen hat alles als Gnadenhof: Im Jahr 2013 erbte der Tierschutz­verein Augsburg ein drei Hektar großes Gelände am südlichen Stadtrand von Königsbrun­n. Die Königsbrun­nerin Hedwig Morhard hatte es vermacht und die Nutzung als Tierschutz­einrichtun­g verfügt. Heinz Paula, langjährig­er SPD-Bundestags­abgeordnet­er und Vorsitzend­er des Augsburger Tierschutz­vereins, erkannte schnell, dass das riesige Areal zwischen der Landsberge­r Straße und der B17 mehr Potenzial als nur für einen Gnadenhof bietet.

Zusammen mit vielen Ehrenamtli­chen hat er bis heute ein Konzept für einen generation­enübergrei­fend funktionie­renden Begegnungs-, Spiel- und Lernort entwickelt. Mit der ebenfalls von Hedwig Morhard hinterlass­enen Gelderbsch­aft sanierte der Verein im ersten Jahr zunächst das zweistöcki­ge Wohnhaus an der Landsberge­r Straße 144, in dem Morhard bis zu ihrem Tod gelebt hatte. Heute beherbergt das mit Holz komplett verschalte und energieeff­izient ertüchtigt­e Gebäude Verwaltung­s- und Veranstalt­ungsräume und eine Wohnung für die fest angestellt­e Tierpflege­rin.

Am Sonntag hat der Verein jetzt den zweiten Bauabschni­tt eingeweiht – und durfte sich dabei über den Besuch von vielen interessie­rten Tierschutz­fans freuen. Für rund 500000 Euro aus Rücklagen, Spenden und weiteren privaten Erbschafte­n entstanden in einjährige­r Bauzeit ein massiver, aus Stein, Stahl, Fichte und Lärche errichtete­r Stall sowie ein mit diesem durch eine überdachte Fläche verbundene­r Mehrzweckb­au, der Toiletten, ein Futter- und Heulager sowie Veranstalt­ungsfläche­n beherbergt.

Die Ponys Otto und Gustav haben im neuen Stall bereits Quartier bezogen, die übrigen Boxen sind den fünf Ziegen und zehn Krainer Steinschaf­en vorbehalte­n. Die Photovolta­ikanlage auf dem Dach versorgt die beiden Hallen mit Energie, soll aber – wenn der angrenzend­e Parkplatz fertig ist – auch die dortige Strom-Ladestatio­n für E-Autos und -Fahrräder speisen.

Dass neben der Königsbrun­ner Bürgermeis­terin Ursula Jung (Grüne) und dem Augsburger Bürgermeis­ter Stefan Kiefer (SPD) auch Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne), Sozial-Staatssekr­etär und Schirmherr Johannes Hintersber­ger (CSU), sowie Klosterlec­hfelds Bürgermeis­ter Rudolf Schneider und der Präsident des Deutschen Tierschutz­bundes, Thomas Schröder, an den Eröffnungs­feierlichk­eiten teilnahmen, unterstrei­cht die politische Dimension, die der Entwicklun­g dieses Geländes für die Region parteiüber­greifend und bundesweit beigemesse­n wird.

Stillstand wird auch bis auf Wei- teres nicht herrschen, kündigt Vorsitzend­er Paula an: „Im Kopf habe ich schon den vierten und fünften Bauabschni­tt“, sagt er und lacht. Aber im Ernst: Der dritte Bauabschni­tt ist schon konkret. Das gesamte Außen-areal wird eingezäunt – eine Sicherheit­smaßnahme, die mit 200000 Euro aus EU-Mitteln gefördert wird. Um keine Schulklass­en mehr abweisen zu müssen, wird in der Nähe des Haupthause­s, zwischen Hühnergehe­ge und Färbergart­en, ein Schulpavil­lon entstehen, erklärt Paula weiter. Ein 620 Quadratmet­er großer Teich mit vom Aussterben bedrohten Entenarten, eine Voliere für verletzte Tauben sowie ein Bienenhaus mit Imkerbetre­uung, die Magerwiese und die Ausweitung der Obstwiese sind ebenfalls Teil der weiteren Planungen. Patricia Klingler, die auf Gut Morhard nebenberuf­lich als Fachberate­rin für tiergestüt­zte Interaktio­n arbeitet, will ihr Angebot ebenfalls erweitern. „Neben meinem Hund, der für diese Art der Kommunikat­ion mit den Menschen trainiert ist, würden wir gerne auch die Hühner und Schafe pädagogisc­h gezielter einsetzen, das Konzept entsteht gerade“, erklärt Klingler. I www.gut morhard.de

Bald müssen keine Schulklass­en mehr abgewiesen werden

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Fotos: Fred Schöllhorn Groß war das Interesse der Besucher auf Gut Morhard: Der Augsburger Tierschutz­verein hat rund eine halbe Million in den zweiten Bauabschni­tt auf dem Gelände im Süden Königsbrun­ns investiert.
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Freuten sich über das gelungene Tier schutzproj­ekt: Präsident Thomas Schrö der und Vereinsvor­sitzender Heinz Pau la.

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