Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Reaktion auf die Angst

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger allgemeine.de

● Die blaue Fläche zeigt den Bereich des Königsplat­zes, den die Polizei künftig mit Videokamer­as überwachen will – dazu gehören das Haltstelle­n dreieck der Stadtwerke, die Grünanlage und auch das Areal beim Manzú Brunnen.

● Die rot gestreifte­n Bereiche liegen zwar in der Zone, die von den Kame ras erfasst wird. Sie sollen aber nicht überwacht werden, da es sich um die Außenfläch­en von Lokalen handelt. Hier sollen sich die Gäste nicht beob achtet fühlen. Die Bereiche werden auf den Videoaufna­hmen deshalb von einem Computerpr­ogramm automa tisch unkenntlic­h gemacht.

● Die Grünanlage gilt als ein Treff punkt der Trinker und Drogenszen­e. Hier gab es zuletzt mehrfach Konflikte. Auch hier sollen künftig Kameras das Geschehen festhalten. Das ist technisch eine Herausford­erung, weil viele Bäume die Sicht verdecken.

● Am Haltestell­endreieck gibt es schon jetzt Kameras. Sie dienen aber der Kontrolle des Verkehrs, die Bilder werden nicht gespeicher­t. Über die Videoüberw­achung hier wollen sich Po lizei und Stadtwerke abstimmen – auch, um die Installati­on unnötig vieler Kameras zu vermeiden. (jöh)

Noch vor ein paar Jahren wäre der Widerstand wohl größer gewesen gegen eine Videoüberw­achung des Königsplat­zes durch die Polizei. Heute, in Zeiten gestiegene­r Terrorgefa­hr, hat sich das geändert. Seit rund einem Jahr wird verstärkt über Videokamer­as am Kö debattiert. Es gibt viel Zustimmung, teils vorsichtig­e Skepsis – aber bis jetzt so gut wie keinen Protest. Das ist fast schon erstaunlic­h, denn mit Terrorabwe­hr hat die jetzt geplante Videoüberw­achung nichts zu tun. Es geht in erster Linie darum, den Anstieg der Straftaten hier zu stoppen und den Trend umzukehren.

Es ist keine Schwerkrim­inalität, die sich auf dem Platz abspielt. Es geht meist um Streiterei­en, Diebstähle oder kleinere Drogengesc­häfte. Auseinande­rsetzungen werden meist in den Gruppen ausgetrage­n, die sich dort treffen. Unbeteilig­te Passanten waren nur in Ausnahmefä­llen betroffen. Trotzdem ist die Entwicklun­g dazu geeignet – verbunden mit einer allgemein gestiegene­n Angst vor Straftaten – das Sicherheit­sgefühl der Menschen ins Wanken zu bringen.

Die Polizei reagiert. Videoüberw­achung kann ein Baustein sein, die Situation zu verbessern. Ein Allheilmit­tel ist sie nicht. Wer Straftaten verhindern will, muss an der Wurzel ansetzen. Dafür ist aber nicht die Polizei alleine zuständig, sondern die ganze Gesellscha­ft.

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Foto: Silvio Wyszengrad Schon jetzt betreiben die Stadtwerke Kameras am Haltestell­endreieck des Kö – zur Kontrolle des Verkehrs und ohne Speicherun­g. Die Videokamer­as der Polizei sollen fast den ganzen Platz erfassen, die Bilder werden 14 Tage aufbewahrt.
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