Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Reaktion auf die Angst
● Die blaue Fläche zeigt den Bereich des Königsplatzes, den die Polizei künftig mit Videokameras überwachen will – dazu gehören das Haltstellen dreieck der Stadtwerke, die Grünanlage und auch das Areal beim Manzú Brunnen.
● Die rot gestreiften Bereiche liegen zwar in der Zone, die von den Kame ras erfasst wird. Sie sollen aber nicht überwacht werden, da es sich um die Außenflächen von Lokalen handelt. Hier sollen sich die Gäste nicht beob achtet fühlen. Die Bereiche werden auf den Videoaufnahmen deshalb von einem Computerprogramm automa tisch unkenntlich gemacht.
● Die Grünanlage gilt als ein Treff punkt der Trinker und Drogenszene. Hier gab es zuletzt mehrfach Konflikte. Auch hier sollen künftig Kameras das Geschehen festhalten. Das ist technisch eine Herausforderung, weil viele Bäume die Sicht verdecken.
● Am Haltestellendreieck gibt es schon jetzt Kameras. Sie dienen aber der Kontrolle des Verkehrs, die Bilder werden nicht gespeichert. Über die Videoüberwachung hier wollen sich Po lizei und Stadtwerke abstimmen – auch, um die Installation unnötig vieler Kameras zu vermeiden. (jöh)
Noch vor ein paar Jahren wäre der Widerstand wohl größer gewesen gegen eine Videoüberwachung des Königsplatzes durch die Polizei. Heute, in Zeiten gestiegener Terrorgefahr, hat sich das geändert. Seit rund einem Jahr wird verstärkt über Videokameras am Kö debattiert. Es gibt viel Zustimmung, teils vorsichtige Skepsis – aber bis jetzt so gut wie keinen Protest. Das ist fast schon erstaunlich, denn mit Terrorabwehr hat die jetzt geplante Videoüberwachung nichts zu tun. Es geht in erster Linie darum, den Anstieg der Straftaten hier zu stoppen und den Trend umzukehren.
Es ist keine Schwerkriminalität, die sich auf dem Platz abspielt. Es geht meist um Streitereien, Diebstähle oder kleinere Drogengeschäfte. Auseinandersetzungen werden meist in den Gruppen ausgetragen, die sich dort treffen. Unbeteiligte Passanten waren nur in Ausnahmefällen betroffen. Trotzdem ist die Entwicklung dazu geeignet – verbunden mit einer allgemein gestiegenen Angst vor Straftaten – das Sicherheitsgefühl der Menschen ins Wanken zu bringen.
Die Polizei reagiert. Videoüberwachung kann ein Baustein sein, die Situation zu verbessern. Ein Allheilmittel ist sie nicht. Wer Straftaten verhindern will, muss an der Wurzel ansetzen. Dafür ist aber nicht die Polizei alleine zuständig, sondern die ganze Gesellschaft.