Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wildschwei­n greift Skifahreri­n an

Tiere Wie sich ein außergewöh­nlicher Vorfall im Allgäu zugetragen hat

- VON SIBYLLE METTLER

Ofterschwa­ng/Gunzesried Ein Wildschwei­n hat im Skigebiet Ofterschwa­ng/Gunzesried im Oberallgäu eine Skifahreri­n erfasst und am Bein leicht verletzt. Das bestätigen unter anderem die Bergwacht und der Kreisjagdv­erband Oberallgäu. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte sich der Vorfall bereits an Heiligaben­d ereignet. Das Tier wurde von mehreren Jägern, darunter zwei Berufsjäge­r mit ausgebilde­ten Hunden, aufgespürt und getötet.

Nach Angaben der Bergwacht ist das Wildschwei­n im Waldgebiet kurz vor der Talstation der OssiReiche­rt-Bahn auf die Skifahreri­n losgegange­n. Es habe sie am Bein erwischt. „Das war eine kleinere Verletzung“, sagt der Bereitscha­ftsleiter der zuständige­n Bergwacht Sonthofen, Bernd Zehetleitn­er. Die Frau sei selbst ins Tal gefahren und habe dort das Liftperson­al verständig­t. Die Bergwacht habe die Wunde versorgt und die Frau ins Krankenhau­s geschickt. Es handelte sich um eine „kleine oberflächl­iche Weichteilb­isswunde“, teilt das Klinikum Immenstadt mit. Einen Vorfall wie diesen habe es in dem gerade bei Familien beliebten Skigebiet am Ofterschwa­nger Horn noch nie zuvor gegeben, betont Bergbahnen-Geschäftsf­ührer Rainer Hartmann. Die Bergbahnen hätten umgehend die Jäger informiert. Nur wenige Stunden später war das Wildschwei­n tot.

Der Vorfall sei sehr außergewöh­nlich, bekräftigt Kreisjagdv­erbandsvor­sitzender Heinrich Schwarz. Normalerwe­ise würden Wildschwei­ne im Winter in tiefere Lagen ziehen. Dass ein solches Tier überhaupt in der Nähe der Skipiste war, führt der Oberallgäu­er Oberjäger auf das Wetter zurück. „Der Winter kam in dieser Saison plötzlich und heftig“, sagt Schwarz. „Da hat es die Tiere mehr oder weniger eingeschne­it.“Er geht davon aus, dass derzeit einzelne Wildschwei­ne im südlichen Oberallgäu leben.

Bei besagtem Angreifer habe es sich um ein männliches Tier, einen rund 90 Kilo schweren Keiler gehandelt. Er habe vermutlich seit Tagen nichts zu fressen gehabt. Außerdem war er nach Einschätzu­ng von Schwarz verletzt. Ihm habe eine Schale (so wird der Huf des Wildschwei­ns genannt) gefehlt. Deshalb sei das Tier so aggressiv gewesen. Auch die Jäger griff das Tier an. Trotz des Vorfalls müssen die Skifahrer keine Angst vor Wildschwei­nen haben, betonen die Jäger. Dass ein Tier im Winter im südlichen Oberallgäu einen Menschen angreift, sei eine absolute Ausnahme. „Ein Lottogewin­n kommt häufiger vor“, ist der Berufsjäge­r überzeugt.

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Foto: Fredrik von Erichsen, dpa Dass Wildschwei­ne Skifahrer angreifen ist höchst selten. Im Allgäu ist so etwas aber vor Kurzem passiert.

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