Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Millionenr­aub im Promi Hotel

Ermittlung­en Fünf Männer stehlen säckeweise Juwelen im Pariser Ritz. Die Polizei schnappt drei von ihnen. Zwei Räubern gelingt die Flucht. Die Gegend ist edel, aber gefährlich

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Es hätte ein perfekter Raubüberfa­ll mit einer Riesenbeut­e werden können. Schmuck und Uhren im Wert von mehr als vier Millionen Euro waren zumindest kurzzeitig schon im Besitz der Täter. Doch sie haben offenbar nicht damit gerechnet, dass die Sicherheit­svorkehrun­gen im Pariser Luxushotel Ritz so perfekt funktionie­ren und Polizisten so schnell da sein würden. Deshalb ging ihr räuberisch­er Plan nicht ganz auf.

Drei von fünf Männern, die das Fünf-Sterne-Haus am schicken Place Vendôme in Paris am Mittwochab­end überfielen, konnten unmittelba­r gefasst und festgenomm­en werden; zwei waren gestern Abend weiter auf der Flucht. Die Beute wurde später sichergest­ellt. Spektakulä­r bleibt der Überfall trotzdem.

Es herrscht noch belebtes Treiben in dem im Herzen von Paris gelegenen Viertel, als „plötzlich ein lauter Schlag ertönte“, so erzählt es später ein Angestellt­er des Hotels gegenüber französisc­hen Medien. „Wir hörten Lärm und viel Radau auf der Straße, Passanten suchten Zuflucht im Hotel.“Drei Vermummte, mit Äxten und Schusswaff­en ausgerüste­te Männer, sind über den Hintereing­ang des Hotels eingedrung­en und haben die Glasvitrin­en zerschlage­n, hinter denen Schmuckhän­dler edle Stücke ausstellen. Rasch füllen die Räuber ihre mitgebrach­ten Taschen mit dem Diebesgut. Einen Teil der Beute werfen sie durch ein Fenster zwei wartenden Komplizen zu. Die fahren mit einem Motorrad und einem Auto davon; das Motorrad verletzt Medien zufolge bei der rasenden Jagd in falscher Richtung durch eine Einbahnstr­aße einen Passanten. Der Fahrer verliert einen Beutel mit Schmuckstü­cken. Das Auto wird später rund 20 Kilometer nördlich von Paris ausgebrann­t gefunden.

Die drei Einbrecher im Inneren des Hotels wollen wieder über den Hintereing­ang fliehen, doch dort ist das Tor verriegelt. Noch direkt vor Ort werden sie von Polizisten, die in der Nähe auf Patrouille unterwegs waren, verhaftet. Berichten zufolge kommt es zu einem Schusswech­sel, bei dem aber niemand verletzt wird.

Innenminis­ter Gérard Collomb lobte nach dem Überfall „die Kalt- blütigkeit und Profession­alität der Polizeibea­mten“. Wie aus polizeilic­her Quelle bekannt wurde, handelt es sich bei den Festgenomm­enen um knapp 30-jährige Männer aus einem sozialen Brennpunkt im Norden von Paris, die wegen bewaffnete­n Diebstahls, Gewalt und Hehlerei bereits polizeibek­annt waren.

Das Ritz-Hotel gehört dem ägyptische­n Geschäftsm­ann Mohamed Al-Fayed, dem Vater von Dodi AlFayed, der 1997 mit Lady Di bei einem Autounfall starb. Berühmthei­ten wie Coco Chanel oder der Schriftste­ller Ernest Hemingway logierten einst dort. Zum Stolz des Hauses gehört eine Einkaufsga­lerie, in der Luxusmarke­n ihre Produkte ausstellen. Bereits seit 2014 hat die Polizei die Sicherheit­svorkehrun­gen im Viertel verstärkt, da in den vergangene­n Jahren mehrere Edel-Juweliere überfallen wurden. Für besonderes Aufsehen sorgte im Herbst 2016 der Überfall auf US-Star Kim Kardashian in einem anderen Pariser Hotel, der sogar Schmuck und Wertsachen im Wert von neun Millionen Euro gestohlen wurden. Doch nicht alle Verbrecher gehen mit Gewalt vor: Erst im Dezember gelang es einem „Kunden“, einem Juwelier zwei Diamanten und zwei Ringe im Wert von insgesamt fast fünf Millionen Euro zu entwenden. Er ersetzte die Schmuckstü­cke klammheiml­ich durch gefälschte.

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Foto: Michel Euler, AP, dpa Am Tag nach dem Überfall ermittelte die Polizei rund um das Pariser Ritz Hotel. Es gehört dem Vater von Lady Dis Geliebtem Dodi Al Fayed, der 1997 mit der Prinzessin bei einem Unfall starb.

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