Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Das gehört zur Aufarbeitu­ng“

Skispringe­n Seit seinem Sturz auf der Flugschanz­e am Kulm vor zwei Jahren sitzt Lukas Müller im Rollstuhl. Am Wochenende kehrt der 25-jährige Österreich­er an den Unglücksor­t zurück

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Bad Mitterndor­f An den Ort seines Horrorstur­zes kehrt Lukas Müller freiwillig zurück. Zwei Jahre nach dem fatalen Unfall, der Österreich­s Skispringe­r beinahe das Leben gekostet hat, will der 25-Jährige in Bad Mitterndor­f emotional einen großen Schritt zur Normalität machen. „Dass ich an den Ort des Geschehen zurückkomm­e, das gehört zur Aufarbeitu­ng mit dazu“, sagte Müller. Wie es ihm auf der Flugschanz­e am Kulm gehen wird, will er nicht voraussage­n. Dass er die Rückkehr überhaupt wagt, macht ihn stolz. Müller bei seinem Bruder in Australien. Fünf Wochen blieb er dort und bereitete sich auf den emotionale­n Moment vor, der ihn am Kulm jetzt erwartet und den er vom Zeitpunkt her bewusst gewählt hat. Von Skispringe­n und der Vierschanz­entournee hat er in Australien nur wenig mitbekomme­n, wenngleich er die Weltcup-Szene noch immer interessie­rt und gespannt verfolgt. „Er war schon immer ein großer Kämpfer“, sagt Österreich­s Top-Skispringe­r Stefan Kraft über Müller.

Durch das Training und die Physiother­apie macht er Fortschrit­te. Menschen mit einer inkomplett­en Querschnit­tslähmung erleiden aber auch immer wieder Rückschläg­e. Als großes Geschenk seiner Springerko­llegen sieht Müller, dass diese ihn nach dem schweren Sturz so behandelte­n wie davor. Auch wenn er nicht mehr richtig laufen und nicht mehr springen kann, ist ihm eines wichtig, zu betonen: „Ich bin auf mein Genick gefallen, aber nicht auf meinen Kopf.“

„Ohne Krücken geht gar nichts. Dann mache ich genau einen Schritt und falle um.“

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