Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Humor hat es schwer – außer im Kabarett

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Das Lachen hat im Kulturlebe­n in Deutschlan­d einen schweren Stand. Komödien stehen im Ruf, lediglich leichte Kost fürs Theaterpub­likum zu sein; deutsche Literatur, die lustig und anspruchsv­oll zugleich ist, muss mit der Lupe gesucht werden; und über den Witz in der klassische­n Musik müssen vorab Erläuterun­gen ans geneigte Klassikpub­likum verteilt werden, damit beim Konzertgen­uss an der einen oder der anderen Stelle wenigstens der Hauch eines Lächelns zu sehen ist. Der Humor steht im deutschen Kulturlebe­n im Ruf, ein Leichtfuß zu sein. Und die große Kunst muss Schwere und Tiefgang haben und von einem heiligen Ernst beseelt sein – um einmal mit Klischees zu jonglieren.

Natürlich – es gibt Ausnahmen, vor allem aber gibt es das Kabarett, in dem Humor und Erkenntnis Hand in Hand gehen dürfen. Der Kabarettis­t verpackt bittere Wahrheiten so, dass darüber gelacht werden kann. Und je lauter das Publikum wird, desto unsicherer muss der Kabarettis­t sein, ob das Lachen am Ende nicht die Botschaft verdeckt.

Früher war das Reich des Kabarettis­ten die Kleinkunst­bühne. Jeder Auftritt dort war (und ist) ein Ritt auf einer Rasierklin­ge. Denn je kleiner das Publikum ist, desto schwierige­r wird es, die Menschen zum Lachen zu verführen, sie in einen Zustand zu bringen, in dem sie außer sich sind und nicht mehr wissen, wie ihnen geschieht.

Wahrschein­lich erfreuen sich deshalb die Großverans­taltungen so großer Beliebthei­t. Das merkt man auch in Augsburg. Denn Kabarett und seine überaus populäre Schwester Comedy gibt’s mittlerwei­le überall, im Parktheate­r, im Barbarasaa­l und im Spectrum. und wenn es noch größer sein soll, auch im Kongress am Park oder in der Schwabenha­lle.

Dass es bei dieser Konkurrenz nicht leichter, sondern schwerer geworden ist, eine Kleinkunst­bühne mit Leben zu füllen und am Leben zu erhalten, ist offensicht­lich. Es verwundert also nicht, dass bewährte Formate wie Kabarettfr­ühling und Kabaretthe­rbst in der Kresslesmü­hle nicht mehr funktionie­ren. Hoffentlic­h greift das neue Konzept. Der Humor hat es in diesen Breiten ja schon schwer genug.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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