Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Prinzessin aus der Kleiderkammer
Fasching Wie in Westendorf gebrauchte Kleider zu prächtigen Kostümen für die fünfte Jahreszeit werden und wo es dieses Angebot noch gibt
Weißer Tiger, Ballkönigin oder doch lieber Superheld? Beim ersten Secondhand-Faschingsmarkt der Saison im Pfarrheim St. Georg Westendorf ist die Auswahl an Kostümen groß. Auch Perücken, Hüte und Utensilien für den Fasching aus zweiter Hand gehören zum Angebot der Aktion Hoffnung. Pfarrer Ulrich Lindl, Aufsichtsratsvorsitzender der kirchlichen Hilfsorganisation, erklärt: „Wir wollen eine Wertschätzung für die Kleidung an sich und die Wiederverwendung vermitteln.“
Der Faschingsmarkt wurde vom Kindergarten St. Georg in die Wege geleitet und in Zusammenarbeit mit der Pfarrei durchgeführt. Pfarrer Norman D’Souza betont, wie viel vor allem der Kindergarten für die Kooperation mit der Aktion Hoffnung getan hat – so verkauft der Elternbeirat Kaffee und Kuchen zwischen Bienen- und Piratenkostümen, Ganzkörperanzügen und Kleidern.
Hinter der Benefiz-Verkaufstour der Aktion Hoffnung stecken 16 Jahre Erfahrung, so Lindl. Bis 3. Februar werden 60 Secondhand-Faschingsmärkte in ganz Bayern verwirklicht: Dazu rollen neun Lastwagen parallel los – voll beladen mit Kostümen, Umkleidekabinen, Spiegeln und einer Kasse - alles „fertig verpackt“. Dazu sagt Elfriede Reiser, Leiterin des Kindergartens in Westendorf: „Es war alles sehr gut organisiert, wir hatten keinen großen Aufwand.“Gleichwohl sei die Aktion auf „das herausragende ehrenamtliche Engagement der Gruppen in Pfarrgemeinden, Verbänden und Kindertagesstätten angewiesen“, betont Pfarrer Lindl.
Alle Reinerlöse der Märkte kommen Entwicklungsprojekten weltweit zugute: Im letzten Jahr konnten 19 Projekte mit 45 000 Euro unterstützt werden. „In Deutschland bringt der Fasching Lebensfreude“, schildert der Vorsitzende des Aufsichtsrats. „Für syrische Flüchtlingskinder ist es Lebensfreude, wenn sie in den Flüchtlingslagern, bestehend aus Containern und Zelten, zur Schule gehen dürfen.“Gerade dafür setze sich die Aktion Hoffnung finanziell ein.
Auch Gregor Uhl, Geschäftsführer der Aktion Hoffnung, war beim Faschingsmarkt in Westendorf anwesend. Er beschreibt, wie die Inhalte von Kleiderbehältern in ganz Bayern gesammelt und aussortiert werden: So stammen die hochwertigen Faschingskostüme für die Märkte aus einem Fundus von mehreren Tausend Tonnen Secondhand-Kleidung, dazu gehöre auch Ware aus Italien.
Elfriede Reiser bestätigt die Qualität der Kostüme, vom perlenbestickten Rock bis zu Unikaten aus den 70er und 80er Jahren. Die Aktion beschreibt sie als „Selbstläufer“: Zwischen den Kleiderständern wuseln Faschingsfreunde hin und her. „Die Kinder sind sehr begeistert, viele sind mit ihren Eltern hergekommen“, fügt die Kindergartenleiterin hinzu. Pfarrer Lindl formuliert es so: „Es handelt sich um ein preiswertes Familienangebot, welches das Bewusstsein der Kinder schärft und ebenso alle Beteiligten erfüllt und begeistert.“
Auch im Landkreis sind weitere Gemeinden mit Secondhand-Faschingsmärkten der Aktion Hoffnung vertreten: Neben Westendorf machte bereits ein LKW der Hilfsorganisation in Zusmarshausen Halt, es folgen noch Stationen in Gersthofen (heute) und Diedorf (Freitag, 19. Januar).
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Die Liste aller Märkte findet sich im Internet unter www.aktion hoffnung.de/ mobile faschingsmaerkte