Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie Studenten Flüchtlingen helfen
Soziales Seit drei Jahren gibt es in Augsburg die „Law Clinic“. Was hinter dem Projekt steckt
Augsburg Manchmal, sagt Patricia Payome Villoria, hätten die Flüchtlinge ganz einfache Fragen. Etwa, wie man eigentlich einen Richter anspricht, wenn eine Asylklage vor dem Verwaltungsgericht verhandelt wird. Oft allerdings geht es in der „Law Clinic“in Augsburg um komplexere Themen: um Schwierigkeiten im Ausländer- und Asylrecht allgemein, um die Vorbereitung auf die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, um Mietstreitigkeiten, um Verträge.
Die Law Clinic, das ist, kurz gesagt: eine ehrenamtliche studentische Rechtsberatung für Flüchtlinge und Helfer. Seit drei Jahren existiert das Projekt an der Universität Augsburg, die Juristin Patricia Payome Villoria ist die Direktorin der Law Clinic, deren Vertreter nun Zwischenbilanz gezogen haben. Das Projekt ist ziemlich groß geworden. Rund 80 Studenten beteiligen sich derzeit. Mittlerweile, sagt Mitgründerin und Jura-Studentin Melanie Jogschies, gebe es Erstsemester, die auf Teilnahmebogen angeben, extra wegen der Law Clinic nach Augsburg gekommen zu sein. Ein Nebeneffekt für Studenten: Sie sammeln durch das Engagement juristische Praxiserfahrung. Die juristische Beratung eines Anwalts ersetzt das Angebot indes nicht und soll es auch nicht, sondern quasi als niederschwellige Vorstufe dienen.
Alleine im vergangenen Jahr kamen für die ehrenamtlichen Helfer rund 300 Beratungsstunden zusammen. Meistens in den Räumen der juristischen Fakultät in Augsburg, manchmal bei den Flüchtlingen vor Ort, etwa in der Erstaufnahmeeinrichtung in Donauwörth.
Unterstützt wird die Law Clinic unter anderem von der Rechtsanwaltskammer und der Stadt Augsburg. Stefan Kiefer (SPD), Sozialreferent und Zweiter Bürgermeister der Stadt, hält viel von dem Projekt. Fünf Studenten haben mittlerweile die Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernommen. Seit Mai 2016 gibt es auch die von Studenten gegründete „Language Clinic“in Augsburg, um Sprachbarrieren in der Beratung zu überbrücken. Der Dolmetscherpool umfasse mittlerweile 15 verschiedene Sprachen, heißt es von dem Projekt.
Dazu gibt es konkrete Überlegungen, die Arbeit der Law Clinic auszuweiten. Sie könnte, so der Gedanke, nicht mehr nur Ausländer- und Asylrecht umfassen, sondern beispielsweise das Thema Mietrecht, und damit nicht nur für Flüchtlinge zur Verfügung stehen.