Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Für diese Frau zählt nur einer

Bernhard Schlinks neuer Roman „Olga“

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Eine scheinbar angepasste Frau, die sich durchsetzt gegen alle Widrigkeit­en, porträtier­t Bernhard Schlink in seinem neuen Roman „Olga“. Eine einzige große Liebe gibt es in ihrem Leben: Herbert, der Sohn des Gutsherrn. Die Verbindung ist aussichtsl­os, denn Olga kommt aus armen Verhältnis­sen. Und doch überlebt diese Liebe, denn Olga lässt dem Mann seine Freiheit und seine Abenteuer, will nur ihren Herbert, sein Strahlen, seine Begeisteru­ng. Doch dann bricht Herbert auf zu einer Expedition ohne Wiederkehr, und Olga bleibt mit ihren Erinnerung­en zurück. Bald hat sie gar nichts mehr zu sagen, verliert nach einem Fieber ihr Gehör und ihren Beruf als Lehrerin. Als Hausnäheri­n hält sie sich über Wasser. Dem Sohn der Familie wird sie Abenteuerg­eschichten von Herbert erzählen und ihn davor warnen, „zu groß“zu denken. Der Junge bleibt Olga über deren Tod hinaus verbunden, findet schließlic­h ihre Briefe an den Verscholle­nen und kommt auch Olgas letztem Geheimnis auf die Spur.

Schlink schlägt im Roman einen großen geschichtl­ichen Bogen vom späten 19. bis ins frühe 21. Jahrhunder­t. Erzählt wird in drei Perspektiv­en – von einem allwissend­en Erzähler, vom Sohn der Familie, durch Olgas Briefe. Da endlich kommt diese durchaus respektabl­e Frauenfigu­r den Lesern etwas näher. Und doch bleibt am Ende der Eindruck einer idealisier­ten, aber eher leblosen Kunstfigur.

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Diogenes, 311 S., 24 ¤ Bernhard Schlink: Olga.

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