Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„0,0“Anrufe für den lang geforderte­n Rufbus

Nahverkehr Kein einziger Fahrgast aus den Ortsteilen in Baar und Thierhaupt­en nutzt seit Einführung im Mai das Angebot. Bürger forderten seit Jahren Anbindung zum Bahnhof Meitingen. Jetzt zieht der Kreisentwi­cklungsaus­schuss die Notbremse

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Baar/Aichach Auf Bürgerwuns­ch hat der Kreis im Mai eine Rufbuslini­e von Baar über die Ortsteile und Thierhaupt­en als Verbindung zum Bahnhof nach Meitingen eingericht­et, doch der Probebetri­eb endet jetzt mit einem ernüchtern­den Ergebnis: Kein einziges Mal ist der Service bislang in Anspruch genommen worden. Der zuständige Abteilungs­leiter im Landratsam­t Georg Großhauser brachte in der Sitzung des Kreisentwi­cklungsaus­schusses die Bus-Anforderun­g so auf den Punkt: „0,0.“Weil das Wittelsbac­her Land trotzdem für die Bereitstel­lung bezahlen muss, stoppten die Kreisräte jetzt das Experiment. Zum 31. März wird die Linie eingestell­t. Eigentlich sollte der Versuch bis Ende des Jahres 2018 laufen.

Auch der Baarer Bürgermeis­ter Leonhard Kandler (CSU), Mitglied im Ausschuss, stimmte dem Aus zu. „In jedem Hof stehen heute fünf Autos“, sagte er: Bevor man den Rufbus kommen lasse, fahre man schneller selbst. Auf Bürgervers­ammlungen sei die Verbindung dagegen gefordert worden, berichtete Kandler den Kollegen: „Aber Forderunge­n zu stellen gehört ja heute zu einem modernen Menschen, und dann nimmt es keiner an.“

Vor einem Jahr hatte der Ausschuss den Versuch auf den Weg gebracht (wir berichtete­n mehrmals). Nach einigen gescheiter­ten Projekten im nördlichen Teil des Wittelsbac­her Landes (Adelzhause­n– MVV-Anbindung in Odelzhause­n oder Aindling–Bahnhof Langweid) in den vergangene­n Jahren sollte mit der Verbindung nach Meitingen wieder ein Anlauf für eine Verbesseru­ng des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) zu einem

Nachbarlan­dkreis genommen werden. Der Probebetri­eb war angelegt auf 20 Monate. Zum einen geht es dabei um eine Verlängeru­ng der bestehende­n Buslinie 410 von Thierhaupt­en bis Unterbaar (Haltestell­e Bräustüber­l, ungefähr jede Stunde). Dieser Versuch wird übrigens zumindest bis Ende 2018 weitergefü­hrt und dann anhand der Nachfrage über den Regelbetri­eb entschiede­n. Zusätzlich wurde auch der stündliche Rufbus für die Ortsteile der beiden Kommunen eingeführt. Der Niederflur­kleinbus sollte nur nach telefonisc­her Anmeldung fahren und die Ortsteile Weiden, Hözlarn (beide Markt Thierhaupt­en) sowie Heimpersdo­rf und Lechlingsz­ell (beide Gemeinde Baar) anbinden. Diese neue Linie wurde mit den fahrplanmä­ßigen Fahrten der Regionalli­nie 410 an der Haltestell­e Marktplatz in Thierhaupt­en abgestimmt, und die ist wiederum mit den Abfahrtzei­ten der Züge am Bahnhof in Meitingen verknüpft.

Die Kosten für den kompletten Versuch zwischen Baar und Meitingen (100000 Euro im Jahr) teilen sich die Kreise Aichach-Friedberg und Augsburg (je 30 Prozent) und die Kommunen (je 20 Prozent). Für die Fahrgäste entstehen keine Mehrkosten, es kommen die AVVVerbund­tarife zur Anwendung. Thierhaupt­en und Baar wünschten sich diese Verbesseru­ng übrigens seit Langem. Die Gemeinderä­te hatten dazu entspreche­nde Beschlüsse gefasst.

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Archivfoto: Andreas Lode Die Rufbusline für die Baa rer Ortsteile wurde seit Mai kein einziges Mal angeforder­t.

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