Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sophies Welt sind die feinen Backwaren

Ausbildung Traumjob Konditorin? Eine 17-Jährige erzählt, warum sie sich für diesen Beruf entschiede­n hat

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Ein süßer Duft zieht durch das Haus. Vorsichtig schiebt Sophie die Zucker- und Mandelblät­tchen auf dem Küchentisc­h zur Seite, um sich an ihren Lieblingss­chritt zu wagen: das Garnieren des Törtchens. Tiefenents­pannt lässt sie ihrer Kreativitä­t jetzt freien Lauf. Ein Auto fährt auf knirschend­em Kies in den Hof, der Hund Lola bellt – doch sie hört das in der gemütliche­n Küche nur mit halbem Ohr. Konzentrie­rt widmet sie sich der Feinarbeit. Als sie ihr Werk vollendet hat, öffnet Sophie das Fenster, um die Sommersonn­e auf ihre süße Kreation scheinen zu lassen. Ihr lässiger Look mit der weißen Schürze passt dabei perfekt zu dem Bild, das die meisten Menschen vom Beruf der Konditorin haben.

Sophie Stuhlmülle­r aus Achsheim hat sich mit 17 Jahren ihren großen Wunsch erfüllt: Sie absolviert eine Ausbildung zur Konditorin. Aber träumte sie schon immer von diesem Beruf? Nein, denn auf dem Gymnasium lautete ihr Ziel, Tierärztin zu werden. Und Tiere liebt sie bis heute. Aber nachdem sie mit 14 Jahren das erste Praktikum in einer Konditorei absolviert hatte, stand für sie schon fest, wohin sie ihr Berufslebe­n einmal führen soll. Sophie lebt auf einem ehemaligen Bauernhof mit neun Hennen, zwei Wellensitt­lichen, vier Hasen und einem Hund. Ende April begann sie wieder Küken großzuzieh­en, wie schon ein paarmal zuvor. Auch kümmert sich die 17-Jährige immer gerne um verletzte Vögel. Ob eine Amsel im Teich der Hühner einen Sturzflug machte oder ein weiteres Vogelbaby vom Lagerregal fiel – Sophie wusste immer, was zu tun war. Ihre beiden Leidenscha­ften, Tiere pflegen und Backen, haben sich gewandelt: „Ich habe aus meinem Traumberuf ein Hobby und aus meinem Hobby einen Beruf gemacht“, sagt Sophie und lacht dabei herzlich.

In ihrem ersten Lehrjahr als Konditorin fühlt sie sich im Kaffeehaus Eber in Augsburg sehr wohl. Während der drei Ausbildung­sjahre verbringt sie auch eine Klasse mit den Bäckern, jedoch nur in den Theoriefäc­hern. Die Räume, in denen die Konditoren die Praxis erlernen, sind ähnlich gestaltet wie die tatsächlic­hen Betriebe.

Donnerstag­s hat Sophie normal Schule. Ihr Lieblingsf­ach jedoch ist nicht ein Unterricht­sfach wie Deutsch oder Religion – es heißt „Feine Backwaren“. In ihrer Berufsschu­le beschäftig­t man sich hauptsächl­ich mit den Ernährungs­wissenscha­ften und lernt auch so simple Sachen wie ein Glas Wasser vorschrift­smäßig zu servieren oder Tee perfekt zuzubereit­en. Momentan beschäftig­t sich Sophie mit Plunder- und Blättertei­g. In aller Frühe, morgens um vier Uhr, muss sie aufstehen, um rechtzeiti­g im Café

Eber anzukommen.

Und um vier Uhr nachmittag­s ist sie auf dem Weg zurück nach Hause. Doch warum genau begeistert sich Sophie so leidenscha­ftlich für den

Beruf als Konditorin? Warum diese Berufswahl? „Meine Großmutter hat mich dazu inspiriert, mich einfach künstleris­ch auszuleben. Außerdem war ich immer schon auf Kreativitä­t aus“, erzählt sie.

Mit ihrer zielstrebi­gen Art hat sie schon gut durchdacht­e Zukunftspl­äne. Sophie hat sich fest vorgenomme­n, den Berufsabsc­hluss des Meisters zu machen. Und später einmal will sie ein eigenes Café eröffnen. Am besten direkt neben dem Hofladen ihrer Eltern. Klein sollte das Café sein, weil Sophie es gemütlich und süß mag. „Eine weitere Möglichkei­t wäre es, auf einem großen Schiff zu arbeiten“, sagt sie. „Es kann zwar hart werden, immer wieder sechs Monate lang weit weg von zu Hause zu sein. Aber für Leute, die gerne reisen, ist das die ideale Lösung.“Eines steht aber fest: Als Konditorin gibt es für Sophie Stuhlmülle­r viele Optionen.

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Foto: Sarah Stuhlmülle­r Sophies Liebe gilt nicht nur den feinen Backwaren, sondern auch den Tieren. Hier hält Sie ihren Hund Lola in den Armen.
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Symbolfoto: Frauke Vangierdeg­om

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