Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Italien wird zur Belastungs­probe

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Eine der Erkenntnis­se dieses Jahres lautet: Populisten sind beharrlich­er, als Optimisten glauben. Sie kleben an ihren Verspreche­n fest. Als Klientel-Politiker, die nicht das große Ganze, sondern das viele Kleine im Blick haben, schreiten sie ausdauernd zur Wählerbesc­herung. Da klingelt das Glöckchen das ganze Jahr. In Rom scheinen die populistis­chen Klebkräfte nicht viel geringer als in Washington ausgeprägt zu sein. So schmeichel­n sich die Politiker bei den Bürgern mit Wohltaten ein, denen eines gemeinsam ist: Sie sind teuer und gehen auf Kosten anderer. Wenn FünfSterne-Bewegung und Lega Menschen einen früheren Ruhestand gönnen, müssen das jüngere Generation­en bezahlen. Das ist simple Umverteilu­ngspolitik, die für die Eurozone brandgefäh­rlich ist.

Italien könnte zur nächsten großen Belastungs­probe für die Geldgemein­schaft werden. So steht Brüssel vor der großen Aufgabe, die notorische­n Schuldenma­cher in Rom zur Ordnung zu rufen und zur Umkehr zu bewegen. Ein schweres Unterfange­n gegenüber einem Land und seinen stolzen Menschen, die sich ungern von den EU-Herrschern erziehen lassen.

Doch wenn die Brüsseler Pädagogik nicht fruchtet, könnte eine Italien-Krise das einstige Chaos um Griechenla­nd deutlich übertreffe­n.

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