Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schwarze Schafe haben es leicht

- VON SONJA KRELL sok@augsburger-allgemeine.de

Je mehr Details im Fall des Narkosearz­tes ans Licht kommen, der Patienten mit Hepatitis C infiziert haben soll, desto mehr Fragen tauchen auf: Wie konnte es unentdeckt bleiben, dass ein Anästhesis­t, den die Kollegen seit vielen Jahren kennen, medikament­ensüchtig ist? Und wie konnte er sich regelmäßig am „Giftschran­k“des Donauwörth­er Krankenhau­ses bedienen, ohne dass jemand etwas davon bemerkt?

Fest steht: Ein Anästhesis­t muss ungehinder­ten Zugang zu Medikament­en haben. Denn er muss im Ernstfall schnell reagieren können, um Leben zu retten. Letztlich ist es aber so: Wer diese Macht missbrauch­en will, der schafft es in dieser Position auch – erst recht, wenn er kriminelle Energie an den Tag legt, erst recht, wenn jemand psychisch krank ist.

Entscheide­nd ist es daher, Warnzeiche­n früh zu erkennen. Wichtig ist ein aufmerksam­es Umfeld am Arbeitspla­tz. Kollegen, die sich trauen, jemanden auf seine Probleme anzusprech­en, die nicht die Augen vor psychische­n Problemen und Suchtkrank­heiten verschließ­en. Gerade weil die Arbeitsbel­astung in den Kliniken extrem zugenommen hat, weil Ärzte und Pflegekräf­te oft am Limit arbeiten.

Die Krankenhau­sleitung in Donauwörth wiederum muss die anderen, offenen Fragen klären und die Vorgänge transparen­t machen. Das ist sie den Patienten schuldig.

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