Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Bayern scheitern am Grundgeset­z

- VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger-allgemeine.de

Wenn sich überhaupt jemand mit dem Grundgeset­z in Deutschlan­d auskennt, dann ist es wohl der FC Bayern. Das haben uns die Münchner im vergangene­n Oktober bei einer eigens dazu einberufen­en Pressekonf­erenz so eindrucksv­oll demonstrie­rt, dass wir nur noch verschämt zu Boden blicken konnten. Aber von den Bayern lernen, heißt auch fürs Leben lernen. Deshalb ist uns der Artikel 1 des Grundgeset­zes so in Fleisch und Blut übergegang­en, dass wir ihn heute selbst im volltrunke­nen Zustand noch auswendig aufsagen können.

Bis vor kurzem hat sich bei uns die Meinung zementiert: Die Bayern und das Grundgeset­z sind eine Symbiose wie Dick und Doof, wie Marianne und Michael oder wie Pommes und Fritz. Stimmt so aber nicht. Zwischen dem FC

Bayern und dem Grundgeset­z sind deutliche Risse erkennbar. Wir sprechen jetzt über Artikel 5 des Grundgeset­zes: Das Recht der freien Meinung.

Die hatte kürzlich Sky-Experte Dietmar Hamann geäußert. Der ehemalige Profi des FCB hat dabei tatsächlic­h die Qualitäten von Stürmer Robert Lewandowsk­i in Frage gestellt und seinem Ex-Klub nahegelegt, den Angreifer perspektiv­isch zu ersetzen. Das hätte er sich lieber verkniffen.

Der Sturm der Entrüstung aus Richtung Säbener Straße ließ nicht lange auf sich warten. Bayerns Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic wittert eine Verschwöru­ng und rät dem Fernsehsen­der Sky, über das Problem Hamann „nachzudenk­en.“Klingt etwas nach Mafia. Nun, unter Polizeisch­utz muss man Hamann nicht stellen, zumal der ehemalige Profi etliche Fürspreche­r hinter sich geschart hat. So wie den früheren Fernseh-Kommentato­r Marcel Reif.

Oder Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl: „Es ist nicht mein Anrecht, alle Kritiker mundtot zu machen. Ich muss das als Person auch ein Stück weit ertragen.“Fakt ist, der FC Bayern München ist diesmal krachend am Grundgeset­z gescheiter­t.

Vielleicht sollten es die Bayern einfach mal mit den Zehn Geboten probieren. „Du sollst Brazzo, Uli und Karl-Heinz ehren.“Oder so ähnlich.

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Dietmar Hamann
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H. Salihamidz­ic
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