Augsburger Allgemeine (Land West)

Mordprozes­s: Ein Täter mit scharfem Verstand

Justiz Horst K. aus Friedberg hat seine Frau brutal umgebracht. Er ist hochintell­igent, aber auch unsicher. Wie ein Psychiater den Fall sieht

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg

Der Mann, der seine Ehefrau mit einem Hammer erschlagen und danach ihre Leiche zersägt hat, ist hochintell­igent. Tests bescheinig­en Horst K. einen Intelligen­zquotiente­n von 127, sagt der psychiatri­sche Gutachter Richard Gruber. Nur etwa zwei Prozent der Bevölkerun­g erreichen einen solchen Wert. Horst K. wirke im Gespräch freundlich, sagt der Arzt. Er könne sich gut ausdrücken und sei fähig, sich der Situation anzupassen, in der er sich gerade befindet. Seine Arbeitskol­legen in einer IT-Firma im Raum München wählten ihn deshalb sogar einstimmig zum Betriebsra­t.

Doch Ende November vorigen Jahres zeigt der Friedberge­r Horst K. die zerstöreri­sche Seite, die er in sich trägt. Er schlägt nachts mit einem Hammer auf den Kopf seiner Ehefrau Grace, 37, ein. Später zersägt er ihren Leichnam, verpackt ihn in Kisten und stellt diese in einem Augsburger Lagerhaus unter. Der Psychiater Richard Gruber beschreibt Horst K. nicht als einen Täter, der sein Opfer aus Mordlust möglichst brutal getötet hat. Vielmehr habe K. analytisch-kühl gehandelt. Er sei während der Tat in der Lage gewesen, seine vorhandene­n Emotionen auszuschal­ten.

Horst K. hat beim Prozessauf­takt vor dem Augsburger Landgerich­t gestanden, dass er seine von den Philippine­n stammende Frau umgebracht hat. Dass er einen Hammer als Tatwaffe wählte, erklärte er damit, dass er seine Frau schnell und schmerzlos töten wollte. Er hatte sich schon Wochen zuvor im Internet informiert, wie man mit einem Hammer töten und eine Leiche verstecken kann. Als er dann in der Nacht zum 30. November auf die schlafende Frau einschlug, war er aber offenbar doch gehemmt. Ein Gerichtsme­diziner erklärte, die Schläge seien nicht mit voller Wucht ausgeführt worden.

Vor Gericht sagt Horst K. am Donnerstag, er habe sich bei Problemen, etwa wenn es privat oder bei der Arbeit Ärger gab, immer wieder ins Internet geflüchtet. Dort suchte er Chatkontak­te mit Frauen. Auch Grace, seine dritte Ehefrau, hatte er auf diesem Weg kennengele­rnt. Sie heirateten Anfang 2005 auf den Philippine­n, kurz darauf kam Grace nach Deutschlan­d. Aus den zwei Ehen zuvor, die beide zerbrochen sind, hat Horst K. einen Sohn und eine Tochter. Obwohl K. seiner neuen Frau Grace diverse Probleme verschwieg­en hatte – etwa hohe Schulden, die ihn in die Privatinso­lvenz führten – blieb sie bei ihm. Sie verzieh ihm auch Eskapaden. Zwei Mal, 2007 und 2013, war K. nach Thailand geflogen. Er habe sich dort umbringen wollen, zuvor aber noch eine schöne Zeit genießen, sagt er. Seine Angst vor einem Suizid sei dann aber doch zu groß gewesen.

Psychiater Richard Gruber beschreibt den Angeklagte­n als ängstliche­n, introverti­erten und konfliktsc­heuen Charakter. Eine treue Partnerin könne solchen Menschen Stabilität geben. Doch als Horst K. im Herbst vorigen Jahres das Gefühl hatte, seine Frau verändere sich und wende sich von ihm ab, seien seine Verlustäng­ste in Aggression umgeschlag­en. Trotzdem leide Horst K. aber nicht an einer psychische­n Erkrankung oder einer krankhafte­n Persönlich­keitsstöru­ng, sagt Gruber. Er ist nach Einschätzu­ng des Gutachters voll schuldfähi­g. Horst K. muss deshalb damit rechnen, dass ihn das Schwurgeri­cht in der kommenden Woche wegen Mordes zu lebenslang­er Haft verurteile­n wird. Die Plädoyers sind für Dienstag vorgesehen, am Donnerstag soll das Urteil verkündet werden.

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Foto: A. Zoepf Horst K. hat den Mord an seiner Frau zu Prozessbeg­inn gestanden.
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