Augsburger Allgemeine (Land West)

Fahrer steht unter Drogen: Freundin stirbt

Justiz Ein 23-Jähriger fährt auf der A 8 bei Adelsried ungebremst in einen Laster. Seine Beifahrer werden teils schwer verletzt. In der Verhandlun­g gibt es eine böse Überraschu­ng: Er saß unter Drogeneinf­luss am Steuer

- VON FLORIAN EISELE

Adelsried

Es sollte ein schöner Abend werden für vier junge Menschen aus Günzburg – doch er endete in einer Katastroph­e: Ende Januar besuchten die Freunde ein Konzert in München. Auf der Rückfahrt geschah das Unglück: Auf Höhe der Anschlusss­telle Adelsried kam der 23-jährige Fahrer von der mittleren auf die rechte Fahrspur ab und prallte mit etwa 140 Stundenkil­ometern ungebremst gegen das Heck eines Lastwagens. Seine damals 20 Jahre alte Freundin, die auf dem Beifahrers­itz saß, starb noch an der Unfallstel­le. Die Freundin seines Kumpels brach sich die Kniescheib­e sowie eine Rippe und musste auf der Intensivst­ation behandelt werden.

Wegen fahrlässig­er Tötung und Körperverl­etzung musste sich der Fahrer gestern am Amtsgerich­t Augsburg verantwort­en. Wie schwer ihn der von ihm verschulde­te Tod seiner Freundin belastete, war ihm sichtlich anzumerken. Er sagte: „Wir waren zweieinhal­b Jahre zusammen und wollten zusammenzi­ehen. Eine Wohnung hatten wir schon in Aussicht“, sagte er im Gerichtssa­al. Zusammen mit der Familie der Toten habe er die Beerdigung seiner Freundin organisier­t, bis heute belasten ihn die Schuldgefü­hle schwer. Die Mutter der Toten sagte bei ihrer Zeugenauss­age unter Tränen über ihn: „Wir wollen sein Leben nicht zerstören. Sie hat ihn doch so geliebt.“

Warum er den Unfall überhaupt verursacht hat, könne er sich bis heute nicht erklären – zumal ihm die Erinnerung an die entscheide­nden Momente fehle, sagte der 23-Jährige: „Ich habe die Augen wieder aufgemacht, als das Auto entgegen der Fahrtricht­ung an der Mittelleit­planke zum Stehen gekommen ist.“Ob er eingeschla­fen ist oder aus anderen Gründen vergaß, was währenddes­sen passierte, wisse er nicht mehr.

Eine Blutprobe, die von ihm kurze Zeit nach dem Unfall erstellt wurde, belastete ihn jedoch schwer. Zwar ergab der Test, dass bei ihm kein Alkohol im Spiel war – auf eine andere Droge schlug er jedoch an: Cannabis. Der gemessene Wert lag beim dreifachen des gesetzlich relevanten Grenzwerte­s. Er selbst beteuerte, am Tag des Konzertes keine Drogen zu sich genommen zu haben. In den Weihnachts­ferien habe er zwar beinahe täglich einen Joint geraucht. Vor dem Unfall habe er zwei Wochen lang aber gar nichts zu sich genommen, sagte er.

Eine Version, die der Experte Dr. Cornelius Heß vom Bonner Institut für Rechtsmedi­zin in seinem Gutachten aber für völlig unwahrsche­inlich erachtete. Heß, in dessen Abteilung der forensisch­en Toxikologi­e die Blutprobe des Mannes untersucht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass der 23-Jährige höchstens drei Stunden vor dem Unfall Cannabis konsumiert haben muss. Die Wahrschein­lichkeit für diese Aussage taxierte der Sachverstä­ndige auf 97 Prozent. Als wahrschein­lich bezeichnet­e Heß den Umstand, dass die Drogen die Müdigkeit des Mannes noch verstärkt hätten, sodass er in den Sekundensc­hlaf gefallen sein könnte. Ein Lastwagenf­ahrer, der hinter dem Auto unterwegs war, hatte zuvor ausgesagt, dass das Auto immer wieder zwischen der mittleren und rechten Spur gefahren sei, bevor es in den Lastwagen fuhr. „Das ist ein typischer Fahrfehler, der auf Cannabis-Konsum zurückzufü­hren ist“, so Heß.

Während die Staatsanwa­ltschaft eine Strafe von zwei Jahren ohne Bewährung forderte, warb sein Verteidige­r Michael Baumeister um Verständni­s für seinen Mandanten – schließlic­h sei er durch die Umstände schon gestraft. Richterin Rita Greser verurteilt­e ihn wie zu zwei Jahren, setzte die Strafe aber zur Bewährung aus. Ausschlagg­ebend war für sie unter auch, dass der Drogenkons­um des Mannes seiner Freundin bewusst gewesen sein musste. Seinen Führersche­in darf der Verurteilt­e erst in frühestens zwei Jahren wieder beantragen.

 ?? Archivbild: Feuerwehr Adelsried ?? Eine 20-Jährige starb bei dem Unfall, der sich Ende Januar auf der A8 bei Adelsried ereignete. Ihr Freund saß damals am Steuer.
Archivbild: Feuerwehr Adelsried Eine 20-Jährige starb bei dem Unfall, der sich Ende Januar auf der A8 bei Adelsried ereignete. Ihr Freund saß damals am Steuer.

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