Augsburger Allgemeine (Land West)
Dinkelscherbener müssen erst später zahlen
Geld Für die neue Wasserversorgung werden die Bürger zur Kasse gebeten. Doch die Bescheide verzögern sich
Dinkelscherben
Die Dinkelscherbener bekommen noch eine Schonfrist: Sie müssen die Beiträge für die neue Wasserversorgung – in manchen Fällen ein vierstelliger Betrag – erst nächstes Jahr zahlen. Dafür gibt es zwei Gründe: Die neue Wasserversorgung verzögert sich. Und die Erstellung der Bescheide ist aufwendiger wie geplant. Sie werden wohl erst im März 2017 versandt. Eigentlich wäre die erste von drei Raten schon heuer fällig gewesen.
Der Hintergrund: Dinkelscherben braucht eine neue Wasserversorgung. Sie wird nach vorläufigen Berechnungen fast 6,1 Millionen Euro kosten. Weil die Wasserversorgung per Gesetz kostendeckend sein muss, muss die Gemeinde diese Kosten auf die Bürger umlegen. Im Februar hat der Marktrat beschlossen: 50 Prozent der Kosten, also gut drei Millionen Euro, werden über sogenannte Verbesserungsbeiträge erhoben. Das heißt: Besitzer von bebauten und bebaubaren Grundstücken müssen eine bestimmte Summe, aufgeteilt in drei Raten, zahlen. Sie wird abhängig von Grundstücks- und Geschossfläche berechnet und kann mehrere Tausend Euro betragen.
Doch diese Berechnung ist sehr kompliziert. Seit Mai läuft im Rathaus die Datenerfassung der Flächen. Es gab sie nämlich bisher noch nicht digital, erklärte Christine Gruber in der Gemeinderatssitzung. Dies ist aber nötig, damit die Verwaltung später die Bescheide erstellen kann. Für diese Aufgabe hat die Gemeinde sogar vorübergehend zwei zusätzliche Teilzeitkräfte angestellt. Mittlerweile sind fast 2900 Anwesen erfasst. 89 davon sind besonders knifflige Fälle, weil es zum Beispiel große Betriebe sind. Um die kümmert sich nun ein Fachbüro, das betroffene Gebäude und Grundstücke vor Ort vermessen wird – auch um Rechtssicherheit zu haben, falls es Widersprüche gibt. Aber auch die Fälle, die die Verwaltung selbst beantragt, sind zu einem großen Teil nicht eindeutig: 875 Besitzer haben schon Post aus dem Rathaus mit einer ist dabei auf die Ehrlichkeit der Bürger angewiesen. Albert Zott (CSU) bezweifelte in der Gemeinderatssitzung, ob alle richtige Angaben machen werden. Gruber erklärte, im Zweifel habe die Gemeinde das Recht, die Angaben im Haus zu überprüfen. Ab Mitte März sollen die Bescheide schließlich straßenzügeweise versandt werden.
Der Bau der neuen Wasserversorgung stockt, weil es noch nicht genügend Brunnen gibt, die für ausreichend Wasser sorgen. Im Schmellerforst hatte die Gemeinde Anfang 2015 zwar nach langer Suche einen geeigneten Standort für zwei neue Brunnen gefunden, doch nach der Bohrung stellte sich heraus, dass diese nicht genügend Leistung bringen. Deshalb hat der Wasserwirtschaftsausschuss kürzlich zwei weitere Standorte für Brunnen im Schmellerforst definiert. Für die Bohrungen ist allerdings erst wieder eine Genehmigung nötig. Und klar ist: „Beliebig viele Brunnen können wir auch nicht bohren“, sagt Bürgermeister Edgar Kalb – das sei ja auch eine Kostenfrage.
Bisher gibt es für Dinkelscherben zwei getrennte Wassernetze. Ein Tiefbrunnen am Freibad versorgt den Hauptort und die nördlichen Ortsteile, zwei Flachbrunnen bei Oberschöneberg die südlichen Ortsteile. Die wasserrechtliche Genehmigung für die drei Brunnen läuft Ende des Jahres aus. Die Gemeinde hat nun eine Verlängerung bis Mitte 2018 beantragt.
Sie sucht auch weiterhin nach einem Weg, wie sie den bestehenden Tiefbrunnen am Freibad sanieren kann. Dann könnte er weiter betrieben werden und die neuen Anlagen unterstützen. Doch für eine Untersuchung müsste er vier Wochen vom Netz genommen werden. Auch das hat die Gemeinde beantragt – die Antwort stehe aber noch aus, sagt Kalb.