Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Supermond – jetzt auch für drinnen
Museum Um die Rolle des Erdtrabanten in der Kunst dreht sich die neue Ausstellung in der Villa Rot. Leuchtet das Gestirn heutzutage noch so hell wie in der Romantik?
Burgrieden
Dieser Supermond hat einige entscheidende Vorteile. Kein Hochnebel und keine Wolke kann die Sicht auf ihn verstellen, er ist auch tagsüber sichtbar und kann vom Betrachter bequem umrundet werden. Wenige Tage, nachdem Menschen überall auf der Welt gebannt zum Nachthimmel blickten, um den extragroßen Vollmond zu bestaunen, ist das Gestirn im Museum Villa Rot in Burgrieden-Rot (Landkreis Biberach) angekommen. Als Reliefglobus im Maßstab eins zu einer Million, hergestellt nach Daten der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Weltweit gibt es kein genaueres Modell des Himmelskörpers.
Die Themenausstellung „Nun scheint in vollem Glanze“in der südlich von Ulm gelegenen Villa Rot dreht sich um die Rolle des Mondes in der Kunst. Vor allem in der Romantik huldigten die Künstler dem Erdtrabanten als Sinnbild der Sehnsucht nach dem Höheren und Wunderbaren. Spätestens, seitdem Neil Armstrong 1969, von 600 Millionen Menschen im Fernsehen beobachtet, als erster Mensch die Mondoberfläche betrat, ist der Erdbegleiter jedoch vorrangig das Ziel rationaler Betrachtungen. Insofern ist das 3,50 Meter hohe, wissenschaftlich exakte Mondmodell im Anbau der Villa ein passender Prolog für die ästhetische Auseinandersetzung.
Die beginnt ebenfalls in den verdunkelten Raum: mit den blinkenden Flugobjekten des Düsseldorfer Künstlers Johannes Gehrke, die den Mond wie Satelliten zu umkreisen scheinen – bei genauem Hinsehen aber aus Elektroschrott bestehen. Ähnlich irdisch das auf einem Touchscreen abrufbare Online-Projekt „moonmoonmoonmoon.com“der beiden Weltkünstler Ai Weiwei und Olafur Eliasson: Benutzer können bei diesem eine virtuelle Mondkugel mit eigenen Botschaften beschriften. Diese wird dadurch bisweilen zum Ersatz für die Wand einer Schultoilette. Auch bei Robert Longo, der ihn als fotorealistische Kohlezeichnung zeigt, ist der Mond eher Ikone als Sehnsuchtsobjekt.
Mondromantik hält in dieser Ausstellung vorrangig auf einigen aus dem Museum Biberach entliehenen Nachtbildern aus dem 19. Jahrhundert auf. Die Gegenwart hingegen fremdelt – zumindest in der Villa Rot – ein wenig mit Caspar David Friedrichs Liebling. Wohl auch deshalb begibt sich die Ausstellung in eine entferntere Umlaufbahn: So inszeniert das Duo Cortis & Sonderegger die Verschwörungstheorie um die angeblich gefakte Apollo11-Landung, von der daneben auch die „echten“Fotos zu sehen sind. Piet Wessing widmet sich gar dem angeblichen Ufo-Absturz von Roswell: Sind die Aliens unter uns?
„Nun scheint in vollem Glanze“gibt interessante Aufschlüsse über das Verhältnis des Menschen zum Weltraum im Allgemeinen und zum Mond im Besonderen. Und sie tut dies mit Augenzwinkern. Vor allem bei dem Film „Moon Goose Country“über ein so charmantes wie humorvolles Projekt der Künstlerin Agnes Meyer-Brandis. Diese ließ sich von einem obskuren Roman des englischen Geistlichen Francis Godwin (1562 – 1633) inspirieren, in dem der Protagonist von Teneriffa aus mit eigens abgerichteten Gänsen zum Mond reist. Der Film zeigt, wie Meyer-Brandis elf Gänse zu Astronauten ausbildet. Erde an Mond: Der Traum von dir lebt weiter. O
„Nun scheint in vollem Glanze“wird am Sonntag, 20. November, im Museum Villa Rot, Schlossweg 2, in Burgrieden-Rot eröffnet. Danach läuft die Schau bis 26. Februar.
Ausstellung Blues
• Keb’ Mo’ & Band: That Hot Pink Blues Album – Live 2015 (Kind Of Blue Music/H’Art)
Liedermacher Folk, Weltmusik & ethnische Musik
• Anne-Mari Kivimäki: Lakkautettu Kylä (Nordic Notes/Broken Silence) • Elza Soares: The Woman At The End Of The World (Mais Um Discos/Indigo) • Kayhan Kalhor, Aynur, Salman Gambarov, Cemîl Qoçgirî: Hawniyaz (Latitudes/Harmonia Mundi)
Hörbuch
• Stephan Göritz: Krieg ist nicht gut für den Frieden – Kabarettisten und der Erste Weltkrieg. Dieter Hildebrandt u.a. (Duo-Phon-Records)
Kinder- & Jugendaufnahmen
• Karlheinz Koinegg: Metamorphosen – Erzählt nach den Geschichten des Ovid. Torben Kessler, Irm Hermann u.a. (Der Hörverlag)