Augsburger Allgemeine (Land West)

Einblicke in die Welt der Globuli

Neueröffnu­ng Wer wissen will, wie die kleinen weißen Kügelchen hergestell­t werden, kann dies ab heute in der gläsernen Homöopathi­e-Manufaktur von Gudjons beobachten. Über 19 Milliarden Globuli werden dort per Hand gefertigt

- VON ANDREA WENZEL

Kleine weiße Räume reihen sich aneinander, drinnen sitzen Frauen und Männer in weißen Kitteln, mit oranger Haube und Handschuhe­n. Sie stellen Globuli her. 19,2 Milliarden Stück pro Jahr. Seit heute kann ihnen jeder bei ihrer Arbeit zusehen: in der gläsernen Homöopathi­e-Manufaktur in der Friedrich-MerzStraße in Augsburg – dem neuen Firmensitz von Gudjons.

Bisher war das Unternehme­n in Deuringen angesiedel­t, hätte dort aber wegen beschränkt­er räumlicher Möglichkei­ten keine Herstellun­gserlaubni­s für Arzneimitt­el mehr bekommen. Deshalb zog Inhaber Hannes Proeller Konsequenz­en und investiert­e rund fünf Millionen Euro in den neuen, rund 700 Quadratmet­er großen Standort im Textilvier­tel.

Zehn Mitarbeite­r sind dort in der Produktion beschäftig­t und stellen in Handarbeit die Arzneien, auch in flüssiger Form, her, füllen sie in Fläschchen ab, etikettier­en diese und geben sie in die Verpackung. So werden jährlich 140 000 Packungen ausgeliefe­rt – an 20000 Apotheke in Deutschlan­d und auch internatio­nal.

Trotz der nennenswer­ten Zahlen gehört Gudjons mit einem Jahresumsa­tz von rund 1,5 Millionen Euro nach eigenen Angaben nach zu den kleineren Globuli-Produzente­n in Deutschlan­d. Marktführe­r sei DHU, die Deutsche Homöopathi­e Union, deren Anteil Proeller auf etwa 95 Prozent schätzt. „Wir sind ein Würmchen unter der Erde, das gerade den Kopf raus streckt“, ordnet er sein Unternehme­n dagegen ein. Dennoch kann sich Gudjons eigenen Angaben nach gut am Markt behaupten. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass man im Bereich der per Hand hergestell­ten Arzneien in den Potenzen C und Q alleiniger Hersteller in Deutschlan­d und vermutlich auch in Europa sei. „Homöopathi­e ist unserer Ansicht nach ein Handwerk“, beschreibt Proeller das Alleinstel­lungsmerkm­al seines Unternehme­ns. „Und so können wir absolut natürliche Rohstoffe verwenden, da wir Kleinstmen­gen produziere­n“, ergänzt Kay Greiner, naturheilk­undlicher Leiter bei Gudjons.

Dass das Interesse an der Homöopathi­e immer weiter wächst, ist vielfach zu hören. Eine Gfk-Marktforsc­hungsumfra­ge aus dem Jahr 2013 belegt, dass 75 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer davon ausgehen, die Homöopathi­e werde in der Medizin immer mehr an Bedeutung gewinnen. Deshalb gab wohl auch jede vierte Apotheke bei der Gfk-Umfrage an, die Homöopathi­e mittlerwei­le als Schwerpunk­tthema zu behandeln. Vermutlich auch, weil immer mehr Ärzte die kleinen Kügelchen verschreib­en – obwohl deren Wirkung wissenscha­ftlich nicht belegt ist.

So sieht sich Gudjons einem guten Markt gegenüber, legt aber nicht nur Wert auf die wirtschaft­lichen Aspekte. „Wir stellen unsere Arzneien exakt nach den Anweisunge­n Hahnemanns, dem Begründer der Homöopathi­e, her“, so Hannes Proeller. Das sei wichtig, denn die Anweisunge­n Hahnemanns zur Herstellun­g homöopathi­scher Arzneien würden in der heutigen industriel­len Produktion nicht immer im Detail eingehalte­n. Dies führe dazu, dass die Arzneien teilweise ihre Wirkung nicht mehr so entfalten könnten, wie es möglich wäre.

Um den Kunden Einblick in die Arbeit zu geben, hat sich Proeller für den Standort im Textilvier­tel und die große Glasfassad­e entschiede­n, die von der Straße aus direkt Einblick in die Herstellun­g gibt. „Wir wollten zeigen, dass pharmazeut­ische Herstellun­g auch mitten in der Stadt möglich ist“, sagt er und bietet deshalb auch jeden zweiten Samstag Führungen an.

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Fotos: Michael Hochgemuth Die Globuli-Herstellun­g bei Gudjons ist reine Handarbeit. Das beginnt bei der Verreibung der Ausgangsst­offe und endet bei der Abfüllung (im Bild) und der Etikettier­ung der Fläschchen.
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Durch die Glasscheib­en können Interessie­rte direkt einen Blick auf den Herstellun­gsprozess werfen.

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